Kohle brennt weiter

Unterföhring · Heizkraftwerk München Nord wird nicht auf Erdgas umgestellt

Politiker aus Bogenhausen und Unterföhring fordern, das Heizkraftwerk München Nord von Steinkohle auf Erdgas umzustellen. Die Stadtwerke München halten dies für »nicht zielführend« und stützen sich auf eine Studie. Foto: SWM

Politiker aus Bogenhausen und Unterföhring fordern, das Heizkraftwerk München Nord von Steinkohle auf Erdgas umzustellen. Die Stadtwerke München halten dies für »nicht zielführend« und stützen sich auf eine Studie. Foto: SWM

Unterföhring · Das Heizkraftwerk München Nord soll künftig mit Erdgas statt Steinkohle befeuert werden – wenn es nach dem Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen geht. Mit einem einstimmig gefassten Beschluss haben die Lokalpolitiker den Münchner Stadtrat aufgefordert, umgehend für die Umstellung zu sorgen.

Auch der Gemeinderat Unterföhring votierte kürzlich einhellig über einen Antrag der Grünen, der inhaltlich identisch ist mit der Forderung aus Bogenhausen. Doch in den nächsten 20 Jahren wird wohl weiter Kohle verfeuert. Eine Umstellung auf Erdgas ist nach Auskunft des Stadtwerke München (SWM) »nicht zielführend«. Das Heizkraftwerk (HKW), das am Rande des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring schon auf Unterföhringer Flur liegt, besteht aus drei Blöcken, die per Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden. Dabei wird neben Elektrizität auch Fernwärme zur Versorgung von etwa 150.000 Haushalten produziert. In den Blöcken I und III wird seit 1992 beziehungsweise 1983 Restmüll verbrannt, jährlich sind es mehr als 650. 000 Tonnen.

Der Block II wird pro Jahr hingegen mit rund 800 000 Tonnen Steinkohle befeuert, die vorwiegend aus den USA angeliefert werden. Dabei fallen pro Jahr mehr als 2,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) an. Das sind mehr Gase als der gesamte Verkehr auf dem Mittleren Ring ausstößt. Laut des Antrags der Bogenhausener CSU könne mit der Umstellung von Steinkohle auf Erdgas der CO2-Ausstoß »durch eine einzige Maßnahme nahezu halbiert werden«. Doch das Thema ist politisch hochbrisant. Denn einerseits konterkariert der relativ hohe CO2-Ausstoß die klimapolitischen Ziele der Stadt München. Andererseits waren die Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und ÖDP nach der Kommunalwahl 2014 für eine Regierung im Rathaus unter anderem an einem Kohle-Ausstiegsszenario gescheitert. Schwarz und Rot hatten sich dann später auf eine Untersuchung verständigt.

In der nun präsentierten Studie, die die Stadtwerke München gemeinsam mit dem Öko-Institut erstellt haben, heißt es: »Anfang der 1990er-Jahre haben die SWM die Anlage grundlegend modernisiert und zu einer der modernsten Europas gemacht. Sie verfügt über umfassende Rauchgasreinigungsanlagen und eine effiziente Filtertechnologie.« Bei der Prüfung, ob ein Ausstieg aus der Kohleverbrennung sinnvoll und machbar ist, sind in der Untersuchung die möglichen Zeiträume um 2020, 2025, 2030 sowie 2035 betrachtet worden. Ferner wurden in der besagten Studie auch alternative Möglichkeiten beleuchtet – wie die eines Brennstoffwechsels von Kohle auf Erdgas oder ein beschleunigter Ausbau von Geothermie.

Die SWM räumten ein, dass eine Stilllegung zwar zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen führen würde. Allerdings sei eine Stilllegung des Blocks II bis zum Jahre 2025 »weder energiepolitisch noch wirtschaftlich zielführend«. Die Abschaltung würde hohe Kosten verursachen, wäre nach Ansicht der SWM gar »eine unverhältnismäßig teure Maßnahme zur CO2-Reduzierung«. Auch die Umstellung auf Erdgas würde zu keinem »grundsätzlich anderen Ergebnis« führen. Im Unterföhringer Gemeinderat verwies der Grünen-Fraktionsvorsitzende Johannes Mecke auf Münchens Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz. Zudem hätten die SWM das HKW Süd in Sendling bereits 2006 auf Erdgas umgestellt. Im HKW Nord wird das wohl noch etwas dauern.

hgb/red

Artikel vom 10.02.2015
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