Hunde als Lebensretter

In Garching werden die vierbeinigen Supernasen liebevoll ausgebildet

»Such!«: Nach diesem Kommando gibt’s für den Rettungshund und seine menschlichen Begleiter kein Halten mehr. 	Foto: kw

»Such!«: Nach diesem Kommando gibt’s für den Rettungshund und seine menschlichen Begleiter kein Halten mehr. Foto: kw

Garching · Die junge Frau beugt sich hinunter zu ihrem Hund, der sie schwanzwedelnd und erwartungsvoll anschaut. »Such!« Der treue Vierbeiner rennt sofort los, durch ein Gelände, wo normalerweise niemand seinen Hund Gassi führen würde: Ein Haufen Trümmer, Betonbrocken, herausstehender Baustahl.

Der Hund rennt hin und her, bis er plötzlich ganz aufgeregt an einem Haufen Dachziegel stehen bleibt und bellt. Frauchen steigt hinter ihrem Hund her auf die Trümmer, und tatsächlich: Unter den Dachziegeln liegt ein Mensch! Die Rettungshundestaffel der Feuerwehr Garching-Hochbrück ist auf ihrem Übungsgelände aktiv. Die Trümmer sind das alte Werner-Heisenberg-Gymnasium, das sie einfach hierher haben kippen dürfen. Zwei Männer kommen herbeigeeilt, kümmern sich um die Frau, die da unter den Trümmern liegt.

Ein »Lebendfund«, wie die Rettungshundeführer sagen. »Das ist für uns natürlich immer das Schönste«, kommentiert Zugführer Christian Sauer. 18 Mann stark ist die Rettungshundestaffel, die erst vor wenigen Monaten in die Feuerwehr integriert werden konnte. Das war eine kluge Entscheidung. »Wir sind jetzt wirklich sehr gut ausgestattet.« Das ist High-Tech pur! Jeder Hund hat ein Halsband mit einem GPS-Sender. Der Mann am Bildschirm im Mehrzweckfahrzeug sieht sofort, wo der Hund sucht, erkennt, welche Bereiche der eifrige Vierbeiner vielleicht ausgelassen hat und gibt den beiden Suchgruppenhelfern über Funk Bescheid.

Auf dem Monitor ist die »Spur« eines jeden Hundes zu sehen. Die Suchgebiete, wenn es ins Gelände geht, werden vorher in das Halsbandgerät einprogrammiert. Idealerweise besteht so ein Trupp aus einem Hundeführer und zwei Suchgruppenhelfern. Das gestattet es dem Hundeführer, sich ganz auf sein Tier zu konzentrieren. Andere Aufgaben, wie etwa die Bedienung der Funkgeräte oder die Erstversorgung der möglicherweise verletzt aufgefundenen Person(en), übernehmen die beiden Kameraden. Diese Aufteilung ist sinnvoll: Die Hundeführer dirigieren ihre ausgezeichnet gehorchenden Tiere teilweise nur mit Handzeichen, geben kaum Kommandos. Die Helfer aber kommen von der Feuerwehr und haben zu einem erheblichen Teil eine First-Responder-Ausbildung. Immer haben sie eine Tasche mit Erste-Hilfe-Material dabei und können auf diese Weise sofort eingreifen.

Das »Opfer«, das der Hund da gefunden hat, ist bei den aktuellen Temperaturen natürlich entsprechend ausgerüstet: Kissen, Decke, Bundeswehrschlafsack. Das ist bei realen Einsätzen natürlich in der Regel nicht so, und darum eilt es auch. Erst kürzlich wurde die Rettungshundestaffel angefordert, weil ein Kind nach Ärger daheim ausgerissen war. »Eine ganze Hundertschaft Polizei hat es nicht gefunden. Doch wir. Sowas ist natürlich schön«, sagt Christian Sauer. Enorm belastend dagegen war der Einsatz bei der eingestürzten Eishalle in Bad Reichenhall. »Lebendfunde« waren da eher die Ausnahme, mit allen Folgen auf das Gemüt der Freiwilligen, die mit ihren Hunden kommen. Immer wieder müssen die Helfer auch anrücken, wenn demenzkranke Menschen nicht mehr nach Hause finden. »In einem Fall war der Person das furchtbar peinlich, weil wir ja nicht gerade wenig Aufwand betreiben.«

Die Redaktion der Münchener Nord-Rundschau durfte aber auch dabei sein, wie ein ganz junger, unerfahrener Hund auf seine Einsätze vorbereitet wird. Verena Mayer ist die Ausbilderin, die dem ebenfalls neuen Hundeführer Bernd Nihmeyer zeigt, wie sein aufgeregter Hund Jamy langsam an die Aufgabe herangeführt werden muss. »Jeder Hund ist anders, das sind ja keine Maschinen«, sagt sie. Neben der Suche in der Fläche, die bei Vermissten suchen die Hauptaufgabe ist, können aber auch Suchaufgaben entlang eines Weges verlangt werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn beispielsweise ein betreuungsbedürftiger Mensch nicht in seine Unterkunft zurückkehrt und es jedoch bekannt ist, wo er gern spazieren geht. »Da haben wir schon die tollsten Dinge erlebt«, so Christian Sauer. »Leute, die nur mal eben ihr Geschäft verrichten wollten und dann nicht wieder zurückgefunden haben.« Das Übungsgelände gehört der Rettungshundestaffel. »Das haben wir tatsächlich 2010 kaufen können«, erzählt Pressesprecherin Andrea Sauer nicht ohne Stolz. Zwei Mal pro Woche wird mit den Hunden geübt. Doch das ist längst nicht alles. Die Suchtrupphelfer müssen darüber hinaus auch jede Menge Theorie büffeln, angefangen bei Erster Hilfe über die richtige Einsatztaktik bis hin zur Sprechfunkausbildung. kw

Artikel vom 02.12.2014
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