Jetzt doch da oben!

Der neue BA-Vorsitzende zieht nach 100 Tagen erste Bilanz

Thomas Kauer (CSU), leitet seit über 100 Tagen den Bezirksausschuss 16  Ramersdorf-Perlach.	Foto: bus

Thomas Kauer (CSU), leitet seit über 100 Tagen den Bezirksausschuss 16 Ramersdorf-Perlach. Foto: bus

Ramersdorf-Perlach-Neuperlach · Thomas Kauer (28) ist der Perlacher Junge von nebenan. Einerseits. Andererseits steht sein sachlicher und nüchterner Stil für eine neue Generation in der Politik.

Er überzeugt durch Fachwissen, effizienten Einsatz moderner Kommunikationslösungen und Engagement für den großen Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach. Althergebrachte Polemik liegt dem Vorsitzenden des Bezirksausschusses 16 mit zwei Studienabschlüssen, zuerst Politikwissenschaft und dann schon berufsbegleitend BWL, sehr fern. Bayrisch kann Kauer, der an verschiedenen Ecken in Perlach gewohnt hat, am Pfanzeltplatz und am Werner-von Siemens-Gymnasium zur Schule ging und den Bezirk liebt. Aber immer sprechen muss er den Dialekt nicht.

»Jede Wahl ist eine Zäsur«

So beschreibt Thomas Kauer die ersten Monate im neu gewählten Bezirksausschuss. »Mit rund der Hälfte neuer Lokalpolitiker im 45 Personen großen Gremium dauert es eine Zeit, bis man sich findet. Ich persönlich bin nicht mehr der Fraktionssprecher, der CSU-Argumente vertritt, sondern muss die verschiedenen Meinungsstränge nun moderieren.«

»Politik ist nicht planbar...

…und kein Automatismus, sondern immer überraschend und neu.« Genau das reizt Kauer, der als frisch gebackener BA-Vorsitzender nicht in seine eigene Karriere-Zukunft blicken will. »Hätte mich 2008 jemand gefragt, ob ich da oben sitzen will, hätte ich geantwortet: ›Du bist verrückt.‹ Dann wurde ich Fraktionssprecher und jetzt will ich in der gesamten Legislaturperiode für den Bezirk einen guten Job machen.« Sein Stil sei kooperativ und binde alle BA-Kollegen ein. Organisation und die rechtzeitige und digitalisierte Bereitstellung aller Unterlagen und Termininformation ist dabei ein wichtiger Baustein, auf den er achtet. Nicht einfach, angesichts der städtischen Verwaltungsmühlen inklusive nur einem Stapel Sitzungsunterlagen pro Fraktion anstatt für alle 45 BA-Mitglieder und einem mäßigen elektronischen Suchsystem nach Anträgen und BA-Unterlagen. Bereits jetzt arbeiten Kauers Kollegen daran, die BA-Website im engen Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten zu überarbeiten.

Stadtteilparlament erlebbar machen

»Die Bürger müssen uns als echtes Parlament wahrnehmen, die Sitzungen sollen nachvollziehbarer sein«, sagt Kauer. Es sei eine zentrale Aufgabe, den BA stärker bei den Bürgern als das ernsthafte, informierte und hilfreiche Stadtforum zu verankern. Einen ersten Schritt hat man durch die Öffnung der Unterausschüsse für die Öffentlichkeit und die Erweiterung der Bürgersprechstunde bereits getan. Eine Digitalisierung, beispielsweise durch ergänzende Beamerpräsentationen mit Karten, Plänen und Fotos oder bestimmten Schriftsätzen zum Mitlesen wäre eine Idee. Eine andere die bessere Ausstattung des BAs, beispielsweise mit Tablets, wie es Gemeinderäte im Umland bereits praktizieren. »Ich will auch für mehr Kompetenzen des BAs kämpfen, wie die Möglichkeit einer Expertenanhörung, die es bisher nur im Stadtrat gibt oder die Umwandlung von Anhörungen zu Entscheidungsvollmachten«, erklärt Kauer. Das funktioniert nur im Verbund mit anderen BA-Vorsitzenden. Zunächst gehe es darum, die Arbeitsabläufe der Stadtverwaltung im Hinblick auf fristgerechte Unterlagen, Hintergrundinformationen oder Ortstermine zu Uhrzeiten, die berufstätige Ehrenamtler wahrnehmen können, zu verbessern. Gleichzeitig müssen die BAler Pro und Kontra auf Basis von Sachkenntnissen genau abwägen, zu den Bürgern rausgehen und informieren. So könne man sich mehr Respekt und Bürgerteilhabe erarbeiten. Es bleibt aber angesichts des Wachstums des Stadtbezirks die Frage, was für die ehrenamtlichen Politiker leistbar ist.

Eigene Pläne und eine Urlaubsreise

»Die Liebe zu meiner Heimat, der schönsten Stadt der Welt und zu meinem Stadtteil Perlach-Neuperlach-Ramersdorf motiviert mich«, sagt Thomas Kauer ernst und doch leicht schmunzelnd. Die Themendichte sei enorm und natürlich würde er sich sehr freuen, wenn nun in seiner Amtszeit die Ramersdorfer Mitte und der Hanns-Seidel-Platz Baufahrt aufnähmen. Wesentlich näher seien aber das Piederstorfer Gelände, die Haldenseesiedlung und der Umgang mit einer verträglich begrenzten Zahl an Flüchtlingsunterkünften. Aber: »Die ganz großen Bauvorhaben sind nicht alles: Mir geht es um die Bürger und ihre Alltagsbelange. Ich denke an soziale Einrichtungen und Projekte, die extrem viel im Stadtteil leisten, Schulbauten und vernünftige Unterrichtsräume und Verkehrsprobleme! Gerade jetzt am Beginn meiner Amtszeit versuche ich, jeden Termin zur Grundsteinlegung, Feier und Begehung wahrzunehmen, um mit möglichst vielen Beteiligten zu sprechen.« Natürlich müsse auch er Prioritäten setzen, aber man spürt starken Willen und interessierte Verpflichtung für den BA 16.

Der eigene Urlaub soll und darf trotzdem nicht zu kurz kommen. Heuer fliegt Kauer in die USA und besucht einen Freund in Ohio. Ein Stopp in Washington steht auch auf dem Programm bevor er aus der weiten Welt wieder in die Heimat zurückkommt. Neue Motivation für den BA-Vorsitz muss er sich dort nicht erst holen, aber viele spannende Eindrücke. bus

Artikel vom 26.08.2014
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