Hochkarätiger Brückenschlag

Die »Garchinger Gespräche« gibt es seit 30 Jahren

Gabriele Malek von der Stadtbücherei mit Baumgartner und der Hochschulpfarrerin Freisleder.  	Foto: VA

Gabriele Malek von der Stadtbücherei mit Baumgartner und der Hochschulpfarrerin Freisleder. Foto: VA

Garching · Staat und Kirche sind hierzulande getrennt, aber es besteht eine Kooperation.

Das ist nicht überall so: Dass in Frankreich die Trennung radikaler ist, in Großbritannien Tony Blair vor dem Regieren erst konvertieren musste und in der Türkei die politischen Entscheidungen religiös geprägt sind, machte Professor Alois Baumgartner bei den »Garchinger Gesprächen« in der Stadtbücherei deutlich. Er beleuchtete das spannungsreiche Verhältnis zwischen Religion und Politik und es entwickelte sich eine von der evangelischen Hochschulpfarrerin Katharina Freisleder von der TU München moderierte Diskussion mit den Zuhörern.

Die Kirche redet bei politischen Themen mit, ist in wirtschaftlichen Einrichtungen, Umweltverbänden und Gewerkschaften vertreten und sitzt in der Ethikkommission des Bundes. Die Berührungspunkte sind groß. Da werde schon mal der Caritas-Slogan »Nah am Menschen« zum Wahlkampf-Slogan »Näher am Menschen«.

Ist das Miteinander von Politik und Religion sinnvoll und ist es vermeidbar? »Religionsgemeinschaften sind nicht zufällig, sondern notwendigerweise politisch«, erklärte der Referent: »Die Mitglieder sind zugleich Mitglieder einer Gesellschaft und damit Teil eines politischen Prozesses.«

Laut Baumgartner geht es allen um das Wohl der Menschen. Allerdings unterscheiden sie sich im Handeln: So sage die Kirche, man müsse Menschen in Not aufnehmen; die Politik pflichtet bei, sichert sich aber die Möglichkeit der Zuzugsregelung.

Im politischen System der Bundesrepublik werde darauf geachtet, dass die Religionsfreiheit gewährleistet ist und nicht eine Religion durch die Hintertür in die Politik gelangt. Deshalb werden religiöse Vorstellungen nicht streng nach dem Glauben in Recht umgesetzt. Auch in religiösen Gemeinschaften gebe es verschiedene Ansichten, wie etwa bei der Schwangerenkonfliktberatung oder beim Zeitpunkt für den Atomausstieg. Fazit: Beim freiheitlichen Kooperationsmodell in Deutschland reichen religiöse Themen in die Gesellschaft hinein, aber es gibt keine aufgezwungene Staatsreligion.

Mit Alois Baumgartner, Professor für christliche Sozialethik an den Universitäten Bamberg und München (LMU), konnte ein hochkarätiger Referent für die »Garchinger Gespräche« gewonnen werden. Mit seinem Vortrag gelang erneut ein Brückenschlag zwischen dem Forschungscampus und Garching. Die Gespräche werden seit über 30 Jahren von der katholischen und evangelischen Kirche, der evangelischen Hochschulgemeinde und der TU veranstaltet.

Artikel vom 11.12.2014
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