10 Jahre im (Not)Dienst der Kreisklinik

Ebersberg · Leiter der Unfallchirurgie und Orthopädie berichten über die rasanten Entwicklungen

Ein eingespieltes Team: Chefarzt Dr. Artur Klaiber und sein leitender Oberarzt Dr. Jörg Dannheuser. 	Foto: Kreisklinik

Ein eingespieltes Team: Chefarzt Dr. Artur Klaiber und sein leitender Oberarzt Dr. Jörg Dannheuser. Foto: Kreisklinik

Ebersberg · In der Kreisklinik Ebersberg kennt man keinen Stillstand – steigende Patientenzahlen und wachsende medizinische Möglichkeiten fordern ständige Entwicklung.

Ein Bereich, auf den dies besonders zutrifft, ist die Unfallchirurgie und Orthopädie, die wir anlässlich des zehnjährigen Dienstjubiläums von Chefarzt Dr. Artur Klaiber und seinem leitenden Oberarzt Dr. Jörg Dannheuser vorstellen. Beide Spezialisten waren bereits im Universitätsklinikum Regensburg ein lang eingespieltes Team, bevor sie mit ihren Familien in den Landkreis zogen und am 1. April 2005 gemeinsam in der Kreisklinik Ebersberg ihre Stellen antraten.

Wie war Ihr Start in der Kreisklinik Ebersberg?

Dr. Dannheuser: Die Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädie war damals noch recht klein. Das Team bestand aus sieben Ärzten, heute sind wir 19. Dr. Klaiber und ich ergänzen uns gut in unserem jeweiligen Fachwissen. Er ist neben der Unfallchirurgie Spezialist für Endoprothetik und arthroskopische Operationen und ich für Handverletzungen und Traumatologie. Das ermöglichte uns von Anfang an, die volle Bandbreite der Unfallchirurgie anzubieten. Vielleicht ist das der Grund, dass sich die Patientenzahlen nach einem Jahr bereits verdreifacht hatten. Die Menschen hier haben uns aber auch die Arbeit sehr erleichtert. Wir wurde sofort vom gesamten Team der Klinik, den Rettungsdiensten und niedergelassenen Ärzte angenommen und fühlten uns willkommen.

Welche Neuerungen haben Sie eingeführt?

Dr. Klaiber: Wir hatten schon in Regensburg mit Titan- statt den herkömmlichen Stahl-Implantaten gearbeitet, die zum Beispiel bei schweren Knochenbrüchen eingesetzt werden. Dieses Material haben wir in Ebersberg eingeführt, weil es für die meisten Patienten verträglicher ist. Minimalinvasive Operationstechniken erlaubten uns, schonendere Eingriffe durchzuführen und die Patienten schneller zu mobilisieren. Auch neue arthroskopische Techniken wie zum Beispiel Spiegelungen der Gelenke zur Versorgung der Kreuzbänder – vor allem an Knie und Schulter – haben wir angewandt. Das schnelle Wachstum der Abteilung machte außerdem eine Veränderung der Organisationsstrukturen nötig, um die Notfallversorgung zu gewährleisten. Ein Beispiel: Bis dahin waren Not- und diensthabender Arzt oft ein- und dieselbe Person. Wir haben diese Funktionen getrennt. Ende 2010 haben wir dann für die Wirbelsäulenchirurgie neue Röntgengeräte mit 3D-bildgebender Technik angeschafft. Das hatte eine deutliche Qualitätsverbesserung der Operationen zur Folge – und einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen.

Welche weiteren »Meilensteine« in der Entwicklung gab es in den letzten zehn Jahren?

Dr. Dannheuser: Besonders stolz sind wir auf die Zertifizierung unseres Trauma-Netzwerkes durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie im Jahr 2011. Wir arbeiten im Rahmen der Versorgung Schwerverletzter mit großen Kliniken in München wie Harlaching oder Rechts der Isar zusammen. Wird bei uns zum Beispiel jemand mit schweren Kopfverletzungen eingeliefert, die wir nicht behandeln können, lassen wir den Patienten nach München bringen. Währenddessen schicken wir die digitalen Bilder aus den Untersuchungen an die Kollegen, so dass Sie den Verletzten sofort versorgen können, ohne kostbare Zeit mit erneuten Untersuchungen zu verlieren. Große Verbesserungen brachte außerdem die Einrichtung der Chirurgischen Ambulanz sowie der Zentralen Notaufnahme (ZNA) mit Aufnahmestation im vergangenen Jahr.

Fühlen Sie sich damit am Ziel, was die Neuerungen betrifft?

Dr. Klaiber: Nein, wir bleiben niemals stehen (lächelt). Derzeit arbeiten wir auf die Zertifizierung des im Herbst 2014 gegründeten Endoprothetikzentrums Ebersberg zusammen mit dem Zentrum für Orthopädie und Sportmedizin (ZOS) hin. Den Antrag haben wir gerade gestellt. Eine weitere große Aufgabe wird die Erweiterung der Notaufnahme sein. Beginn ist voraussichtlich im Juli. Ende 2015 soll die ZNA in die benachbarten, größeren Räume umziehen, in denen früher die Physiotherapie tätig war. Und ein anderes Problem gilt es noch zu lösen: Wie man in den Zeitungen lesen kann, sind die Notaufnahmen der Kliniken im Raum München derzeit überlastet, was sich auch auf die Kreisklinik Ebersberg auswirkt. Deshalb entwickeln wir momentan gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern Lösungen, um die Lage zu verbessern.

Gibt es über diese Nahziele hinaus Visionen für die Zukunft?

Ja, z. B. die Einrichtung einer interdisziplinären unfallchirurgischen und internistischen Akutgeriatrie. Hier sollen ältere Menschen mit vielen Nebenerkrankungen im Notfall versorgt werden – zum Beispiel nach einem sturzbedingten Schenkelhalsbruch. Bei diesen so genannten »multimorbiden« Patienten besteht das Risiko, dass sie altersbedingte Komplikationen wie z. B. Lungenentzündungen, Embolien oder Thrombosen entwickeln. Das möchten wir durch eine spezielle geriatrische Behandlung minimieren. Die Station soll im dritten Stock des neuen Bettenhaus entstehen, mit barrierefreien Bädern und einem Gemeinschaftsraum.

Artikel vom 01.04.2015
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