Obdachlosen-Siedlung an Wasserburger Landstraße

TRUDERING (sok). Sozialreferent Friedrich Graffe hat es derzeit nicht leicht.

Seitdem bekannt wurde, dass im gesamten Münchner Stadtgebiet insgesamt sieben Unterkünfte für Wohnungslose errichtet werden sollen (wir berichteten), sitzen ihm betroffene Anwohner im Genick. Nach öffentlichen Informationsveranstaltungen in Ramersdorf und Perlach oblag ihm kürzlich die leidvolle Aufgabe, Truderinger Bürger über das Vorhaben an der Wasserburger Landstraße detailiert zu unterrichten und sich dem Ansturm von Fragen zu stellen. Kritik hagelte es besonders bezüglich des Standorts. Auf die Frage, wieso die Wohnungslosen nicht in leer stehenden Kasernen untergebracht werden können, antwortete Graffe, dass der Eigentümer, die Bundesvermögensverwaltung, keine Grundstücke zur Verfügung stelle. Und ein Bau der geplanten Pavillons in Holzbauweise auf dem östlichen Teil des Grundstücks sei nicht möglich, da wiederum hier das Planungsreferat den Bau verweigert habe. Nebenbei erfuhren die Bürger an dieser Stelle, dass auf dieses Grundstück irgendwann die KfZ-Händler verlagert werden sollen. Georg Kronawitter, Mitglied des Bezirksausschusses (BA) Trudering-Riem, mutmaßte sogleich, dass sich das Planungsreferat über das Hintertürchen der Wohnungslosen-Unterkunft die Bebauung des Grundstücks erschleichen wolle, das derzeit der landwirtschaftlichen Nutzung dient. Gegen die Aussage einer aufgebrachten Anwohnerin „wir kriegen nur Schund: alte Autos, Obdachlose - aber kein Bürgerhaus und kein Alten- und Servicezentrum“ verwehrte sich allerdings Herbert Danner von den Grünen: „Ich verbitte mir, bei Menschen von Schund zu sprechen. Es sind Leute, die durch das gesellschaftliche Netz gefallen sind. Das kann jeden von uns treffen!“ Obwohl das Sozialreferat unbeirrt seine Planungen fortführt und an der Wasserburger Landstraße bereits die Erde abgetragen wurde, wollen Anlieger nun gerichtlich gegen den Bau der Wohnungslosen-Unterkunft vorgehen.

Artikel vom 11.10.2001
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