Erfolgreich wie nie

FC Unterföhring: Attraktiver Fußball, wenig Zuschauer

Der FC Unterföhring ist zur Winterpause Vierter in der Bayernliga Süd. Vorstand Franz Faber (mittlere Reihe links) ist »sehr zufrieden« mit der sportlichen Entwicklung. Im Umfeld gibt es aber noch Nachholbedarf. 	Foto: Verein

Der FC Unterföhring ist zur Winterpause Vierter in der Bayernliga Süd. Vorstand Franz Faber (mittlere Reihe links) ist »sehr zufrieden« mit der sportlichen Entwicklung. Im Umfeld gibt es aber noch Nachholbedarf. Foto: Verein

Unterföhring · Von Unterföhring rüber zur Allianz Arena sind es keine zehn Kilometer. Das ist ein Grund, warum der FC Unterföhring seine Heimspiele fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit austrägt.

Dabei steht die Mannschaft aus der Mediengemeinde zur Winterpause auf Platz vier der Bayernliga Süd ­– einmalig in der Vereinsgeschichte. Franz Faber, erster Vorstand des FCU, spricht im Interview mit dem Bogenhausener Anzeiger über die große Konkurrenz im Münchner Nordosten sowie personelle Probleme im Umfeld und erklärt, was Unterföhring mit Liechtenstein verbindet.

Bogenhausener Anzeiger: In der Vorsaison hat der FC Unterföhring die Klasse gehalten, liegt jetzt zur Winterpause auf Platz vier. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung im Jahr 2014?

Franz Faber: Wir sind mit dem bisherigen Verlauf unserer dritten Bayernligasaison sehr zufrieden. Tabellenplatz vier – mit 40 Punkten und einem Torverhältnis von 45:22 – stellt in der Vereinshistorie des FCU einen absoluten Bestwert dar. Ein paar unserer Neuzugänge haben einfach sehr gut eingeschlagen und darüber hinaus hat sich der eine oder andere junge Spieler in der Bayernliga richtig gut entwickelt. Natürlich haben Trainer Andy Pummer und Co-Trainer Alex Ebner einen großen Anteil daran, dass viele unserer jungen Spieler einen Leistungssprung nach vorne gemacht haben.

Doch die Heimspiele ziehen meist nur knapp über 100 Zuschauer an. Warum ist es so schwer, die Unterföhringer für attraktiven Bayernliga-Fußball zu begeistern?

Franz Faber: Die Konkurrenz im höheren Amateurfußball – speziell im Münchner Nordosten – mit dem VfR Garching, dem SV Heimstetten, dem FC Ismaning oder dem VfB Hallbergmoos verhindern leider bis heute einen besseren Zuschauerschnitt, den die Mannschaft wirklich verdient hätte. Auch unsere Nähe zur Allianz Arena wirkt sich negativ auf unsere Zuschauerzahlen aus. Und meiner Meinung nach leidet der Amateurfußball eminent unter der permanenten Berichterstattung unserer Medien über jedes Fußballspiel im Profibereich. Wer nicht unmittelbar betroffen ist, wird dadurch des Amateurfußballs überdrüssig. Eine Entwicklung, die gerade im Ballungszentrum München immer deutlicher wird.

In den vergangenen Jahren hat sich der FCU sportlich stark verbessert. Hat das Umfeld Schritt halten können?

Franz Faber: Das sportliche Umfeld hat sich in vielen Bereichen weiterentwickelt und verbessert. Der FC Unterföhring ist mittlerweile in allen Jugendaltersklassen mindestens mit einer Mannschaft vertreten und keine unserer Jugendmannschaften spielt in der niedrigsten Klasse. Diese Entwicklung war vor ein paar Jahren nicht absehbar und ist nur durch überdurchschnittlichen Einsatz aller Verantwortlichen möglich. Was das sonstige Umfeld betrifft, können und müssen wir in personeller Hinsicht – insbesondere, was die Suche nach ehrenamtlichen Trainern oder Betreuern betrifft – unbedingt zulegen, sonst kann auf Dauer dieses Niveau nicht gehalten werden.

Mit Martin Büchel, der 2014 in der EM-Qualifikation für Liechtenstein unter anderem gegen Schweden und Russland spielte, hat der FC Unterföhring sogar einen Nationalspieler. Was bedeutet das für den Verein?

Franz Faber: Zunächst einmal ist Martin Büchel ein sympathischer, ehrgeiziger und intelligenter Spieler, der durch seine Länderspielkarriere einen hohen Stellenwert in der Mannschaft hat. Sein Wort hat bei unseren jungen Spielern im Team ein enormes Gewicht – und für unsere Jugendspieler ist er natürlich etwas ganz Besonderes. Insgesamt ist Martin für den FC Unterföhring als Spieler ein Glücksfall. Und darüber hinaus hat Liechtenstein neue Fans nördlich von München gefunden – denn wenn es möglich ist, unterstützen wir unseren Martin lautstark bei seinen Einsätzen in der Nationalmannschaft im Stadion.

Der zweite Ex-Profi im Team ist Yasin Yilmaz. Wie hat sich der ehemalige Unterhachinger Drittligaspieler in die Mannschaft integriert?

Franz Faber: Unser Trainer Andy Pummer hat sich sehr stark dafür eingesetzt, dass sich Yasin Yilmaz zu Beginn der Saison für den FCU entscheidet. Er kannte seine Qualitäten aus der gemeinsamen Unterhachinger Vergangenheit. Yasin hat sich sehr schnell durch seine Art und Weise, Fußball zu spielen, und während eines Spiels die Mannschaft lautstark zu organisieren, den Status eines absoluten Führungsspielers erarbeitet. Umso schmerzlicher ist seine langfristige Verletzung, ein Knorpelschaden. Wir hoffen jetzt natürlich alle, dass Yasin möglichst bald wieder Fußball spielen darf.

Was war für Sie der fußballerische Höhepunkt in Unterföhring im Jahr 2014?

Franz Faber: Mindestens drei bis fünf Spiele in der Vorrunde wurden mit einer spielerischen Qualität gewonnen, die in diesem Ausmaß zuvor von keiner Fußballmannschaft in Unterföhring erreicht worden ist. Wer unsere gewonnenen Spiele in Dachau, Bad Kötzting, Raisting, Pipinsried oder zu Hause gegen den TSV Rain verfolgt hat, wird dies bestätigen können.

Welche Ziele hat sich der Verein für 2015 gesetzt?

Franz Faber: Für unseren FCU ist die derzeitige sportliche Situation unserer Fußballmannschaften im gesamten Jugend- und Seniorenbereich bereits außergewöhnlich. Somit wird es all unsere Energie brauchen, dieses Niveau auch 2015 zu halten. Natürlich hoffen wir alle, dass die geplanten neuen Sportstätten für unsere Kinder- und Jugendlichen bald fertiggestellt werden und wir zukünftig noch mehr Trainings- und Spielmöglichkeiten allen unseren 13 Fußballmannschaften mit circa 300 aktiven Spielern anbieten können.

Wenn ich als Vorsitzender jedoch noch zwei konkrete Wünsche für das neue Kalenderjahr formulieren darf, so wünsche ich dem Verein zum einen mindestens zehn zusätzliche Ehrenamtliche, die in den nächsten Monaten bei uns einsteigen und uns tatkräftig dabei unterstützen, den FC Unterföhring weiterhin auf Kurs zu halten. Und zum anderen wünsche ich mir, dass sich die großen Gewerbebetriebe in Unterföhring ihrer Verantwortung bewusst werden und sich finanziell bei den ortsansässigen Sportvereinen – und damit auch beim FCU – engagieren.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 09.12.2014
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