Flucht oder Verelendung

Forstinning · Informativer Abend im Pater-Rupert-Mayer-Haus

Forstinning · Der Pfarrverband Anzing-Forstinning hat Ende Februar in Zusammenarbeit mit dem Kreisbildungswerk Ebersberg zu einen Informationsabend zum Thema »Flucht oder Verelendung – Warum Menschen zu uns fliehen« ins Pater-Rupert-Mayer-Haus in Forstinning eingeladen.

Referent Dr. Markus Raschke machte in seinem Beitrag vor vielen Besuchern deutlich, dass seit alters her schon immer Menschen ihre angestammten Gebiete verlassen haben, weil sie in ihrer Heimat keine Chancen mehr gesehen haben um ein selbstbestimmtes, auskömmliches Leben führen zu können. Unter den anschaulichen Beispielen erinnerte er auch an die Migrationsbewegung vieler Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre, die aufgrund der wirtschaftlichen Not ausgewandert sind. Anhand einiger Beispiele machte er die wirtschaftliche Verflechtung der Länder untereinander deutlich. So stärkt die Subventionspolitik die europäische Geflügelproduktion. Gleichzeitig bewirkt dies aber auch, dass Geflügelfleisch zu Niedrigpreisen in Entwicklungsländer exportiert wird und dort billiger als einheimisch produziertes Geflügel verkauft werden kann.

Mit diesem und anderen Beispielen macht Dr. Markus Raschke deutlich, dass wirtschaftliches Handeln in Europa deutliche Auswirkung auf die Wirtschaft in Entwicklungsländern hat. Je nachdem wie damit umgegangen wird, kann man somit die Wirtschaft in Entwicklungsländern stärken und damit den Menschen dort eine Lebensperspektive und einen Anreiz zum Bleiben geben oder auch schwächen. Sigrid Kratochvil und Elisabeth Stanglmeier unterstrichen die Ausführungen durch Schilderungen persönlicher Erfahrungen aus ihrer jeweiligen Arbeit. Sigrid Kratochvil ist Jugendmigrationsbeauftragte der Landkreise Ebersberg und Rosenheim. Bei ihrer Arbeit erfährt sie in Gesprächen immer wieder, dass die Menschen nicht wegen der »sozialen Hängematte« zu uns kommen, sondern weil sie bei uns eine Perspektive erhoffen. »Bei uns« bedeutet laut Kratochvil auch nicht Deutschland, sondern Europa. Von Deutschland wissen die meisten Flüchtlinge wenig bis nichts. Die Schleuser wählen die Ziel-länder aus und erzählen Geschichten über die jeweiligen Zielländer. Durch Schleusung werden laut Raschke mittlerweile Milliardenumsätze generiert.

Diskussionsrunde im Anschluss
Frau Stanglmeier konnte die Schilderungen von Kratochvil durch ihre täglichen Kontakte zu den Flüchtlingen in Anzing bestätigen und weitere Beispiele ausführen und Erfahrungen berichten. Die Geschäftsführerin des Kreisbildungswerkes Ebersberg Dr. Claudia Pfrang führte durch den Abend und leitete auch die anschließende rege Diskussionsrunde, bei der sich einige Besucher an Fluchterlebnisse der Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg erinnerten. Besonders freute sich Pfrang über die Teilnahme einer großen Gruppe der Anzinger Flüchtlinge.

Artikel vom 28.02.2015
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