Ausgabe 9/2014

Oberschleißheim · Der Bürgermeister informiert

Christian Kuchlbauer, Erster Bürgermeister

Christian Kuchlbauer, Erster Bürgermeister

Oberschleißheim · Liebe Bürgerinnen und Bürger, sicher haben Sie in der Presse die Entwicklung der Zuwanderung von Asylbewerbern verfolgt. Die vielen internationalen Krisenherde führen dazu, dass die Zahl der Flüchtlinge von Monat zu Monat steigt. Deshalb hat die schnelle Schaffung von Unterbringungsmöglichkeiten derzeit absoluten Vorrang.

In unserer Gemeinde waren mehr als ein Jahr lang Asylbewerber in der Jugendbegegnungsstätte am Tower und mehreren Wohncontainern in den Außenanlagen untergebracht. Insgesamt kann ich sagen, dass es – auch dank der Unterstützung durch den ehrenamtlichen Helferkreis und das große Engagement meiner Mitarbeiterinnen im Sozialamt - gelungen ist, den Flüchtlingen in Oberschleißheim eine Heimat zu geben.

Positiv ausgewirkt hat sich auch die Einrichtung von zwei sogenannten Übergangsklassen an der Berglwaldschule. Dort werden Kinder mit sehr geringen Kenntnissen der deutschen Sprache von speziell ausgebildeten Lehrkräften in kleinen Gruppen auf den Besuch einer Regelklasse vorbereitet. Die hervorragende Arbeit der Pädagogen und die Unterstützung durch die Hausaufgabenbetreuung im Planet ‚O‘ hat dazu beigetragen, dass sich die Kinder aus den Flüchtlingsfamilien schnell wohlgefühlt und Anschluss an ihre Klassenkameraden gefunden haben.

Die zwischen Landratsamt München und dem Kreisjugendring vereinbarte Nutzungszeit für die Jugendbegegnungsstätte ist nun abgelaufen und das Gebäude soll wieder seinem ursprünglichen Zwecke zugeführt werden.

Das Landratsamt ist deshalb – wie in allen Kommunen des Landkreises – auch in unserer Gemeinde auf der Suche nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten.

Vergangene Woche wurde in der Turnhalle der Rupert-Egenberger-Schule in Unterschleißheim als Zwischenlösung eine Art Notunterkunft eingerichtet. Wer die Fotos in der Zeitung gesehen hat, wird nachvollziehen können, dass es sich bei einer derartigen Unterbringung nur um eine sehr kurzfristige und unbefriedigende Lösung handeln kann.

Die Suche nach geeigneten Grundstücken für die Neuerrichtung von Unterkünften gestaltet sich nicht einfach. Von privater Seite angebotene Flächen sind nicht immer geeignet und oft überteuert. Brach liegende Gewerbeflächen sind ebenfalls nur sehr eingeschränkt nutzbar. In Oberschleißheim kommt noch hinzu, dass viele unbebaute Grundstücke entweder im Landschaftsschutzgebiet liegen oder von staatlichen Behörden genutzt werden.

Derzeit kristallisiert sich folgende Lösung heraus:

Auf dem Grundstück an der Ecke Sonnenstraße / Schönleutnerstraße, auf dem derzeit ein Blumenfeld angelegt ist, soll in Ständerbauweise Wohnraum für Asylbewerber entstehen. Gegen die ursprünglich angedachte Lösung, dort über einen Zeitraum von mehreren Jahren Container aufzustellen, haben wir uns beim Landratsamt erfolgreich gewehrt. Denn gerade am Ortseingang, der in den kommenden Jahren durch die geplante Ansiedlung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität sicher aufgewertet wird, kann ein solches Vorhaben nicht gebilligt werden. Da mit einer Planungs- und Bauzeit von mehreren Monaten gerechnet werden muss, prüft das Landratsamt aktuell verschiedene Grundstücke, ob dort in der Übergangszeit Container aufgestellt werden können. Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, in der Diskussion sind mehrere geeignete Standorte.

Sobald es hier Neues gibt, werde ich Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten.

In den Vorgesprächen habe ich mich dafür ausgesprochen, 100 Flüchtlinge in Oberschleißheim aufzunehmen, da ab dieser Anzahl von staatlicher Seite eine Vollzeitstelle zur sozialen Betreuung der Asylbewerber eingerichtet wird. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, damit schnell und unbürokratisch vor Ort geholfen werden kann. Positiver Nebeneffekt ist eine Entlastung der Gemeindeverwaltung, die selbstverständlich bei allen Verwaltungsangelegenheiten unterstützen wird, aber keine sozialpädagogische Arbeit leisten kann.

Wir alle sind gefordert, den in Deutschland ankommenden Flüchtlingen zu helfen. Keine Kommune wird sich dieser Verantwortung entziehen können. Eine konstruktive gemeinsame Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten ist ein guter Weg, um die Bedürfnisse der Asylbewerber und die Interessen der Gemeinde unter einen Hut zu bringen. Ich bin sicher, dass auch künftig die oft durch Kriegserlebnisse traumatisierten Menschen eine positive Aufnahme in unserer Gemeinde finden werden.

Ihr
Christian Kuchlbauer, Erster Bürgermeister

Artikel vom 23.09.2014
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