Münchner Helden

Regierung verleiht Rettungs- und Christophorusmedaille

Münchner Helden: Ertal Moustafa Oglou (l. oben), Thomas Thiele (r. oben),  Martin Illibauer (l. unten), Christopher Böhm.

Münchner Helden: Ertal Moustafa Oglou (l. oben), Thomas Thiele (r. oben), Martin Illibauer (l. unten), Christopher Böhm.

München · Schon Kleist wusste, dass es einen Helden nicht ohne Liebe gibt. Und eben diese Zuneigung zum Mitmenschen und den Mut sich in der Not für andere einzusetzen, war vergangene Woche bei der Verleihung der Bayerischen Rettungsmedaille und der Christophorusmedaille im Maximilian-Saal der Regierung von Oberbayern ganz deutlich zu spüren.

Die Regierungsvizepräsidentin Maria Els verlieh zehn verdienten Persönlichkeiten, die sich für andere vorbildlich eingesetzt haben, nachträglich die Ehrungen des bayerischen Ministerpräsidenten. Darunter fanden sich auch vier Bürger aus München und dem Landkreis wieder. »Sie alle sind Helden, die unserer Gesellschaft einen großen Dienst erwiesen haben«, strahlte Maria Els, die den mit der Bayernkaserne beschäftigten Regierungspräsidenten Christoph Hillenbrand vertrat.

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Die Vertretung des Präsidenten war in sich nicht ganz unlogisch, da die zehn Ehrengäste selbst die Ehrung durch den bayerischen Ministerpräsidenten aus verschiedenen Gründen verpasst hatten. Und das gerade zu mütterlich-verständnisvolle Auftreten der Regierungspräsidentin half dem natürlichen Mittelpunkt der Feierstunde, dem achtjährigem Ertal Moustafa Oglou, sich in der Welt der »Großen« zurecht zu finden. Im Oktober 2012, Ertal war gerade erst einmal 6 Jahre, spielte er mit seinem ein Jahr älteren Bruder Tachir und dem sieben-jährigen Dzhaner Chalashkan auf dem Münchner Rangierbahnhof »Verstecken«. Tachir stieg auf der Suche nach dem besten Versteck auf einen abgestellten Güterwaggon, dabei kam er der mit 15.000 Volt geladenen stromführenden Oberleitung zu nahe und erlitt einen Stromschlag. Der Junge verlor das Gleichgewicht, von dem Stromschlag in Brand gesetzt, und stürzte vier Meter in die Tiefe. Geistesgegenwärtig und trotz der Schockeinwirkung sprang Ertal seinem Bruder sofort zur Hilfe und versuchte die Flammen mit seiner Jacke zu ersticken und holte anschließend einen Erwachsenen zur Hilfe. »Wir haben das Löschen von Feuer im Rahmen des Unterrichts natürlich durchgenommen, aber dass es Ertal so schnell benötigen würde, konnte niemand ahnen«, erzählte Susanne Korbmacher, die Ertal in der 2. Klasse unterrichtete und als Übersetzerin fungierte. »Das habt ihr ganz toll gemacht«, sagte Maria Els und nahm Ertal in den Arm und überreichte die Christophorusmedaille.

Seit 1. Januar 1984 wird die »Christophorus-Medaille« für Rettungstaten, die ohne unmittelbare Lebensgefahr aber unter besonders schwierigen Umständen für den Retter ausgeführt worden sind, verliehen. »Mut und Heldentum kennen kein Alter«, erklärte die Regierungsvizepräsidentin und verlieh an die Münchner Christoph Böhm (Grasbrunn, Landkreis München), Martin Illibauer (Germering) und Thomas Thiele (Landeshauptstadt München) die Bayerische Rettungsmedaille. Die Bayerische Rettungsmedaille, die seit 1. November 1952 verliehen wird, erhält, wer zur Abwendung von Lebensgefahr für Menschen oder zur Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr sein eigenes Leben einsetzt.

Christoph Böhm sprang vor zwei Jahren, auch noch am Wiegenfest seiner Frau, in den kalten Walchensee und zog mit Hilfe des Tauchers Constantin Vorweg einen verunglückten Taucher aus dem See und riskierte dabei sein eigenes Leben. Der in Germering aufgewachsene Polizist Martin Illibauer, seit einigen Monaten im Allgäu stationiert, kam einem gekenterten und unter einem Baum verkeilten Kajakfahrer auf der Ammer trotz Hochwasser sofort zur Hilfe. Dazu musste er mit zwei Helfern wegen der starken Strömung mehrere Versuche unternehmen, damit sich der Baum lösen und abtreiben konnte.

Der Wahl-Münchner Thomas Thiele erhielt die Auszeichnung, weil er 2012 mit Steffen Seidl im Gericht Dachau einen Mann überwältigte, der beim Urteil auf Staatsanwalt und Richter schoss. »Manchmal denke ich noch daran, aber ansonsten habe ich es gut verarbeitet«, berichtete Thomas Thiele. Beim anschließenden Empfang kam man sich neben den ganzen Helden kurz ein wenig klein vor. Ihre Bescheidenheit und Freundlichkeit wischte das aber schnell weg. Ein Held muss nicht immer laut sein und der größte Held – ist sowieso der eigene Bruder.

Von Marcus Ullrich

Artikel vom 14.11.2014
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