Da schau her! Albrecht Ackerland über Krautsalat

Neulich meinte der Beppo aus dem Stüberl, er hätte es besonders gut. »Sonntag«, hat er gesagt, »am Sonntag gibt’s einen Schweinsbraten!« Jetzt weiß der Beppo, dass ich sehr heikel bin mit dem, mit dem Schweinern, wie mit allem Fleisch sonst.

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Ich hab ihm seine Würschtl aus Massentierhaltung und Brutalschlachterei schon regelrecht um die Ohren gehauen, dem Beppo, so viel Ehr muss sein. Jetzt hat er, der Stüberl-Wirt mit offenem Ohr, einen Bauern ausgemacht, der seine Schweine auf der Weide stehen hat, im Ort in einer Metzgerei schlachten kann, das geht schnell, das Tier hat kaum Stress, fast spielerisch geht es zu Fuß getrieben zum Schlachthaus in der Früh. Ich war schon bei solchen Schlachtungen dabei, und ich hab dem Beppo erzählt, dass er nach so einer Erfahrung kein anderes Fleisch mehr anfassen wird, weil es schon Respekt macht, wenn man ein Tier sterben sieht und weiß, dass es einem ein gutes Nahrungsmittel liefert, aber den Respekt dabei hat, dass ein Tier dafür gestorben ist.

Dann holt der Beppo also die Sau, ein wunderbares Bratenstück, schon vormittags ins Rohr, jedes Pfund eine Stund’, neudeutsch Niedriggarmethode. Perfekt zubereitet mit Zwiebel samt Schale, geröstete Ripperl in der Dunkelbiersoße. Und was reicht der Beppo dazu zu seinem Traumbraterl? Einen Krautsalat aus dem Eimer. Es war fast schon erniedrigend für diese wunderbare Sau auf dem Teller, in so einer Nachbarschaft zu schwimmen.

Da wurde mir klar: Der Krautsalat braucht eine Renaissance! Kommt er doch eh längst in den Burger-Läden landauf landab als Cole Slaw durch die Hintertür daher. Cole Slaw, das ist ein Salat mit einem Mayonnaise-Sauerrahm-Dressing aus zwei Drittel fein geschnittenem Weißkraut und einem Drittel geraspelter Gelbe Rübe. Schmeckt hervorragend und ist uramerikanisch.

Das wird jedenfalls mein Testkriterium für die beiden neuen Wirtschaften um die Giesinger Kirche am Berg herum, eine Wiederkunft der Wirts- und Brauhauskultur auf angenehm hohem Niveau, so heißt’s, auf Giesings Höhen. Denn gerade an einem solchen Ort muss der Krautsalat perfekt daherkommen, ist er doch ein Rohkostnahrungsmittel das vor Vitaminen und sonst wunderbaren Inhaltsstoffen nur so strotzt. Her mit dem guten schlichten liebevoll gemachten Kohl. Dafür stehe ich mit meinem Namen!

Artikel vom 19.02.2015
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