Bad in der Kläranlage

Kirchberg diskutiert über Nutzung der Kläranlage in Thal

Ruhig und friedlich! Bald soll in Kirchberg ein neuer Freizeitbereich im Ortsteil Thal entstehen.	Foto: kw

Ruhig und friedlich! Bald soll in Kirchberg ein neuer Freizeitbereich im Ortsteil Thal entstehen. Foto: kw

Erding/Kirchberg · Friedrich Schiller dichtete dereinst in Wilhelm Tell: »Es lächelt der See, er ladet zum Bade.« Noch ist das keine gute Idee im Kirchberger Ortsteil Thal, denn der Teich, der hier zwischen Büschen und mit angedeuteten Liegewiesen drum herum liegt, ist eine Kläranlage.

Aber diese wird aufgelassen, sobald die Gemeinde die Kläranlage im Ortsteil Burg­harting erweitert hat. Der Baubeginn erfolgt in diesen Wochen. Dann soll das ganze Abwasser der Gemeinde Kirchberg in Burgharting gereinigt werden und die Kläranlage in Thal würde vom Netz genommen. Dann, so Bürgermeister Hans Grandinger, könnte die Gemeinde Kirchberg mit ihrer alten Teichkläranlage das selbe machen, was zwölf Jahre vorher die Inninger mit ihrer gemacht haben, als Inning an die Kläranlage Taufkirchen angeschlossen wurde: Die Umwandlung in ein Freizeitgelände. Genau diese Überlegungen sind angelaufen. »Eine öffentliche Nutzung soll es auf jeden Fall geben«, legte sich der Gemeindechef gegenüber der Presse fest. Alles Weitere müsse der Gemeinderat entscheiden.

In Inning hat sich Bürgermeister Franz Mesner, als er mit vollem Ernst die Idee vorgetragen hat, man könne dann ja in der alten Kläranlage baden, einiges anhören müssen. »Was bin ich damals ausgelacht worden«, erinnerte er sich. »Für verrückt erklärt haben sie mich!« Der Alt-Bürgermeister, der schon immer für seine praxisnahen Lösungsvorschläge bekannt gewesen ist, schüttelt heute noch den Kopf.

Die Kirchberger haben eine bessere Ausgangslage als die Inninger damals: Erstens liegen jetzt Erfahrungen vor, eben die aus der anderen Holzlandgemeinde, die mit Kirchberg in einer Verwaltungsgemeinschaft verbunden ist. Zweitens ist die Gemeinde Kirchberg im Landesprogramm »Integrierte ländliche Entwicklung«. Drittens ist das Heimatmuseum Thal in unmittelbarer Nähe. Beide Einrichtungen ließen sich miteinander kombinieren. Genau das hat Hans Grandinger vor. Dabei ließ er ausdrücklich offen, ob er aus der Kläranlage tatsächlich ein Naturbad machen möchte. Dazu griff er bereits wieder auf die Inninger Erfahrungen zurück: Diese haben das nämlich gelassen und bewusst nur von »Freizeitgelände« gesprochen. Damit umgehen sie die Festlegung als Badegewässer und die gesamten Hygienevorschriften für Badegewässser.

Technisch ist klar, was zu tun ist, und auch das haben die Inninger vorgemacht: Der Teich muss ausgebaggert werden. Am Grund nämlich sind massenhaft abgestorbene Pflanzenreste, die heraus müssen, wenn man in dem Teich baden will. Auf den Grund sollte dann ein Fließ eingelegt und darauf eine Kiesschicht aufgebracht werden. Das hat den Vorteil, dass das alte Wasser auch komplett abgelassen werden muss. Der Wasseraustausch in dem Teich regelt sich später von selbst: Jede Kläranlage braucht einen sogenannten Vorfluter, also einen Bach, in den das gereinigte Abwasser eingeleitet werden kann. Dieser bleibt ja erhalten, und so braucht man nur den Zulauf vom Bach her, weil der Zulauf über den Kanal ja entfällt. Bürgermeister Hans Grandinger wollte sich gegenüber der Presse noch nicht so weit aus dem Fenster lehnen, wohl auch, weil der Gemeinderat sich noch nicht mit der gebotenen Ausführlichkeit mit dem Thema befasst hat. Aber die Idee ist da, und die Gemeinde hat die große Möglichkeit, eine Freizeiteinrichtung zu schaffen, um die andere Gemeinden sie beneiden werden. kw

Artikel vom 28.08.2014
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