Spuren hinterlassen

Kunstforum Arabellapark zeigt Ausstellung über Martin Dülfer

Signifikanter ovaler Turm: Die Villa Bechtolsheim in Bogenhausen war einer der ersten Jugendstilbauten Münchens.	Fotos: Landesamt für Denkmalpflege

Signifikanter ovaler Turm: Die Villa Bechtolsheim in Bogenhausen war einer der ersten Jugendstilbauten Münchens. Fotos: Landesamt für Denkmalpflege

Bogenhausen · Er gilt als Wegbereiter des Jugendstils in München und hat auch im heutigen Stadtbezirk Bogenhausen bleibende Spuren hinterlassen: Die Münchner Volkshochschule (MVHS), Stadtbereich Ost, widmet ihre neue Ausstellung dem Architekten Martin Dülfer.

Und bei zwei Führungen zum Thema »Wohnen im Münchner Osten 1850 – 2020« können Interessierte einiges über prominente Bogenhauser erfahren: So wohnten einst Thomas Mann und Erich Kästner im Herzogpark.

Die Vernissage der Ausstellung »Martin Dülfer: Wegbereiter des Münchner Jugendstils« findet am Freitag, 26. September, um 20 Uhr, im Kunstforum Arabellapark (Rosenkavalierplatz 16) statt, bis 7. November kann sie besichtigt werden. Bei der Vernissage referiert Kunsthistoriker Dieter Klein, der die Ausstellung gestaltet hat, mittels Power Point über München als ein Zentrum der deutschen Jugendstilarchitektur. Dass die bayerische Landeshauptstadt heute diesen Status besitzt, ist mit ein Verdienst von Martin Dülfer: Der am Neujahrstag 1859 in Breslau geborene Architekt schuf mit der Villa Bechtolsheim einen der ersten Jugendstilbauten in München.

1886 hatte Dülfer sein Studium an der Technischen Hochschule München abgeschlossen, ein Jahr später machte er sich in der Isarmetropole selbstständig. Zunächst baute er Gebäude in der zeit- und regionaltypischen neobarocken Spielart des Historismus. Um 1900 wandte sich Dülfer dann dem Jugendstil zu, den er mit barocken und klassizistischen Stilelementen verband. So entstanden einige Geschäftshäuser und Villen für das gehobene Bürgertum – wie zum Beispiel das Geschäftshaus des Verlages der Münchner Allgemeinen Zeitung in der Bayerstraße, das 1929 allerdings durchgreifend modernisiert wurde, oder die Villa Bechtolsheim. Das Haus in der Maria-Theresia-Straße 27 mit dem hervorspringenden ovalen Turm wurde 1896 bis 1898 für Freiherr Clemens von Bechtolsheim erbaut. Auch in den Innenräumen der Villa ist die Sonnenblumenornamentik des Jugendstils zu entdecken.

Als Direktor der Terraingesellschaft Herzogpark reichte Martin Dülfer 1902 die Pläne für den südlichen Herzogpark ein und baute an der Adalbert-Stifter-Straße ein Restaurantgebäude. Auch einige seiner Schüler prägten das Bild der noblen Wohngegend – viele der Bauwerke existieren inzwischen jedoch nicht mehr. Kein Geringerer als Thomas Mann verhalf Martin Dülfer indirekt sogar zu literarischem Ruhm: Das berühmte Zitat »München leuchtet« soll generell auf Dülfers Bauten verweisen. Und das Fährmannhaus von Oberföhring bezeichnete Mann in »Herr und Hund« als »Villa von zwergenhafter Gestalt«.

Kunsthistoriker Dieter Klein, der außerdem Experte für Denkmalschutz ist, hat sich auf Spurensuche begeben: In der neuen Ausstellung im Kunstforum Arabellapark präsentiert der ausgewiesene Dülfer-Kenner Fototafeln, Pläne sowie Erläuterungen zu Dülfers Bauwerken in München und anderswo. Martin Dülfer, der 1942 in Dresden verstarb, hat unter anderem auch in Augsburg (Staats- und Stadtbibliothek), Südtirol (Stadttheater von Meran) und sogar Bulgarien (Umbau und Erweiterung des Nationaltheaters) bauliche Spuren hinterlassen. Die Dülferstraße in Feldmoching-Hasenbergl ist allerdings nicht nach ihm, sondern nach dem Bergsteiger Hans Dülfer benannt.

Auch Thomas Mann war ein Bogenhauser

Mit der Ausstellung zu Martin Dülfer eröffnet der MVHS-Stadtbereich Ost eine Veranstaltungsreihe zum Thema »Metropolis – Wohnen in der Stadt«. Mehrere Führungen zum Thema »Wohnen im Münchner Osten 1850 – 2020« stellen außergewöhnliche Wohnanlagen im Münchner Osten vor – wie etwa die Obergiesinger Feldmüllersiedlung oder die Messestadt Riem. Den Auftakt macht wiede­rum Dieter Klein mit zwei Führungen im 13. Stadtbezirk. Am Samstag, 4. Oktober, geht es in das Villenviertel rund um das Prinzregententheater, das nach wie vor zu den begehrtesten Wohngegenden Münchens gehört. Der Rundgang zeigt architektonische Meilensteine aus der Zeit um 1900. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Haupteingang des Prinzregententheaters.

Am Sonntag, 5. Oktober, führt Dieter Klein durch den Herzogpark, Treffpunkt ist um 14 Uhr am Herkomerplatz. Herzog Karl-Theodor verkaufte im Jahre 1900 seinen Besitz zwischen Isar und dem Isarhochufer an eine Terrain-Gesellschaft. In der Folgezeit entstand dort ein angesagtes Stadtviertel, in dem sich unter anderem Prominente wie die Schriftsteller Thomas Mann oder Erich Kästner niederließen.

Die Teilnahme an den Führungen kostet jeweils 6 Euro. Die Anmeldung ist möglich unter Telefon 6 20 82 00 oder online unter der Adresse www.mvhs.de/ost red

Artikel vom 23.09.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...