Rollentausch im »Biederstein«

Schwabing · Jugendliche schlüpfen in Uniformen – Polizisten in Skaterklamotten

Manche Jugendlichen bekommen es häufig mit der Polizei zu tun. Doch über jene, die sie kontrollieren, wissen sie wenig. Umgekehrt wissen die Polizisten oft nicht, wie ihre Kontrollen ankommen. Zeit für einen Rollentausch. Foto: KJR

Schwabing · Eine blaue Perücke? Dunklere Hautfarbe? Spraydosen im Gepäck? »Damit bin ich sofort verdächtig und werde von der Polizei kontrolliert«, klagt eine junge Münchnerin.

Fragt man Jugendliche nach Erfahrungen mit der Polizei, so sprudeln die Geschichten nur so heraus, jedenfalls bei vielen, die den Jugendtreff am Biederstein (JTB) in der Nähe der Münchner Freiheit besuchen. Vorurteil und Unsicherheiten auf beiden Seiten. So entstand beim Münchner Kommissariat K 105 für Opferschutz und Prävention die Idee, beide Seiten zusammenzubringen: Die Breaker, die Sprayer, die K-Pop-Fans, die ihren Treffpunkt im Jugendtreff haben, und Polizistinnen und Polizisten. »Wir erleben täglich Lebens-,Grenz- und Konfliktsituationen Jugendlicher«, sagt JTB-Leiterin Patricia Herzog »Wir klären sie auf, beraten sie diesbezüglich und zeigen vor allem Lösungswege.«

Der bei den Jugendlichen meist »Biederstein« genannte Jugendtreff kooperiert schon seit Jahren mit der Polizei und war daher auch sofort bereit beim Projekt »Rollentausch« mitzuwirken.

Es ist Samstag, der 18. Oktober, als 14 Jugendliche des Jugendtreffs 12 junge Beamtinnen und Beamte des Unterstützungskommandos und der Einsatzhundertschaft im Biederstein treffen. Die Jugendlichen berichten über ihre Erlebnisse bei Polizeikontrollen und schildern für sie fragwürdige Situationen. Der Austausch ist in vollem Gange, da kommt der Rollentausch hinzu. Die Polizistinnen und Polizisten legen ihre Uniformen ab, die Jugendlichen dagegen werden ausgestattet: Uniform, Handschellen, Schlagstock, Waffenattrappe und Funkgerät, das volle Programm. Doch es ist schwieriger als sie es sich vorgestellt hatten. Und selbst jene, die sich als Polizisten »ganz gut und entspannt« fanden, müssen in der Reflexionsrunde erfahren: Das war noch lange nicht so, wie die Jugendlichen sich die Polizei eigentlich wünschen. »Es war echt schwierig, da überhaupt durchzublicken und sich durchzusetzen!«, sagt ein Jugendlicher hinterher.

Artikel vom 10.11.2014
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