Fröhliche Ostern?

Es geht um Tod und Auferstehung – aber wer weiß das schon?

Jesus am Kreuz, die Darstellung im Altarraum der St.-Andreas-Kirche  in der Isarvorstadt.  Foto: Pfarrgemeinde

Jesus am Kreuz, die Darstellung im Altarraum der St.-Andreas-Kirche in der Isarvorstadt. Foto: Pfarrgemeinde

München · Fragt man die Menschen auf der Straße nach der christlichen Bedeutung von Ostern, erhält man zum Teil kuriose Antworten, oft auch ratloses Schulterzucken, selten nur die richtige Antwort – rein inhaltlich betrachtet. Aber was ist überhaupt richtig?

Was die Menschen wissen oder was sie mit Ostern verbinden? Letzteres führt schnell zu zwei willkommenen Feiertagen, zum Osterhasen und Eiersuchen. Daran ist an sich nichts Falsches. Für einen Kirchenvertreter wie Pater Stefan Maria Huppertz vom Pfarrverband Isarvorstadt ist es dennoch enttäuschend, wie die christlichen Ursprünge des Osterfestes in Vergessenheit geraten: »Viele können mit dem christlichen Inhalt nichts anfangen. Diese Unkenntnis erschüttert mich.«

So seh ich das! Thema: Fasten
Artikel vom 03.04.2015: Münchner Samstagsblatt-Redakteur Carsten Clever-Rott über Zielsetzung

Pater Stefan ist alles andere als ein Dogmatiker, er ist ein menschen- und realitätsnaher Pfarrer. Dennoch wünscht er sich, die Menschen wüssten mehr über die Ereignisse der letzten Tage Jesu vor der Kreuzigung und der Auferstehung, die dem Osterfest zugrunde liegen. Gleichzeitig hat er eine Vorstellung, warum Ostern eine sehr profane Bedeutung bekommen hat: »Bei den Kirchenfesten konzentriert sich alle Aufmerksamkeit auf Weihnachten. Weihnachten ist nett. Gott wird Mensch durch die Geburt Jesu. Die Geschehnisse der Kar- und Ostertage sind viel komplizierter und unverständlich.«

Es geht um Trauer, um einen grausamen Tod am Kreuz, dann um die Auferstehung des Toten, wie man sie vorher und danach nicht erlebt hat. Das zu verstehen ist nicht leicht. Auch und gerade in der heutigen Zeit nicht. Man muss sich bewusst auf die Thematik einlassen und sich auch mit sich selbst auseinandersetzen. Pater Stefan äußert Verständnis, wenn jemand sagt: »Darauf habe ich keinen Bock.« Aber das erschwert das Verstehen. Der Glaube heißt Glaube, weil es hier nicht primär ums Wissen geht. Wir wissen, dass ein Toter nicht wiederaufersteht. Oder wir glauben das zu wissen. Zweifler können ebensowenig eindeutig ausschließen, dass es passiert ist, wie gläubige Christen dies eindeutig belegen können. Vielleicht hat sich alles zu zugetragen, wie es die Evangelisten überliefern. Aber was war das nun im Einzelnen?

Wohl jeder kennt das letzte Abendmahl, spätestens durch das weltberühmte Wandgemälde von Leonardo da Vinci. Dieses Abendmahl mit Jesu und den zwölf Jüngern hat am Abend vor der Kreuzigung stattgefunden. Dessen gedenken wir am Gründonnerstag. Karfreitag ist der symbolische Tag der Kreuzigung Jesu. »Kar« kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Trauer. Jesu-Anhänger trauern um den Heiland, der von den Römern hingerichtet wird. Am dritten Tag erwacht Jesus von den Toten und verlässt sein Grab. Gezählt wird ab Karfreitag, dies ist der erste Tag. Der dritte Tag ist demnach Ostersonntag. Ostermontag erinnert an die Begegnung Jesu mit zwei seiner Jünger, die ihn nicht erkennen. Mit Vernunft ist das nicht ohne Weiteres zu erklären. Der Glaube muss es nicht erklären. Dennoch meint Pater Stefan: »Glaube und Vernunft, das geht nur Hand in Hand.«

Der Glaube umfasst all das, was uns die Schrift von den Ereignissen um die Kreuzigung berichtet. Eine bildhafte Darstellung all dessen schafft der Pfarrverband Isarvorstadt an den Ostertagen mit seinem gerade erworbenen Heiligen Grab in der Kirche St. Andreas in der Zenettistraße. Dabei handelt es sich um einen einfach gestalteten Sarg aus hellem Holz, der an Gründonnerstag leer war (weil Jesus noch lebte), an dem an Karfreitag eine historische Jesusfigur in den Sarg gelegt wurde (nachdem Jesus am Kreuz gestorben war) und der morgen geöffnet und wieder leer sein wird (weil Jesus am dritten Tage auferstanden ist und sein Grab verlassen hat).

»Glaube ist wichtig«, sagt Pater Stefan. Das umfasst zunächst alle Religionen, wobei die Weltreligionen im Grundsatz auf Frieden und Nächstenliebe ausgerichtet sind. »Das Maximum an Freiheit gibt es im Christentum«, meint Pater Stefan und spricht von der Treue des christlichen Gottes, der den Menschen nicht verlässt, auch wenn dieser ihm den Rücken zukehrt. Es ist jedem Menschen freigestellt, ob er glauben möchte. Der christliche Glaube umfasst das Wunder der Wiederauferstehung von den Toten. Das für sich anzunehmen ist zweifellos schwer. Das ist Ostern. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 03.04.2015
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