120 Jahre echte Hilfe

Zentrum · »IN VIA« feiert Jubiläum und darf sich selbst feiern lassen

120 Jahre lang hat »IN VIA« oft im Verborgenen gearbeitet. Zum Jubiläum gab es am Hauptbahnhof einen jubiläumsweißen Flashmob.	Foto: IN VIA

120 Jahre lang hat »IN VIA« oft im Verborgenen gearbeitet. Zum Jubiläum gab es am Hauptbahnhof einen jubiläumsweißen Flashmob. Foto: IN VIA

Zentrum · Mit einem Flashmob am Hauptbahnhof hat die Organisation »IN VIA e.V.« kürzlich ihr Jubiläum eingeleitet. Entstanden ist der Verein vor 120 Jahren zur Unterstützung der Mädchen vom Land, die nach München gekommen waren, um Arbeit zu finden.

Der Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit mit Sitz in der Goethestraße gründete in München 1897 die erste katholische Bahnhofsmission. Heute betreibt der Verein außerdem Jugendwohnheime für Mädchen in Ausbildung und hilft Frauen in Gewaltsituationen.

Mit bunten Luftballons haben sich 120 Mitarbeiter, ehrenamtliche Helfer und Bewohnerinnen der Jugendwohnheime von »IN VIA« in der vergangenen Woche in der Schalterhalle des Hauptbahnhofs versammelt, um ihre Organisation mit einem Geburtstagsständchen zu würdigen. Ziel der Aktion sei gewesen, die Öffentlichkeit auf die Aufgaben des Vereins aufmerksam zu machen, sagt Barbara Igl, Vorsitzende der Organisation. Die bekannteste davon dürfte die Münchner Bahnhofsmission sein, die der Verein ins Leben gerufen hat und nun gemeinsam mit dem Evangelischen Hilfswerk unterhält. Doch nur wenige wissen, was dort wirklich geschieht. »Menschen in Nor können dort jederzeit hingehen und finden immer jemanden zum Reden«, sagt Igl. Da das Angebot völlig offen sei, seien gesellschaftliche Veränderungen hier stark spürbar. Bemerkbar mache sich etwa der starke Zustrom von Flüchtlingen in München: »Aber auch die Zunahme von psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung stellen wir fest.« Am Monatsende sei der Andrang stets besonders hoch: »Viele kommen dann zu uns, um Tee und Brot zu bekommen.« Zunächst biete die Bahnhofsmission zwar nur kurzfristige Hilfe. Jedoch sei die Einrichtung gut vernetzt und könne den Bedürftigen dauerhafte Unterstützung vermitteln.

Allerdings ist der Verein auch seinem Gründungsauftrag treu geblieben. In der Marienherberge in der Goethestraße, dem Jugendwohnheim Maria-Theresia in der Pestalozzistraße und dem Marienheim in der Schellingstraße leben insgesamt 250 Mädchen aus ganz Deutschland, die in München eine Berufsausbildung absolvieren. »Wir haben zum Beispiel viele angehende Optikerinnen, Pferdewirtinnen und Auszubildende aus dem Drogeriebereich«, erzählt Igl. Häufig seien die Mädchen noch minderjährig: »Deshalb ist es wichtig, dass sich jemand um sie kümmert.« Jedoch müssen sich die Bewohnerinnen auch an gewisse Regeln halten. Verboten sei etwa, dass die Freunde der Mädchen über Nacht bleiben. Allerdings wüssten die jungen Frauen die »männerfreie Zone« zu schätzen: »Sie genießen es auch, sich nicht immer stylen zu müssen.« Weiterer Schwerpunkt ist die Betreuung von Migrantinnen in Krisensituationen. Sie erhalten professionelle Beratung, häufig sogar in ihrer Muttersprache. Wichtig sei dies vor allem bei sensiblen Themen wie Übergriffen, erklärt Igl: »Dann ist es gut, wenn die Frauen in ihrer eigenen Sprache sprechen können.« Opfer von Gewalt finden außerdem in der Notunterbringung in der Goethestraße Zuflucht.

Finanziert wird der Verein von der Katholischen Kirche und der Stadt. Angewiesen ist »IN VIA« aber auch auf Spenden. »Nur so können wir unbürokratisch Hilfe leisten, ohne den Anspruch eines Bedürftigen erst langwierig prüfen zu müssen«, erklärt Igl. Verwendet würden Spendengelder etwa, um Menschen in Not einmalig eine Fahrkarte zu bezahlen, ihnen eine Dusche zu ermöglichen oder ein Gepäckstück auszulösen.

Feier am Tag der Bahnhofsmission

Zum 120. Jubiläum finden in diesem Jahr noch zahlreiche weitere Veranstaltungen statt. Am Freitag, 24. April, gibt es um 17 Uhr in der Katholischen Stiftungsfachhochschule einen Festgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx. Am Samstag, 25. April, wird beim Tag der Bahnhofsmission von 11 bis 16 Uhr am Starnberger Bahnhof und am Gleis 11 gefeiert. Zu sehen sind dort die Kabarettistin Luise Kinseher und der Münchner Autor Friedrich Ani. Das vollständige Programm ist im Internet unter www.invia-muenchen.de abrufbar.

Wer den Verein mit einer finanziellen Spende unterstützen möchte, kann seinen Beitrag auf das Spendenkonto mit der IBAN DE75 7002 0500 0001 8181 05 bei der Bank für Sozialwirtschaft überweisen. Julia Stark

Artikel vom 21.04.2015
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