Bogenhausen · Alles sicher, aber...

Weniger Straftaten in Bogenhausen – doch mehr Einbrüche

Polizeioberrätin Andrea Ortmayr, Leiterin der Inspektion 22, hört vor der  Bogenhauser Bürgerversammlung das Anliegen eines Anwohners an. Im Stadtbezirk 13 ist die Zahl der Einbrüche um 52 Prozent angestiegen.	Foto: hgb

Polizeioberrätin Andrea Ortmayr, Leiterin der Inspektion 22, hört vor der Bogenhauser Bürgerversammlung das Anliegen eines Anwohners an. Im Stadtbezirk 13 ist die Zahl der Einbrüche um 52 Prozent angestiegen. Foto: hgb

Bogenhausen · »Die Bogenhauser können sich mehr als doppelt so sicher fühlen wie die Menschen im restlichen Teil der Landeshauptstadt.« Die Aussage von Polizeioberrätin Andrea Ortmayr, Leiterin der Inspektion 22, sorgte bei der Bogenhauser Bürgerversammlung für anhaltenden Beifall.

Allerdings: Die Wohnungseinbrüche haben 2013 zugenommen, ebenso wie die Zahl der aufgebrochenen Autos. Eine spontane Spendenaktion sowie zwei Nachbarschaftskonflikte waren weitere zentrale Anliegen der Bürger.

Fast 350 Besucher – weitaus mehr als in den vergangenen Jahren – füllten die Sporthalle der Helen-Keller-Realschule. Strahlend verkündete Andrea Ortmayr mit ihrer Einleitung »The same procedure as every year«: In München beträgt die Aufklärungsquote 62 Prozent, die Isarmetropole ist wieder die sicherste Großstadt Deutschlands. Das ist der zweitniedrigste Stand in den vergangenen 25 Jahren. Im 13. Stadtbezirk ist die Gesamtzahl der Straftaten erneut leicht auf 2.943 Fälle gesunken. Hingegen sind die Delikte im Bereich des Polizeipräsidiums München, das Stadt und Landkreis umfasst, um drei Prozent angestiegen. In Bogenhausen lebt’s sich also nicht nur gut, sondern auch sicher.

Zu denken gibt aber die Sparte Wohnungseinbrüche, deren Zahl 2013 in Bogenhausen, einem überregionalen Trend entsprechend, um 52 Prozent gestiegen ist. Vor allem tagsüber würden immer mehr Einbrüche verübt. Andrea Ortmayr warnte daher vor gekippten Fenstern und Balkontüren in Abwesenheit, auch vor vermeintlich »todsicheren« Verstecken von Wohnungsschlüsseln. Erfreut äußerte sie sich über die Wirkung von technischen Präventionsmaßnahmen. Die Folge: Immerhin 44 Prozent aller Einbruchsversuche – also beinahe jedes zweite Vorhaben – würden scheitern. Auch die Straßenkriminalität nahm zu, weil immer mehr Kellerräume geknackt würden, mit dem Ziel, ein Fahrrad zu entwenden. Ebenso stieg die Zahl der Autoaufbrüche deutlich, wobei die Täter meist in großen Tiefgaragen das Innere von Fahrzeugen nach Wertgegenständen wie mobile Navigationsgeräte absuchen würden. Rückläufig war die Zahl der Gewaltdelikte und die der Verkehrsunfälle. Die Beamten der Polizeinspektion 22 registrierten nach vier Jahren wieder einen tödlichen Unfall sowie insgesamt 351 Unfallverletzte. Jeder dritte Verletzte war ein Radfahrer.

Angelika Pilz-Strasser (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses 13, zitierte vor ihrer Jahresbilanz Brigitte Stengel, Leiterin des Untergremiums Bildung, Kultur, Sport und Soziales. »Wenn jeder 50 Cent spendet, dann, ja dann könnten dringend benötigte Schlafanzüge gekauft werden, und vielleicht bleibt auch was übrig als Anzahlung für eine Waschmaschine.« Der Hintergrund: Stengel organisiert seit Wochen unbürokratisch Hilfen für mehr als 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die im Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) Fideliopark untergebracht sind. Das Ergebnis einer spontan durchgeführten Spendenaktion belegt die Anteilnahme: Eine Leinentasche voller Münzen mit rund 500 Euro.

Rund ums ÖBZ: Nachbarn monieren Zäune

Und auch zwei Nachbarschaftskonflikte bewegen die Bogenhauser derzeit. Rund ums Ökologische Bildungszentrum (ÖBZ) an der Englschalkinger Straße monieren Anlieger Weidenzäune, fühlen sich dort auf den Grünflächen eingeengt. ÖBZ-Anhänger erachten die Zäune aber als notwendig, weil Hundekot zwischen Gemüse und Fallobst liegt. Ein Vermittlungsgespräch der Lokalpolitiker war erfolglos, jetzt sollen Mediatoren von SteG, der städtischen Stelle für Gemeinwesenmediation, helfen, den Streit beizulegen. Drei Anträgen wurde bei der Bürgerversammlung mit großer Mehrheit zugestimmt: Das ÖBZ soll so bleiben, wie es jetzt ist – also mit Zäunen.

In der Rauchstraße in Alt-Bogenhausen geht derweil in der Jugendstilvilla Nr. 17 wieder der Rauch auf. Der Konflikt mit den Studenten der schlagenden Verbindung »Bavaria« war bereits per aufwendiger Mediation entschärft worden, doch die Bewohner haben gewechselt. Zwar habe, so Nachbar Martin Fiegel, die SteG-Vermittlung bewirkt, dass große Feste mit 300 Leuten heute nicht mehr stattfinden. Doch jetzt gebe es wieder »krisenhafte Momente«, immer wieder sei Party angesagt.

Fiegel präsentierte Fotos:
Paletten mit 80 bis 100 Kisten Bier vor der Haustür, rundum, auf der Straße und in den Vorgärten, leere Flaschen, Glasscherben en masse, Erbrochenes. Als er sich wegen des nächtlichen Krachs einmal beschwert habe, sei er von alkoholisierten Studenten mit Fackeln und Flaschen beworfen worden. »Wir wissen nicht, wie’s weitergehen soll«, erklärte Martin Fiegel. Eine überwältigende Mehrheit stimmte gegen zwei Besucher seiner Bitte nach Hilfe durch die Stadt München zu. Helmut G. Blessing

Artikel vom 28.10.2014
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