Brechts »Baal« neu inszeniert

Altstadt · Premiere am 15. Januar am Residenztheater

Baal ist einer, der sich nimmt, was er braucht, ohne Rücksicht auf die Gesellschaft.	Foto: VA

Baal ist einer, der sich nimmt, was er braucht, ohne Rücksicht auf die Gesellschaft. Foto: VA

Altstadt · Am 15. Januar 2015 feiert im Residenztheater Bertolt Brechts »Baal« als erste Inszenierung des Jahres Premiere. Regie führt Frank Castorf, der in den vergangenen Jahren bereits etwa Ödön von Horváths »Kasimir und Karoline« auf die Bühne des Residenztheaters brachte.

Wie bereits bei »Reise ans Ende der Nacht« ist Bühnenbildner des Jahres Aleksandar Denić für die Bühne verantwortlich und Adriana Braga Peretzki für die Kostüme.

Ein Mann, nicht mehr ganz jung, noch lange nicht alt, ein Dichter, Trinker, Freund und Verräter, Liebhaber und Mörder, ein biblisches Vieh. Er zieht durch Kneipen und Felder, Betten und Wälder, den Blick im Himmel, die Finger im Fleisch. Er schläft mit den Frauen der Freunde und Feinde, singt Flüche denen, die ihn bezahlen, gehört zu niemandem und nimmt sich, was er braucht, mit gewaltsamer Gleichmut. Selbst im Untergang ist er lustvoll. Wo er hinkommt, verkommen und schön, hält die Welt den Atem an. Bertolt Brecht ist knappe 20, als er 1918 in schnellem Anlauf Gestalt und Gehalt dieses frühen Textes entwirft. Es ist die Zeit des Weltkriegsendes, der Münchner Räterepublik und einer kurzen Spanne intellektueller Anarchie.

Baal wird zum Lebenstext, den Brecht immer wieder neu zu fassen sucht. Noch in Figuren wie Puntila, Azdak oder Galilei findet sich der genetische Code eines Bekenntnisses zum anarchischen, rein ich-zentrierten Genuss jenseits von Maß und Moral. Baal, der fressende Denker, ist ein Außenseiter, den die bürgerliche Gesellschaft liebt, solange er sich ausstellen lässt als Exemplar einer exotischen Rasse. Als er das Glas der Vitrine zerbeißt, beginnt sie ihn zu ächten. Karten für alle Vorstellungen gibt es an den Kassen der Staatstheater sowie unter 0 89 / 21 85 19 40.

Nächste Vorstellungen: 18. und 24. Januar.

Artikel vom 30.12.2014
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