Jenseits des Mangels

Kardinal Marx fordert neue Perspektive für Berufungen

München · Bei der Gewinnung von Seelsorgern muss sich die Kirche nach Auffassung von Kardinal Reinhard Marx neu ausrichten.

»Wir müssen einen Wechsel in unserer Betrachtungsweise vollziehen. Wir sagen immer: Wir haben so viel zu tun, wo kriegen wir nur die Leute her. Stattdessen sollten wir sagen: Danke, Herr, für die vielen Berufungen«, sagte der Erzbischof von München und Freising bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom, in dem am Samstag, 4. Oktober, acht Männer zu Diakonen geweiht wurden. Marx mahnte in seiner Predigt an, die Perspektive nicht nur auf die Suche nach neuen Klerikern einzuengen, sondern sie vielmehr zu weiten: »Wir haben genügend Berufungen, wir müssen sie nur erkennen, es sind nicht nur Berufungen zum Priestertum und zum Diakonat.« Bei Klausurtagungen des Bischofsrats und des Priesterrats im Erzbistum und auch bei Gesprächen während der jüngsten Vollversammlung der Bischofskonferenz sei dieser notwendige Perspektivwechsel eine wichtige Erkenntnis gewesen. »Es geht nicht um die Aufrechterhaltung eines Systems, an das wir uns gewöhnt haben, sondern um eine an den personellen Ressourcen und vorhandenen Charismen orientierte Seelsorge«, zeigte sich Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, überzeugt. Es sei nämlich durchaus nicht so, dass die Gemeinden »schon gestorben« seien. Ganz im Gegenteil gebe es dort viele engagierte Menschen, die zur Mitarbeit geeignet seien: »Ich wünsche mir wachsame Priester, die hinsehen, was in den Gemeinden an Begabungen und an gutem Willen da ist.«

Begabungen in den Gemeinden fördern

Kardinal Marx erinnerte in diesem Zusammenhang an die Wiederentdeckung des Diakonats nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die ein »großes Geschenk« sei und zeige, dass »der Herr uns viele Menschen gibt, die mitgehen wollen«. Möglich sei dies geworden, weil die Kirche »hingeschaut und neu gesehen« habe. Dies gelte auch für die zahlreichen Laien in der pastoralen Arbeit, für den Dienst der Katecheten und der Mitarbeiter in der Caritas. »Das ist eine Spur, die wir weiter verfolgen müssen«, forderte der Kardinal von München und Freising.

Artikel vom 07.10.2014
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