Allrounder im Einsatz

Was die Freiwillige Feuerwehr in Schwabing alles leistet

Gerätewart Markus Brunner (links) und Abteilungsführer Harald Elsenbeer vor dem Gerätehaus.	Foto: Julia Stark

Gerätewart Markus Brunner (links) und Abteilungsführer Harald Elsenbeer vor dem Gerätehaus. Foto: Julia Stark

Schwabing · Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, erhält interessante Einblicke. Einsatzkräfte der Wehr in Freimann waren zum Beispiel bei der Rettung des Forschers Johann Westhauser aus der Höhle »Riesending« bei Berchtesgaden im Juni, der Bekämpfung des Hochwassers in Deggendorf 2013 und der Detonation der Schwabinger Bombe vor zwei Jahren dabei.

Auch manche Sonderaufgaben wie die Arbeit mit dem ABC-Zug, der zur Abteilung Stadtmitte gehört, werden von der Freiwilligen Feuerwehr München durchgeführt. Die Bezeichnung Feuerwehr ist heutzutage fast schon ein bisschen irreführend. »Nur noch bei zehn bis 15 Prozent unserer Einsätze handelt es sich um Brände«, sagt Harald Elsenbeer, Abteilungsführer der Abteilung Freimann der Freiwilligen Feuerwehr München. Alarmiert werden die ehrenamtlichen Rettungskräfte vor allem bei technischen Hilfsleistungen wie Unfällen im Straßenverkehr oder umgestürzten Bäumen bei Unwettern. Immer wieder sind sie jedoch auch bei großen Katastrophen im Einsatz. »Sechs meiner Leute sind bei der Flughelferstaffel«, berichtet Elsenbeer. Das bedeutet: Sie nehmen an Flugeinsätzen der Bundespolizei, der Fliegerstaffel der bayerischen Polizei und der Bundeswehr teil. Grund dafür sei unter anderem die Nähe zum Hubschrauberstandort der Bundespolizei in Oberschleißheim, erklärt Elsenbeer.

Zudem sei einer seiner Feuerwehrmänner Techniker bei der Bundespolizei: »Deshalb stehen wir in engem Kontakt.« Beteiligt gewesen seien seine Männer sogar an der Rettungsaktion des verunglückten Höhlenforschers Westhauser. »Sie waren aber nur vor Ort und nicht selbst in der Riesending-Höhle«, räumt er ein. Spektakulär gewesen seien auch der Hochwassereinsatz in Deggendorf und die Absicherung bei der Zündung der Bombe in der Baugrube der ehemaligen Kultkneipe »Schwabinger 7« in der Feilitzschstraße.

»Unsere Tätigkeiten sind sehr vielfältig, das motiviert die Leute«, sagt Elsenbeer. Drei seiner Kameraden seien zum Beispiel Chemiker, die gerade ihre Doktorarbeit schreiben. Im Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr helfen sie der Berufsfeuerwehr dabei, Gefahrenstoffe zu analysieren: »Überhaupt haben wir viele Studenten in der Abteilung.« Zurückzuführen sei dies auf die zahlreichen Studentenwohnheime im Viertel.

Eigens für die Arbeit mit Gefahrenstoffen ausgerüstet ist die Abteilung Stadtmitte der Freiwilligen Feuerwehr München in der Dachauer Straße. Dort gibt es nämlich einen sogenannten ABC-Zug, ein spezielles Fahrzeug zum Auffinden und Beseitigen dieser Stoffe. »So etwas hat die Berufsfeuerwehr nicht«, sagt Elsenbeer. Bei der Freiwilligen Feuerwehr hingegen gebe es keinen Rettungsdienst, keine Drehleitern und keine Taucher.

Grundsätzlich ist es aber die Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr, die Berufsfeuerwehr bei ihren Einsätzen zu unterstützen. »Das ist in München eine gewachsene Tradition«, erklärt Christian Kaiser, Sprecher der an der Hauptfeuerwache ansässigen Branddirektion.

Die Freiwilligen Feuerwehren seien nämlich zuerst da gewesen, die Berufsfeuerwehr sei erst aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen vor rund 130 Jahren gegründet worden. Von Anfang an sei das System auf zwei Feuerwehren ausgerichtet gewesen, die sich gegenseitig unterstützen und ergänzen. Da die ehrenamtlichen Kräfte mit den Profis der Berufsfeuerwehr mithalten müssten, seien die Maßstäbe in München sehr hoch, sagt Elsenbeer.

Um Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau zu werden, müsse man eine 80-stündige Ausbildung absolvieren, weitere 80 Stunden für einen Atemschutzlehrgang kämen hinzu. Verpflichtend sind auch 20 Übungen im Jahr, die jeweils rund drei Stunden dauern. Rechnen müsse man außerdem mit 100 bis 150 Einsätzen pro Jahr: »Das kann natürlich auch nachts passieren, wenn alle schlafen, oder an Heiligabend.« Wer sich für dieses Ehrenamt entscheide, müsse deshalb viel Engagement mitbringen. Informieren können sich Bürger über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr der Abteilung Freimann am Tag der offenen Tür am Samstag, 13. September von 12 bis 17 Uhr im Gerätehaus in der Heinrich-Groh-Straße 8. Auf dem Programm stehen unter anderem Vorführungen zu Maßnahmen bei einem Zimmerbrand, einer Fettexplosion und Verkehrsunfällen sowie eine Hubschrauberlandung und eine Fahrzeugschau. Für die kleinen Besucher gibt es eine Hüpfburg. Julia Stark

Artikel vom 26.08.2014
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