Ärger mit den Algen

Zamdorf · BA 13 kritisiert Baureferat: Sanierter Zamilasee droht erneut umzukippen

Wenige Wochen herrschten idyllische Zustände. Nach starkem Sonnenschein bildeten sich giftgrüne Algenmassen (rechts oben und links unten), die das Baureferat entfernte. Doch die Teppiche kommen wieder (rechts unten, Aufnahme vom 19.4.). F: hgb, priv.

Wenige Wochen herrschten idyllische Zustände. Nach starkem Sonnenschein bildeten sich giftgrüne Algenmassen (rechts oben und links unten), die das Baureferat entfernte. Doch die Teppiche kommen wieder (rechts unten, Aufnahme vom 19.4.). F: hgb, priv.

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Der in Zamdorf wohnhafte CSU-Politiker fordert – nach erst vor Kurzem erfolgter Sanierung – per Dringlichkeitsantrag das städtische Baureferat/Gartenbau auf, geeignete Maßnahmen einzuleiten, um ein erneutes Umkippen des Gewässers aufgrund massiven Algenwachstums zu verhindern.

Weil der Lokalpolitiker in der Begründung anführte, dass »der Verdacht eines Sanierungspfusches sowie einer Steuergeldverschwendung nahe liegt«, lehnte die SPD-Fraktion das mehrheitlich befürwortete Ansinnen ab. Kurios war die Bemerkung von Fraktionssprecherin Karin Vetterle: »Wir haben aber nicht gegen den Inhalt gestimmt.«

Der Hintergrund: Im vergangenen Herbst war der Zamilasee extrem verdreckt, überwiegend eine stinkende Brühe (der Bogenhausener Anzeiger berichtete). Mentner hatte daher im Oktober im BA 13 die Sanierung – das Baureferat hatte sie damals bereits eingeplant – gefordert. Bedingt durch die exzessive Fütterung von Vögeln, Enten, Gänsen und Fischen war der See dringend sanierungsbedürftig. Denn durch die vermehrte Kotausscheidung der Tiere hatte das Wasser zu viele Nährstoffe enthalten, der Sauerstoffgehalt war kontinuierlich gesunken. »Der See ist umgekippt, das ist für jeden ersichtlich«, meinte Kilian Mentner seinerzeit.

Bis Mitte Februar sanierten Mitarbeiter des Baureferats den See vier Wochen lang im wahrsten Sinn des Wortes von Grund auf. Für die Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten – die Kosten betragen laut Referats-Pressesprecherin Dagmar Rümenapf rund 200.000 Euro – musste der See zunächst abgefischt werden. Danach konnte die Brühe abgelassen, die Schlammschichten mit Schaufelladern entfernt und entsorgt werden. Das war die Voraussetzung, um die Wasserqualität grundlegend zu verbessern. In den ökologisch wertvollen Pflanzenbestand an den ufernahen Zonen des Zamilasees – vor allem entlang der Nordseite – war nicht eingegriffen worden.

»Es herrschten für wenige Wochen karibische Zustände mit türkisem Wasser. Nach kurzer Zeit begann jedoch ein ungebremstes Algenwachstum«, erläuterte Kilian Mentner im Kommunalparlament. »Es ist biologisches Grundwissen, dass ein übermäßiges Algenwachstum in kurzer Zeit zum Umkippen eines Gewässers mit unerträglicher Geruchsbelästigung führt.«

In der Tat: Der von Bäumen, Büschen, Spazierwegen und einem Biergarten eingesäumte Zamilasee präsentierte sich Anfang April frisch herausgeputzt. Das Wasser war sauber, stellenweise glasklar. Doch binnen weniger Tage änderte sich der Zustand radikal – grässlich-grüne Schlammmassen, wohin man auch schaute.

An einigen Münchner Gewässern sei dieser Tage festzustellen, dass sich Grünalgen gebildet hätten, die auch an der Oberfläche schwämmen, erklärte das Baureferat. Es handle sich hierbei um kleinere, eher flache Seen mit asphaltierter Sohle – wie eben der Zamilasee. Durch die schlagartig einsetzenden frühsommerlichen Temperaturen erwärmte sich das Wasser sehr schnell – und die natürlichen Algen konnten sich durch die bis zum Wassergrund guten Lichtverhältnisse infolge der Reinigung und durch das gute Nährstoffangebot an sonnigen Tagen explosionsartig vermehren. Laut des Baureferats gelangen die Nährstoffe auch mit dem Grundwasser sowie durch die Fütterung von Wassertieren und deren Ausscheidungen in die Gewässer.

Die Natur regelt sich hier weitgehend selbst: Sobald die Wasserpflanzen wachsen, entsteht für die Algen eine Nährstoffkonkurrenz – und das Algenwachstum geht naturgemäß stark zurück. Um »zumindest vorübergehend noch zusätzlich eine Verbesserung zu erreichen«, so das Baureferat, wurden und werden – auch am Zamilasee – die Algenteppiche »so weit wie möglich entfernt.«

Kilian Mentner mutmaßte und kritisierte im Stadtteilgremium: »Bei der Sanierung wurde wohl nur der Stöpsel gezogen: Altes Wasser raus, frisches Wasser rein. Wenn Hunde von dem Wasser trinken, kriegen sie Durchfall.« Es seien bei der Sanierung nur die Symptome behandelt worden, mutmaßte der CSU-Mann. »Die Maßnahmen waren offensichtlich völlig unzureichend. Die Wasserzufuhr muss verbessert werden. Das Hauptproblem ist ein fehlender Abfluss. Das riecht nach Steuergeldverschwendung.« BA-Vize-Vorsitzender Robert Brannekämper assistierte seinem Parteifreund Mentner: »Wir erwarten, dass eine Sanierung nachhaltig ist. Es darf nicht nach ein paar Wochen wieder der alte Zustand herrschen.«

Algenteppiche mühevoll entfernt

Inzwischen haben Mitarbeiter des Baureferats die Algenteppiche in mühevoller Arbeit entfernt, dazu wurden rund um den See Plakate mit der Überschrift »Warum ist unser See so grün?« zwecks Erklärung für Spaziergänger aufgehängt.

Nun heißt’s in den kommenden Wochen und Monaten »Schau’ mer mal«. Werden die Algenteppiche regelmäßig entfernt? Regelt die Natur das Problem von selbst? Kann ein erneutes Umkippen des Zamilasees verhindert werden? Und: Was passiert mit dem Gewässer, wenn die Sonne im Sommer mal richtig sticht und die Temperaturen gen 35 Grad tendieren? H. G. Blessing

Artikel vom 21.04.2015
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