Jahresrückblick 2014

Die 113. Minute und was sonst noch so passierte

München-Schwabing- und der Rest der Welt · 13. Juli, Estádio do Maracanã, Rio de Janeiro, Brasilien: Wir schreiben die 113. Spielminute im FIFA-WM-Finale. Flanke Schürrle, Schuss Götze, Fehltritt Romero, Tor und vierter Stern.

Eine Nation im kollektiven Siegestaumel. Die Bilder erinnern an den Mauerfall. Glückstränen! Gänsehaut! Ein Land, eine Theke. So ein Tag, so wunderschön wie heute. Kaum vorstellbar, dass die Freude endlich ist …

Nur vier Tage später wird Flug MH17 der Malaysia Airlines über dem Kriegsgebiet der Ostukraine abgeschossen. Fast 300 Menschen sterben. Doch keiner am Boden will’s gewesen sein. Die Wahrheit – auch ein Opfer des Krieges. Wie die Tausenden, die fliehen, aus Nordafrika, dem Irak, aus Syrien, wo Diktator Assad seit 2011 auf sogenannte Rebellen schießen und bomben lässt. Bomben und Raketen auch in Israel und in den palästinensischen Gebieten. Militärische Muskelspiele statt Wille zum Frieden. In unerträglicher Fortsetzung. Alle Jahre wieder …

Bei den selbsternannten Kämpfern für einen islamischen Staat ist Hass ebenfalls oberstes Gebot. Im 21. Jahrhundert wird im Namen Gottes und mit satanischer Menschenverachtung entführt, missbraucht, gefoltert, hingerichtet. Zeitgemäß – in crossmedialer Aufbereitung. ISIS, Taliban, Al Qaida, Boko Haram – Lucifers Schergen geben sich viele Namen und wetteifern sogar um die Vormachtstellung im weltweiten Terrornetzwerk. Die Ewiggestrigen, radikal rückwärtsgewandt und brutal, bekommen sogar personelle Unterstützung aus der aufgeklärten westlichen Welt. Unfassbar!

Friedvoller Wettkampf hingegen im Mai im dänischen Kopenhagen beim 59. Eurovision Song Contest. Der 25-jährige Österreicher Tom Neuwirth siegt als Conchita Wurst mit Glitzerrobe, High Heels, Vollbart und durchschnittlicher Gesangsdarbietung über die Eurosound-Instant-Brühe Resteuropas.Travestie schlägt Tiefenschlaf. Doch was braucht Deutschland einen singenden Ladyboy, wo doch hierzulande eine Echtfrau den Takt angibt. Was Angela Merkel im politischen Berlin ist Helene Fischer im Tanzsaal der Republik: Die unangefochtene Nummer Eins.

Und atemlos geht’s weiter durchs Jahr. Rassenunruhen in Ferguson/USA, nachdem ein weißer Polizist einen schwarzen Schüler erschossen hat. Der Fall Ulli H. lehrt uns, dass Geld nicht nur glücklich macht, sondern zuweilen auch gierig und gesetzesuntreu. Die unheilbar krebskranke, 29-jährige Kalifornierin Brittany Maynard inszeniert ihren Freitod öffentlich während die sechs Jahre jüngere Tugce Albayrak ihre Zivilcourage vor einem Fastfood-Restaurant in Offenbach mit dem Leben bezahlen muss. Deutschland feiert am 9. November den 25. Jahrestag des Mauerfalls. 8000 beleuchtete Ballons steigen in den Berliner Nachthimmel auf.

Und was halten die 525.600 Minuten des neuen Jahres für uns bereit? So viel vorweg: Es kommt nach neuem Mess- und Eichgesetz die 0,15-Liter-Fingerhut-Maß. Na, servus! Jürgen Schütt

Artikel vom 30.12.2014
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