Erlebte Geschichte(n)

Grafing · Der Erzählwettbewerb geht in die zweite Runde

Der erste Erzählband war ein voller Erfolg. Nun wartet die Jury um Michael Skasa (l.) auf neue Einsendungen.  	Foto: Richard Huber

Der erste Erzählband war ein voller Erfolg. Nun wartet die Jury um Michael Skasa (l.) auf neue Einsendungen. Foto: Richard Huber

Grafing · Die spannendsten Geschichten schreibt das Leben selbst, heißt ein geflügeltes Sprichwort. Das dem wirklich so ist belegt der Grafinger Journalist Michael Skasa mit seinem initiierten Erzählwettbewerb im vergangenen Jahr.

Und das auf eindrucksvolle Weise. Ergebnis seines Unterfangens ist ein Buch mit an der Zahl 30 amüsanten und nachdenklichen Beiträgen aus dem »wilden« Grafinger Nachkriegsalltag. Gesammelt in dem Erzählband »Nix gehabt und so viel erlebt – Grafinger G’schichten nach 1945«. Ein Kompendium das wesentlich mehr ist, als eine offene Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Es sind Geschichten aus dem Alltag, die sich jenseits der großen historischen Gesamtzusammenhänge, bekannt aus den Lehr- und Geschichtsbüchern, abspielten. Es schildert die armselige aber auch abenteuerliche Zeit nach 1945: Kinder die mit Munition spielten und nach Altmetall suchten, Katholische die die Evangelischen verdroschen, Flüchtlinge die in Baracken lebten, Kramerläden, Hufschmiede, »Negersoldaten« und Preissen.

Aufschlussreiche und persönliche Geschichten, welche die Grafinger bewegten und es auch weiterhin tun. »In diesem Buch bleiben und überleben nun manche – und es überlebt die Grafinger Zeit gleich nach dem Krieg. Wenn man’s jetzt liest, meint man, in versunkene Märchen hinabzutauchen. Und ist doch erst fünfzig, sechzig Jahre her!«, schreibt Skasa im Vorwort. Die erste Auflage des Erzählbandes war mit 1.300 Exemplaren schnell vergriffen. Die zweite Auflage lief ebenfalls gut an. Lesungen von Michael Skasa, unter anderem mit Udo Wachtveitl oder den Well-Brüdern, sind noch immer heiß begehrt. In besonderer Erinnerung bleibt auch die »Präsentation« und Lesung der »Grafinger G’schichten« in der voll besetzten Grafinger Stadthalle letzten September.

»Wegen dem begeisterten Anklang und dem vielfach geäußerten Wunsch dem Erinnerungsbuch zum Grafinger Raum in der Nachkriegszeit ein weiteres folgen zu lassen, wurde nun in einer Besprechung Anfang März beschlossen, das Projekt fortzusetzen«, teilte der Leiter des Museums und Archivs der Stadt Grafing, Bernhard Schäfer, nun mit. »Geplant ist, dass der neue Erzählband noch bis Jahresende erscheinen soll.« Im Mittelpunkt des zweiten Bandes sollen nun Erlebnisse und Ereignisse aus der Zeit zwischen der Stadterhebung Grafings 1953 und den Olympischen Spielen in München 1972 stehen. Dabei hoffen die Initiatoren natürlich wieder auf fleißige Beiträge der Grafinger. »Bisher haben wir schon drei Manuskripte vorliegen. Zwei weitere sind bereits angekündigt«, freut sich Schäfer. »Der Start ist gemacht.«

Alle fertigen Beiträge werden mit einem Umfang von 5 bis 15 Seiten und gegebenenfalls vorhandenem Bildmaterial, ab sofort im Stadtarchiv bzw. -museum entgegengenommen. Besonders das wenige Fotomaterial machte beim letzten Mal ein großes Problem aus. Deshalb ist grundsätzlich jeder, der wertvolle Aufnahmen aus dieser Zeit besitzt aufgerufen, diese ans Stadtarchiv zu übermitteln. Für alle eventuellen Nachfragen steht Bernhard Schäfer unter Telefon 0 80 92 / 7 03-59 zur Verfügung. Der letzte mögliche Abgabetermin der Geschichten und Anekdoten ist der 31. Juli diesen Jahres. Als nächster Schritt findet für alle Autoren am Donnerstag, 23. April, ab 19.30 Uhr, im Grafinger Museum, ein erstes Infotreffen statt. Dabei sind auch alle erzählfreudigen Zeitzeugen eingeladen, die gerne etwas beitragen möchten.

Übrigens: Alle, die noch nicht in den Genuss einer Lesung des ersten Bandes kamen, haben am Freitag, 24. April, die nächste Gelegenheit. Ab 19.30 Uhr liest Michael Skasa im Großen Saal des Münchner Künstlerhauses am Lenbachplatz mit seiner prominenten Unterstützung wie Gerhard Polt und Maria Peschek aus dem ersten Erzählband vor. Dann heißt es wieder: »Nix gehabt – und so viel erlebt«! Von Stefan Dohl

Artikel vom 20.03.2015
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