Mobilitätsbefragung in Unterbiberg

Neubiberg · Strukturen vor Ort erkennen und Lösungsvorschläge erarbeiten

Bürgermeister Günter Heyland und Verkehrsplaner Christian Fahnberg mit Fragebögen zum Mobilitätsverhalten Unterbiberg.	Foto: Boschert

Bürgermeister Günter Heyland und Verkehrsplaner Christian Fahnberg mit Fragebögen zum Mobilitätsverhalten Unterbiberg. Foto: Boschert

Neubiberg · Was können die Unterbiberger selbst zur Reduzierung des als zu viel empfundenen Verkehrs in Unterbiberg beitragen?

Im Zuge des Ortsentwicklungskonzepts für Unterbiberg, der Integrierten Rahmenplanung, wurde im April eine Verkehrszählung durchgeführt und ergab, dass die Unterbiberger selbst ein Drittel des Verkehrs ausmachen. Ihn zu reduzieren, ist laut Verkehrsplaner Christian Fahnberg »am einfachsten«. Und die am schnellsten umsetzbare Lösung.

Doch erst braucht es eine Datengrundlage für diese Frage. Daher werden 300 nach Haushaltsgröße und Anschrift zufällig ausgewählte Unterbiberger Haushalte jetzt befragt, welches Verkehrsmittel sie für welchen Weg zu welchem Ziel benutzen. Die repräsentativ schriftlich-postalische Mobilitätsverhaltens-Befragung wird vom »INGEnieurbüro für Verkehrsuntersuchungen im Orts- und STadtbereich INGEVOST« unter Leitung von Fahnberg vorgenommen, das bereits gleichartige Untersuchungen zuletzt in Gräfelfing und Landsberg sowie in Taufkirchen, Oberhaching, Grünwald und Planegg durchgeführt hat.

Die befragten Haushalte erhalten am 7. Oktober einen Haushaltsbogen, der nach Haushaltsgröße und Fahrzeugbesitz fragt sowie nach Einschätzung der aktuellen Verkehrssituation in Unterbiberg. Auch Anregungen und Kommentare zur Situation bzw. Lösungsideen sind erbeten. Im eigentlichen Wegebogen sollen Haushaltsmitglieder, die zehn Jahre oder älter sind, alle Wege aufschreiben, die sie am Stichtag, Donnerstag, 9. Oktober, machen. Ein Weg ist definiert als eine Ortsveränderung außer Haus mit einem bestimmten Zweck zu einem Ziel. Oder kurz: Je Zweck – ein Weg. Geht man beispielsweise von zu Hause zum Arzt und wieder nach Hause, muss man zwei Wege aufschreiben. Auch soll angegeben werden, womit man zum Arzt kam, ob beispielsweise zu Fuß oder mit dem Auto. Radelt man zum Arzt, geht von dort aus »nur« 250 Meter weiter zur Bäckerei und fährt anschließend wieder nach Hause, hat man definitionsgemäß drei Wege zurück gelegt, da man drei Zwecke (Arztbesuch, Bäcker, Heimweg) erledigt hat. Immer wichtig ist die Angabe des benutzten Verkehrsmittels. So sollen auch kürzere Fußwege, z.B. zwischen zwei Geschäften, dokumentiert werden. Das sei für die Aussagekraft der Befragung wichtig, sagt Fahnberg. Ganz wichtig ist auch, dass auch Personen, die am Stichtag nicht aus dem Haus gegangen sind oder nicht in Unterbiberg waren, jeweils einen Personen-/Wegebogen entsprechend ausfüllen. »Sonst ist eine korrekte Hochrechnung der Befragungsergebnisse nicht möglich«, so Fahnberg. Er weist auf die Gratis-Hotline für Rückfragen hin (Tel. 0800-464 3867).

Um herauszufinden, in welchen Ortsbereichen wie viel Verkehr herrscht, wird auch nach den jeweiligen Zieladressen gefragt. Das aber nur, um dieses Ziele den so genannten Verkehrszellen eindeutig zuzuordnen. Nach Zuordnung werden die Adressen gelöscht. Der Datenschutz wird gewährlei stet. Insgesamt soll aus den so erhaltenen Daten hochgerechnet werden, wo wie viel und welche Art von Verkehr herrscht. Gibt es ein Ungleichgewicht? Werden viele kurze Wege mit dem Auto zurück gelegt, weil angenehme Radverbindungen fehlen. Mangelt es an »praktischen Busverbindungen«? Hat man diese Angaben, wird INGEVOST Lösungsvorschläge machen, die die Gemeinde prüfen und nach Möglichkeit umsetzen will. Ziel ist: Weniger Autoverkehr in Unterbiberg durch weitere Aktionsfelder neben den bereits diskutierten, aber wenig wahrscheinlichen Verlegung der Zufahrt zur Bundeswehr-Universität oder der Wiedereröffnung der Durchfahrt der Zwergerstraße sowie den zum Teil schon umgesetzten Vorschlägen der AGENDA 21 (LKW-Verbot, 30 km/h-Zonen)zu erhalten.

Bürgermeister Günter Heyland sieht die Befragung als echte Chance der Mitwirkung der Bürger und hofft, dass die angestrebten 150 ausgefüllten Fragebögen zurück gesandt werden. Sie reichen, um realistisch hochzurechnen. Fahnberg bestätigt dies und ergänzt mit einem Augenzwinkern, dass in Landsberg die Entscheidungsträger separat befragt wurden.

»Dabei stellte sich heraus, dass ihr Wegeverhalten nicht dem des Durchschnitts der Bevölkerung entsprach. In der Regel gehen die Entscheider aber von ihrem eigenen Verhalten aus«, so Fahnberg. Die Gemeinde Neubiberg lässt sich die Umfrage knapp 23.000 Euro kosten. Im Januar 2015 sollen Ergebnisse vorliegen. Angela Boschert

Artikel vom 01.10.2014
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