»Tod des Holzlandes«

Pläne für B15 neu: Widerstand im Landkreis Erding

»Nicht akzeptabel!« Wenn Umweltministerin Ulrike Scharf so grimmig schaut, meint sie es ernst.	Foto: kw

»Nicht akzeptabel!« Wenn Umweltministerin Ulrike Scharf so grimmig schaut, meint sie es ernst. Foto: kw

Erding/Landkreis Erding · Der Schock sitzt tief – und er hat Bayerns Innenminister Joachim Hermann das Weihnachtsfest wohl nachhaltig verdorben.

Er hat hinter dem Rücken aller betroffenen Gemeinden eine völlig neue Planvariante zur B15 neu erarbeiten lassen, um dem schon seit 40 Jahren andauernden Widerstand gegen seine Pläne im Kreis Mühldorf auszuweichen.

Nach dem Motto »Wenn schon, denn schon« plante er eine vierspurige, autobahnähnliche Trasse, die genau jene Gegend zerstören würde, die das Landesentwicklungsprogramm für den Freistaat als Ausgleichsraum für die Ballungsgebiete rund um München ansieht. Damit könnte er, so die zwischenzeitlich öffentlich gewordenen Überlegungen, auch die von etlichen Gemeinden entlang der B15 geforderten Umgehungsstraßen gewissermaßen erledigen. Was er aber im Kreis Erding erlebte, hatte Hermann eindeutig nicht erwartet: Selbst Landrat Martin Bayerstorfer – sonst mit Sicherheit kein Revoluzzer in der CSU – fand scharfe Worte. Das Holzland, traditionell tiefschwarz, könnte für die Staatspartei erschreckend viele grüne Punkte bekommen, sollte sich die CSU nicht ganz schnell von den Plänen verabschieden.

Joachim Hermann hat nicht bedacht, dass der Erdinger Landrat genau aus der Gemeinde – Hohenpolding – stammt, die von seiner neuen Trasse mit am schlimmsten betroffen wäre. Kirchbergs Bürgermeister Hans Grandinger, auch CSU, spricht vom »Tod des Holzlandes«, sollte die Trasse kommen. Und eine der schärfsten Gegnerinnen seiner Straßenpläne sitzt mit Hermann am Kabinettstisch: Umweltministerin Ulrike Scharf. Sie kommt selbst aus dem Landkreis Erding, nennt Hermanns Pläne schlicht »nicht akzeptabel.«

Demonstrationen der CSU gegen den eigenen Minister – das hat Bayern noch nicht oft erlebt. Hunderte nahmen teil. Nach der A94 und der immer noch nicht beerdigten dritten Startbahn am Münchener Flughafen war dieser Plan, die B15 neu einfach in den Kreis Erding zu verlegen, von praktisch allen als Schlag ins Gesicht empfunden worden. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung ruderte Hermann jetzt zurück, spricht nur noch von einer »ganz normalen Bundesstraße.«

Aber das Kind liegt schon im Brunnen. In Kirchberg reden die Menschen nur noch von »der Autobahn«, die da geplant sei. Und Hermann hat hier wohl auch Kirchbergs Bürgermeister Hans Grandinger unterschätzt. Der nämlich sagte schon gegenüber der Presse, dass er auch mit allen Mitteln gegen diese »ganz normale Bundesstraße« vorgehen werde. Sein Grund: »Wenn die mal da ist, kann man die auch vergleichsweise leicht ausbauen zu einer vierspurigen Autobahn.« Das Beispiel, wie das funktionieren kann, hat er auch schon öffentlich genannt: Wie berichtet, wird ernsthaft daran gearbeitet, die Flughafentangente Ost auf vier Spuren zu erweitern. Diesen Trick hat der Holzlandbürgermeister also schon durchschaut und organisiert zusammen mit seinen Kollegen weiter Widerstand dagegen. In allen betroffenen Gemeinden gibt es schon Beschlüsse dagegen, und auch im Erdinger Kreistag ist die Ablehnung schon beschlussmäßig formuliert worden.

Es gibt aber auch eine Initiative für die B15 neu: Sie kommt aus der Wirtschaft, die eine leistungsfähige Verbindung von der A94 bis zur A92 und A93 fordert, sich aber, was die Trassenführung angeht, zurück hält. Landshuts Oberbürgermeister Hans Rampf (CSU) fordert auch den Weiterbau: »Sollte die B15 neu bei Landshut enden, donnert der gesamte Verkehr durch unsere Stadt«, wurde er in der überregionalen Presse zitiert. Die B15 neu ist eins der ältesten und umstrittensten Straßenbauprojekte in Oberbayern. Mit der neuerlichen Debatte ist das Ganze wohl nicht leichter geworden. kw

Artikel vom 18.12.2014
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