30 Jahre »Junge Arbeit«

Hasenbergl · Willkommenskultur trotz finanziellen Drucks

Lawson-Kpeue Latevi bekommt bei der Einrichtung die Chance auf eine Ausbildung.	Foto: VA

Lawson-Kpeue Latevi bekommt bei der Einrichtung die Chance auf eine Ausbildung. Foto: VA

Hasenbergl · »Das was sie durchgemacht hat, möchte ich nicht erlebt haben«, sagt der 22-jährige Lawson-Kpeze Latevi und meint dabei seine eigene Mutter. Sie flüchtete vor 15 Jahren von Togo nach Deutschland, schlug sich durch.

Als sie einigermaßen Fuß gefasst hatte, holte sie den damals siebenjährigen Lawson-Kpeze und seine Schwester zu sich. Der junge Mann wurde kriminell, denn die Gewöhnung an Deutschland war eine schwierige Zeit. Doch heute spricht er perfekt deutsch, ist offen und freundlich – und startet nun sogar eine Ausbildung.

Diese Möglichkeit bekommt er in der Einrichtung »Junge Arbeit« des Vereins Diakonie Hasenbergl. In drei Jahren wird er sich hier zum Siebdrucker ausbilden lassen. Das Aufgabengebiet: von der Folienbeklebung fürs Auto bis hin zum Druck von Geschenkpapier oder Flyern. Beim 30-jährigen Jubiläum der »Jungen Arbeit« präsentierte er stolz sein Können vor den Gästen.

Junge Arbeit an der Schleißheimer Straße bietet 35 Ausbildungsplätze für junge Menschen von 16 bis 27 Jahren. Die Beschäftigten sind in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen oder es fehlt ihnen schlicht an Disziplin. Sie qualifizieren sich in den Bereichen Siebdruck, Malerei, Schreinerei und dem Projekt MAW-light in den Gewerken der Einrichtung oder gehen über das Projekt afra direkt zu Arbeitgebern im Stadtgebiet.

1000 junge Menschen konnten sich in den vergangenen 30 Jahren in der Einrichtung qualifizieren, die Erfolgsquote beim Sprung auf den Arbeitsmarkt ist mit rund 35 Prozent hoch. Die, die es geschafft haben, können nun ihr Leben selbstbestimmt führen – »was zeigt, wie wichtig es ist, dass keiner am Rande der Gesellschaft steht«, so der Bundestagsabgeordnete Florian Post.

Trotz dieser Erfolge steht es derzeit um die Junge Arbeit finanziell nicht sehr gut. Finanziert wird die Einrichtung über Stadtjugendamt, Europäischen Sozialfonds und Jobcenter. Doch es wird immer schwieriger, Erlöse mit den beschäftigten Jugendlichen zu erwirtschaften. Der finanzielle Druck lässt die Mitarbeitenden jedoch nicht davon abbringen, eine Willkommenskultur zu leben. Junge Menschen fühlen sich hier, vielleicht sogar zum ersten Mal, angenommen.

Artikel vom 28.10.2014
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