Verlieren verlernt?

Hallbergmooser Fußballer sind seit einem Jahr ungeschlagen

Die Fußballer vom VfB Hallbergmoos-Goldach haben jetzt seit einem Jahr kein Punktspiel mehr verloren. »Wir wollen jedes der kommenden 18 Spiele gewinnen«, sagt Abteilungsleiter Harry Schönwälder (rechts oben). 	Fotos: Chris Kostorz

Die Fußballer vom VfB Hallbergmoos-Goldach haben jetzt seit einem Jahr kein Punktspiel mehr verloren. »Wir wollen jedes der kommenden 18 Spiele gewinnen«, sagt Abteilungsleiter Harry Schönwälder (rechts oben). Fotos: Chris Kostorz

Hallbergmoos · Auch der FC Ismaning konnte am Freitag nichts ausrichten: Die erste Fußballmannschaft des VfB Hallbergmoos-Goldach siegte mit 1:0 und hat nun seit einem Jahr kein Ligaspiel mehr verloren.

Die letzte Niederlage kassierte die Elf am 27. September 2013 (0:2 gegen den SV Kirchanschöring).
Damals noch ein Abstiegskandidat, führt die Mannschaft jetzt souverän die Landesliga Südost an – und das mit einem sehr jungen Kader, ohne klangvolle Namen.

Fußball-Abteilungsleiter Harry Schönwälder verriet im Interview mit dem Landkreis-Anzeiger, was hinter dem Erfolg steckt – und ob die Hallbergmooser schon an den möglichen erstmaligen Aufstieg in die Bayernliga denken.

Landkreis-Anzeiger: Der VfB Hallbergmoos-Goldach ist nun schon seit 32 Spielen in der Liga ungeschlagen. Was ist das Geheimnis dieser beeindruckenden Serie?

Harry Schönwälder: Der Trainer und die Spieler schaffen es jede Woche aufs Neue, sich lediglich auf das nächste Spiel zu fokussieren. Alle Nebengeräusche – wie zum Beispiel die Berichterstattung in den Medien – werden dabei ausgeblendet.

Vor einem Jahr stand die Mannschaft als Neuling in der Landesliga Südost auf einem Abstiegsplatz. Wie hat das Team die Kurve bekommen?

Harry Schönwälder: Wir wussten von Anfang an, dass es ein schwieriger Weg werden kann, weil wir eine junge, unerfahrene Truppe haben. Sehen Sie sich unseren Altersdurchschnitt an, der liegt bei etwa 22 Jahren. Dazu ist das Spieltempo in der Landesliga wesentlich höher. Ich selbst hätte nicht gedacht, dass die Unterschiede so extrem sind, und man als Spieler so wenig Zeit hat, um den Ball anzunehmen und weiterzugeben. Es hat eine Zeit gedauert, bis wir das gelernt hatten und die Abläufe drin hatten. Aber wir haben in der vorigen Saison ab dem ersten Spieltag gesehen, dass es von Woche zu Woche besser wird. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir weitere Punkte einfahren würden.

Vor der Saison 2014/15 lautete das Ziel »Oben mitspielen«. Wann bekennt sich der VfB Hallbergmoos-Goldach dazu, in die Bayernliga aufsteigen zu wollen?

Harry Schönwälder: Würde sich tatsächlich etwas ändern, wenn wir uns zu einem Aufstieg bekennen? Auch dann haben wir noch 18 Spiele, aus denen wir möglichst viele Punkte generieren müssen. Wenn wir alle Spiele gewinnen sollten, spielt es keine Rolle, wie die Gegner sich anstellen – und genau das ist unser Ziel: Wir wollen jedes der kommenden 18 Spiele gewinnen! Wenn das der Fall sein sollte, steigen wir dann vermutlich auch in die Bayernliga auf. Bekennend genug?

Mit dem 65-jährigen Anton Plattner, der schon Vereine wie Eching, Lohhof oder Ismaning zu mehrfachen Aufstiegen führte, hat die Mannschaft einen sehr erfahrenen Trainer. Wie groß ist sein Anteil am Erfolg?

Harry Schönwälder: Ich kann es nicht oft genug sagen: Anton Plattner und unser technischer Leiter Hermann Schmidmeier sind maßgeblich für diesen Erfolg verantwortlich. Aber ich muss auch betonen, dass wir viele helfende Hände haben, die ebenso einen sehr großen Anteil haben und froh sind, dass sie nicht wie Toni oder Hermann in der ersten Reihe stehen müssen.

Aktuell ist Hallbergmoos nicht nur Spitzenreiter der Landesliga Südost, sondern auch die Nummer eins im Landkreis Freising – vor den etablierten Clubs SE Freising und TSV Eching. Was bedeutet das für den Verein?

Harry Schönwälder: Es ist für einen Augenblick ein gutes Gefühl, aber letztendlich nicht maßgeblich. Diese Vereine haben sich über Jahrzehnte in höheren Ligen gehalten. Weil es jetzt mal ein Jahr nicht funktioniert, muss nicht alles gut oder schlecht sein. Jeder arbeitet, so gut es geht. Manchmal funktioniert das besser und manchmal etwas schlechter. Momentan haben wir die glücklichere Hand – und ich für meinen Teil werde alles dafür tun, dass es noch eine ganze Weile so bleibt.

Auch die zweite Mannschaft sowie die neu geschaffene dritte Mannschaft spielen in ihren Ligen oben mit. Wie groß sind die Chancen, dass der Verein im Sommer sogar einen dreifachen Aufstieg feiern kann?

Harry Schönwälder: Ich denke, das würde das gesamte Team inklusive Betreuern und alle anderen Helfern riesig freuen. Es gibt wohl nur wenige Vereine, die das geschafft haben. Allerdings sehe ich den Aufstieg lediglich bei der dritten Mannschaft in der C-Klasse als Pflicht an. Unsere zweite Mannschaft ist gerade aufgestiegen, sie muss sich in der Kreisklasse erst einmal zurechtfinden und stabilisieren. Bei der ersten Mannschaft ist es natürlich möglich – aber im Laufe einer Saison kann viel passieren.

Und was passiert, wenn die erste Mannschaft wieder mal ein Ligaspiel verlieren sollte?

Harry Schönwälder: Dann werden wir auf die Serie mit einem Bier anstoßen, den Augenblick für einen Moment genießen und in der darauffolgenden Woche wieder genauso intensiv und konzentriert trainieren wie immer – damit das so schnell nicht wieder passiert.

Die nächste Hürde für den VfB Hallbergmoos-Goldach ist am 3. Oktober auswärts der ASV Dachau, am 12. Oktober kommt dann der TSV Eching zum Derby. Bis zu einem neuen deutschen Rekord ist es noch ein weiter Weg: Der TSV Stahl Riesa aus Sachsen blieb von 2003 bis 2006 78 Pflichtspiele ungeschlagen. Benjamin Schuldt

Artikel vom 30.09.2014
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