Tage voller Zauber

Oberföhring · Die Weihnachtsbotschaft von Pfarrerin Heike Lüttgens

Pfarrerin Heike Lüttgens aus der Vaterunserkirche in Oberföhring schreibt  exklusiv die Weihnachtsbotschaft im Bogenhausener Anzeiger.	Foto: Caroline Voß

Pfarrerin Heike Lüttgens aus der Vaterunserkirche in Oberföhring schreibt exklusiv die Weihnachtsbotschaft im Bogenhausener Anzeiger. Foto: Caroline Voß

Oberföhring · Liebe Leserinnen und Leser, »Fröhliche Weihnacht überall tönt es durch die Lüfte froher Schall. Weihnachtston, Weihnachtsbaum, Weihnachtsduft in jedem Raum…« So fröhlich und heiter wie diese Melodie ist für mich Weihnachten. »Weihnachten« – dieses Wort steckt voller Zauber. Es klingt und duftet.

Nicht nur die Kinder lieben diese besonderen Tage mit ihrem Geheimnis. Ich habe die Schülerinnen und Schüler aus der Grundschule gefragt, worauf sie sich freuen. Sie haben fröhlich gerufen: »Wir freuen uns darauf, mit Oma und Opa zusammen zu feiern, in der Familie Zeit miteinander zu verbringen, auf den leckeren Gänsebraten… und ja, natürlich auch auf die Geschenke!« Manche meinten: »Wir freuen uns auf den Gottesdienst. Danach gehen wir mit einer Kerze in der Hand nach Hause. Es ist kalt und nur mein Gesicht ist warm vom Kerzenlicht. Und ich bin aufgeregt, weil gleich Bescherung ist.«

In uns allen werden schöne Erinnerungen an Weihnachtsfeste wach, die wir als Kinder feierten. Vielleicht sind es solche wie die einer alten Frau: Sie stand als Kind ganz oft vor einem Schaufenster mit einer Puppe. Wie gerne hätte sie sie geschenkt bekommen, aber dafür hatte die Familie kein Geld. Heute träumt sie noch immer von der Puppe. »Das hätte ich wohl nicht, wenn ich sie je bekommen hätte.« Vielleicht denken Sie daran, dass Sie musiziert und Gedichte vorgetragen haben vor dem Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern. Wie feierlich das war! Vielleicht fällt Ihnen ein, dass Sie einmal beinahe das Christkind gesehen haben, bevor es aus dem Fenster verschwand. Oder vielleicht, dass Sie sich zu den Plätzchen geschlichen und schon einmal heimlich probiert haben.

Weihnachten hat seinen Zauber und seine Geheimnisse. Manchmal fragen mich Freunde: »Wo ist dieser Zauber geblieben? Wir sind alle so geschäftig geworden. Wir möchten schöne Geschenke für unsere Lieben besorgen, aufräumen und schmücken, wir möchten ein leckeres Essen in diesen Tagen genießen. Manchmal wächst uns das alles über den Kopf. Wir sind erledigt, bevor das Fest überhaupt begonnen hat.«

Ob es auch anders ginge? Was braucht es eigentlich, damit es in meinem Herzen Weihnachten wird? Schnee, der unsere Welt in ein weißes Märchen verwandelt, wird es wohl dieses Jahr nicht geben. Schade! Aber Miteinander und Geschenke, Kinderlachen oder Geschrei, weil die Aufregung zu groß ist, werden viele von uns erleben. Viele Menschen werden im Gottesdienst, im Radio, Fernsehen oder unter dem Baum die Weihnachtsbotschaft hören und Weihnachtslieder singen. Ja, es ist alles bereit – es kann Weihnachten werden.

Aber ganz so leicht ist es eben doch nicht. Manche Träne wird gerade in dieser Nacht geweint: Weil ein lieber Mensch fehlt, weil die Krankheit und die Schmerzen auch am Feiertag nicht aufhören, weil der Streit in der Familie sichtbar wird – und trotz aller guter Vorsätze nicht zu streiten, jemanden die Nerven reißen und Vorwürfe laut werden.

Mit hat es immer geholfen und hilft mir noch heute, Weihnachten zu feiern, wenn ich daran denke, dass Gott gerade darum in unsere Welt gekommen ist, um uns nahe zu sein. In Freude und im Leid. Paul Klepper hat gedichtet: »Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsere Nacht nicht traurig sein…. Kann unsere Nacht nicht endlos sein.«

Es ist gut, dass wir Weihnachten feiern. Nicht nur um mit den Kindern den Zauber neu zu erleben. Ob wir fröhlich sind, besorgt oder traurig, wir haben einen guten Grund zu feiern: Gott kommt in unsere Welt als Mensch, um u n s nahe zu sein. Er kommt um uns daran zu erinnern, wie wir als Menschen miteinander umgehen können: Großzügig, liebevoll, friedlich – gemeinsam unterwegs für eine gerechte Welt. Vielleicht dürfen wir erleben, dass es Weihnachten wird, nicht nur um uns herum, sondern auch in uns. Möge das Licht der Weihnacht warm in unsere Herzen scheinen. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr 2015.

Heike Lüttgens,
Pfarrerin der Evang.- Luth. Vaterunserkirche

Artikel vom 23.12.2014
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