Einsames Fest

Au-Haidhausen-Berg am Laim · Alleine an Heiligabend: Kaum Angebote für Senioren im Viertel

Vorweihnachtliche Feier im ASZ Berg am Laim: In der Adventszeit war und ist für Senioren im Münchner Osten viel geboten – aber an Heiligabend sind zahlreiche ältere Menschen allein. Manche melden sich aus Scham nicht.	Foto: js

Vorweihnachtliche Feier im ASZ Berg am Laim: In der Adventszeit war und ist für Senioren im Münchner Osten viel geboten – aber an Heiligabend sind zahlreiche ältere Menschen allein. Manche melden sich aus Scham nicht. Foto: js

Au-Haidhausen-Berg am Laim · Nicht jeder kann Heiligabend im Kreis seiner Familie feiern.

Betroffen sind davon oft alleinstehende Senioren. Mitarbeiter der Alten- und Servicezentren (ASZ) in Haidhausen, der Au und Berg am Laim gehen jedoch davon aus, dass viele ältere Menschen nicht den Mut haben, aktiv Anschluss zu suchen. Allerdings mangelt es auch an Angeboten. »Der Bedarf wäre aber sicher da«, sagt Diana Skoruppa, stellvertretende Leiterin des ASZ in der Wolfgangstraße. Nikolausfeiern, ein Weihnachtsfest für Hochbetagte, besinnliches Beisammensein – in der Adventszeit hat es in den ASZs wieder viele gut besuchte Veranstaltungen gegeben. An Heiligabend und den Feiertagen haben die Einrichtungen jedoch geschlossen. »Immer wieder werden wir von Senioren gefragt, wo man zum Fest hingehen kann«, sagt Ulrike Altmannshofer, Mitarbeiterin im ASZ Berg am Laim in der Berg-am-Laim-Straße. Angebote im Viertel gebe es zwar nicht, häufig empfehle sie jedoch die Feier des Vereins »Zusammen aktiv bleiben«, die jedes Jahr an Heiligabend in der Rumfordstraße stattfindet. »Oft erfahren wir aber gar nicht davon, wenn Senioren an Weihnachten einsam sind«, erklärt Julia Reckling, Leiterin der Einrichtung. Wer das ASZ besuche, sei ohnehin gesellig: »Wenn ältere Menschen isoliert leben, kommen sie nicht in die entsprechenden Einrichtungen.«

Ob Einsamkeit an Weihnachten bei den Besuchern des ASZ Haidhausen ein Problem sei, könne sie nur schwer einschätzen, erklärt Skoruppa: »Das gibt es sicher, aber man sagt es nicht laut.« Bei Rückfragen werde ihr von den Senioren meist versichert, an Heiligabend allein zu sein, störe sie nicht: »Aber ob das stimmt, weiß ich nicht.« Ähnliche Erfahrungen hat Agnes Lochbrunner von der Nachbarschaftshilfe Au gemacht: »Ein schwieriges Thema, aus Scham melden sich die Leute oft nicht.«

Uli Stemann vom ASZ Au in der Balanstraße vermittelt ihre Gäste auf Wunsch an den Verein »Gute Tat«, der an Weihnachten Besuche durch Ehrenamtliche anbietet. In diesem Jahr habe es aber nur eine einzige Anfrage gegeben, berichtet sie. Im vergangenen Jahr hat das ASZ für drei Seniorinnen eine Feier bei einer Haidhausener Familie organisiert. Das Projekt werde in diesem Jahr wiederholt, jedoch finde der Termin diesmal erst nach Weihnachten statt, so Stemann. Auch die Nachbarschaftshilfe Au hat vor drei Jahren Kontakte zwischen kinderlosen Ehepaaren und Senioren hergestellt, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. »Das hat gut funktioniert«, sagt Lochbrunner. Ob sich Projekte dieser Art etablieren werden, ist offen. Abhängen dürfte dies vor allem davon, ob Senioren den Wunsch haben, Weihnachten im Kreis von anderen zu verbringen – und diesen auch äußern. Julia Stark

Artikel vom 16.12.2014
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