Vorentscheidung für neues Stadionmodell gefallen/ 2 Entwürfe noch im Rennen

Klassisch oder futuristisch?

Fröttmaning · Endlich! Das neue Münchner Fußballstadion – bisher eher ein theoretisches Streitobjekt und Politikum – bekommt langsam ein Gesicht und nimmt konkrete Züge an.

Bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag stellten die Vereinspräsidenten Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Wildmoser zusammen mit Oberbürgermeister Christian Ude und Stadtbaurätin Christiane Thalgott zwei Modelle vor, die ein Obergutachtergremium nach zweitägiger intensiver Beratung ausgewählt hatte.

Insgesamt acht Entwürfe renommierter internationaler Architekturbüros waren der 15-köpfigen Jury unter dem Vorsitz von Professor Peter Kulka vorgelegen. Am meisten überzeugen konnte sie das Modell der Schweizer Jaques Herzog und Pierre de Meuron (mit der Baufirma Alpine Bau) und das der Hamburger Meinhard von Gerkan und Volkwin Mang (mit der Baufirma Max Bögl). Die endgültige Entscheidung soll am achten Februar fallen. Das Kopf-an-Kopf-Rennen bis dahin liefern sich zwei Entwürfe, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

»Eindeutig und unverwechselbar« nennt die Jury das sehr futuristische ringförmige Modell der Schweizer Architekten. Diese möchten das Stadion mit einer rautenförmigen, durchscheinenden Haut umgeben, die laut Gremium »einen magischen Ort« mit »unerwarteter Poesie« entstehen lassen soll. Der Clou: die Umhüllung kann in den jeweiligen Vereinsfarben erleuchtet werden. Kritisiert werden das Verkehrskonzept und die Überdachung des Modells.

Ein sehr klassisches ovales Fußballstadion, das ist der Vorschlag des Hamburger Teams. Auf 36, spitz in den Himmel ragenden Trägern ruht ein durchsichtiges Dach über den Rängen. So entstehe eine konzentrierte Fußballatmosphäre, loben die Experten, während man gleichzeitig von jedem Platz aus freien Blick in den Himmel habe. Was nicht gefällt, sind die zahlreichen außenliegenden Treppenhäuser mit Zwischenpodesten, die die »gestalterische Klarheit des Entwurfs schwächen«. Auch die Landschaftsplanung wird bemängelt.

Beide Entwürfe, so die Gutachter, müssen überarbeitet werden. An erster Stelle werde dabei wohl die Preisfrage stehen. »Beide müssen runter von den Kosten« erklärt Franz Beckenbauer und spricht damit auch Karl – Heinz Wildmoser aus der Seele. Momentan ist ein Baupreis von ungefähr 400 Millionen Mark veranschlagt. Beide Vereinspräsidenten beteuern, keines der Modelle zu favorisieren. In den nächsten beiden Monaten will man u.a. herausfinden, wie weit die beiden Konkurrenten mit dem Preis nach unten gehen – laut Beckenbauer nicht der entscheidende, aber doch ein wichtiger Punkt bei der Auswahl im Februar. Baubeginn soll dann möglichst im Sommer oder Herbst sein – Hindernisgrund könnte laut Beckenbauer nur noch ein »in Fröttmaning vergrabener Neandertaler« sein.

Schon jetzt, wenige Tage nach Veröffentlichung der beiden Entwürfe, scheint sich bei den Politikern und Entscheidungsträgern eine deutliche Tendenz hin zu dem Entwurf der Basler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron abzuzeichnen.

Welchen Entwurf favorisieren Sie? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an: Münchener Nord-Rundschau, Rathenaustraße 134, 80937 München, Stichwort: Stadionentwürfe.

Artikel vom 05.12.2001
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