TSV 1860 beurlaubt Trainer Moniz

Ende eines Missverständnisses

Kurzes Gastspiel: Ricardo Moniz. Foto: A. Wild

Kurzes Gastspiel: Ricardo Moniz. Foto: A. Wild

München/Giesing · Alles sollte anders werden beim TSV 1860 München in dieser Saison. Begeisternden Angriffsfußball im 4:3:3-System versprach der neue sportliche Geschäftsführer Gerhard Poschner. Mit bescheidenem Budget galt es für dieses Vorhaben taugliche Spieler nach Giesing zu lotsen.

Poschner tat sein Bestes. Zehn Neuzugänge – alle fraglos interessante Kicker – kamen an die Grünwalder Straße, von denen aber, bis auf Torhüter Stefan Ortega aus Bielefeld und dem Ex-Ingolstädter Valdet Rama, keiner Zweitligaerfahrung besitzt – ja die meisten den deutschen Fußball bislang überhaupt nur aus dem Fernsehen kannten. Viele wirkten im Wettkampf überrascht von der Geschwindigkeit des Spiels, der Athletik, der taktischen Disziplin und der Härte in der Liga – Anpassungsprobleme wurden sichtbar.

Im niederländischen Trainer Ricardo Moniz, der vom polnischen Erstligisten OSP Lechia Gdansk kam, glaubte Poschner den richtigen Mann gefunden zu haben, um das internationale Ensemble zu einer erfolgreichen Mannschaft zu formen: »Ricardo ist ein Vollblut-Typ – er lebt Fußball. Ich bin mir sicher, dass seine Leidenschaft jeden einzelnen hier überzeugt.« Doch abgesehen von einem kurzen Intermezzo als Interimstrainer beim Hamburger SV, verfügte auch Moniz kaum über persönliche Erfahrung mit dem Fußball in Deutschland oder gar den speziellen Anforderungen im Unterhaus der Bundesliga.

Magere sechs Punkte ergatterte der Übungsleiter in den ersten sieben Saisonspielen. Deutlich zu wenig für die Ansprüche in Giesing, hatte der ehrgeizige 50-Jährige doch zu Beginn der Spielzeit für viele überraschend den Gewinn der Meisterschaft als Saisonziel ausgerufen. Erschwerend wirkte, dass Moniz sich den Münchner Journalisten sprachlich oft nur schwer verständlich machen konnte. Sein Deutsch reichte nicht aus, um komplexe Sachverhalte zu erörtern – es blieb bei einfachen Parolen, die ihn in der Öffentlichkeit schlichter erscheinen ließen, als er ist.

Die 0:1-Niederlage beim SV Sandhausen am Dienstagabend war der letzte Arbeitstag des 50-Jährigen. Zu blutleer und ideenlos präsentierte sich seine Mannschaft. Der TSV 1860 beurlaubte Moniz am nächsten Morgen als vierten Trainer in nur anderthalb Jahren. »Unsere Tabellensituation wie auch die Leistungsentwicklung in den Spielen ist nicht positiv. Wir stehen nach wie vor am Anfang der Saison und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir jetzt darauf reagieren müssen«, begründete Gerhard Poschner die Entlassung. Die Mannschaft übernimmt zunächst Co-Trainer Markus von Ahlen. Der 43-Jährige fungierte nach den Entlassungen von Alexander Schmidt und Friedhelm Funkel bereits zweimal als Interimscoach.

(as)

Artikel vom 24.09.2014
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