Interkommunales Projekt

Gemeinden im Landkreis München setzen auf Geothermie

Vorreiter in Geothermie waren die Kraftwerke in Unterhaching (Bild) und Riem. F.: bs

Vorreiter in Geothermie waren die Kraftwerke in Unterhaching (Bild) und Riem. F.: bs

Aschheim/Landkreis München · Die Stadtwerke München (SWM) haben große Pläne: Bis 2025 wollen die SWM so viel Ökostrom in eigenen Anlagen erzeugen, wie ganz München verbraucht. Da liegt es nahe, dass auch die Gemeinden im nordöstlichen Landkreis München verstärkt auf Erdwärme setzen.

Energie für die Zukunft

Die drei Kommunen Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim haben sich 2007 zur AFK-Geothemie GmbH zusammengeschlossen. Seit Oktober 2009 beliefert die Energiezentrale, die westlich der Auffahrt zur A99 auf Aschheimer Gebiet liegt, die Orte Aschheim, Dornach, Feldkirchen, Heimstetten, Kirchheim und Hausen mit Fernwärme. Das Thermalwasser wird hier aus einer Tiefe von 2.700 Metern mit einer Temperatur von 85,7 Grad Celsius gefördert, die Wärmeenergie zum Heizen genutzt. Im Dezember 2009 zeichnete die Agentur für erneuerbare Energien Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim gemeinsam als »Energie-Kommune des Monats« aus. Das erste interkommunale Geothermieprojekt Deutschlands lockt auch Besucher aus dem Ausland an. Selbst Fachleute aus Nordkorea haben sich in Aschheim bereits über die Vorzüge von Geothermie informiert.

Inspiriert vom Erfolg seiner Nachbarn – neben Aschheim und Co. heizen auch Garching und Unterföhring zum Teil mit Erdwärme – hat der Ismaninger Gemeinderat im März 2011 einstimmig die Erschließung von Geothermie als Wärmequelle beschlossen. Mit rund 72 Millionen Euro ist es das größte Investitionsprojekt in der Geschichte Ismanings. Anfang 2012 wurden zwei Tiefenbohrungen in Tiefen bis zu 2.500 Metern niedergebracht. Das Fernwärmenetz wird nun nach und nach ausgebaut, um langfristig die ganze Gemeinde mit der unendlichen Wärme aus der Tiefe zu versorgen.

Im Kreis Ebersberg hat Poing mit dem landkreisweit bisher einzigen umgesetzten Projekt eine Vorreiterrolle eingenommen. Nach vier Jahren Bau- und Probezeit schloss E.on dort im Dezember 2012 sein Geothermieprojekt erfolgreich ab. Die Investitionskosten in Höhe von rund 30 Millionen Euro wurden vom Energiekonzern getragen, die Gemeinde Poing war nicht an den Ausgaben beteiligt. Wie der Klimaschutzmanager im Landratsamt Ebersberg, Hans Gröbmayr, mitteilte, ist die durchschnittliche Temperatur des Thermalwassers im Landkreis mit »nur« um die 60 bis 70 Grad Celsius signifikant niedriger als im Münchner Raum. Das gilt auch als Hauptgrund, weshalb sich die Geothermie im Kreis Ebersberg noch nicht durchgesetzt hat – im Gegensatz zu Stadt und Landkreis München.

Als geothermisches Vorzeigeprojekt der Stadtwerke München galt lange das Heizwerk in Riem. Mitte 2004 eröffnet, ist es nun zehn Jahre in Betrieb und versorgt die Messestadt Riem sowie die Neue Messe München mit Wärme. Dafür wurden einst zwei Bohrungen in eine Tiefe von 3.000 Metern vorgenommen. Das dort unten lagernde Wasser, das 94 Grad Celsius heiß ist, wird mittels einer Pumpe durch die erste Bohrung nach oben gefördert, gibt seine Wärme ab und wird durch die zweite Bohrung wieder zurückgeführt. Das ist die übliche Funktionsweise eines Geothermieheizwerks.

Im Januar 2014 haben die SWM in Sauerlach im südlichen Landkreis ihr zweites Heizkraftwerk eröffnet. Hier wird dank besonders heißer Temperaturen des Thermalwassers (über 140 Grad Celsius) zusätzlich Strom erzeugt. Ein drittes Geothermieprojekt entsteht in Freiham in Münchner Westen, wo 2015 die Bauarbeiten beginnen sollen. Insgesamt sehen die SWM im Bereich ihres Fernwärmenetzes ein Potenzial für bis zu 16 Anlagen.

Die rechtlichen Voraussetzungen für eine positive Zukunft von Geothermie in Deutschland hat kürzlich die Bundesregierung geschaffen. In der diesjährigen Novelle des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG) werden der Geothermie verlängerte Übergangsfristen für Ausschreibungen zugestanden. Dies ist wichtig, da das Planen und Bauen von Anlagen vergleichsweise lang dauert – unter anderem, weil das Erdreich zuvor gründlich untersucht werden muss.

»Die neue Regelung schafft Investitionssicherheit für aktuelle Projekte und Vorhaben, die in den nächsten zwei Jahren gestartet werden«, sagt Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbandes Geothermie. Der promovierte Physiker Knapek setzte sich einst als Unterhachinger Bürgermeister für die Errichtung eines Heizwerks ein. Unterhaching gilt als Vorreiter der Geothermie, andere Gemeinden haben nachgezogen. Alle nutzen einen weiteren Vorteil: Die Energie kann vor Ort produziert werden, lange Trassen sind nicht notwendig. B.Schuldt/S. Dohl

Artikel vom 06.08.2014
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