Zehentbauerhaus in Gefahr

Bürgerverein Lerchenau will das Schmuckstück retten

Die Villa mit Atelier soll ersetzt werden durch eine Bankfiliale und Wohnungen.	Foto: VA

Die Villa mit Atelier soll ersetzt werden durch eine Bankfiliale und Wohnungen. Foto: VA

Lerchenau · Unter dem Motto »Kunst statt Kapital – lieber Atelier statt Bankfiliale« – ruft der Bürgerverein Lerchenau zusammen mit der FDP und den Grünen für Mittwoch, 27. August, 18 Uhr, zu einer Demonstration vor dem Zehentbauer-Haus an der Lerchenauer Straße 206 auf.

Es wäre der 134. Geburtstag des Bildhauers Otto Zehentbauer gewesen, der dieses Atelier-Haus im 1912 errichten ließ. Das Haus wurde an die Stiftung der Raiffeisenbank München-Nord verkauft, die es abreißen will, um eine Bankfiliale und ein Wohnhaus zu errichten. Dabei gäbe es laut der Bürgerinitiative die Alternative, das Anwesen an einen Interessenten weiterzuverkaufen, der Haus und Garten erhalten will und das Atelier sogar öffentlich zugänglich machen würde. Der Bürgerverein hat im Internet auf der Plattform change.org eine Online-Unterschriftenaktion gestartet.

Das Zehentbauer-Haus wurde 1912 als eines der ersten Häuser der Lerchenau gebaut. Zehentbauer hatte es direkt nach seinem Studium gebaut und schuf dort sehr erfolgreich zunächst christliche Kunst wie Altäre, Heiligenfiguren, Madonnen, Friedhofsbrunnen, Grabmale. Später spezialisierte er sich auf Krippenfiguren. Hauptwerke stehen im Aachener Dom, im Dom zu Speyer aber auch die Frau- enkirche in München hat einige Figuren von Zehentbauer. Seine Schaffensperiode reichte bis etwa 1957. Er starb 1961 im Alter von 80 Jahren.

Sein Haus bewohnte seine Tochter mit ihrem Mann Gerhard Schramm. Das Paar blieb kinderlos. Beide ließen das Atelier unverändert. Schramm verstarb 94-jährig im November 2013. Ende 2012 erschien ein Buch über Zehentbauer, das aufgrund des umfangreichen Nachlasseses und der Erinnerungen Schramms erstellt werden konnte. Wegen der Recherchearbeiten bestand seitens des Bürgervereins guter Kontakt zu Gerhard Schramm, der betont hatte, dass er sein Haus erhalten wissen will. SeinTestament sah für fünf Jahre Verkaufsverbot vor. Als Erbe setzte er seinen von ihm adoptierten Neffen ein. Dieser hat das Haus zur Überraschung des Bürgervereins im April an die Stiftung der Raiffeisenbank Unterschleißheim verkauft. Das Nachlassgericht hatte das Testament bemängelt und grünes Licht für einen Verkauf gegeben.

Großzügig überließ der Erbe einen Großteil des Nachlasses Zehentbauers dem Bürgerverein Lerchenau. Der Bürgerverein hat das Atelier vor der Entrümpelung durch ein Unternehmen gerettet und fast vollständig ausgeräumt. Ein kleiner Teil, darunter vier überlebensgroße Modelle sowie einige Möbel, befindet sich noch darin.

Die Initiative sieht das Haus als wichtigen Identifikationspunkt für die Lerchenau. Zahlreiche örtliche Institutionen und Persönlichkeiten haben ihre Sorge in Unterstützungsschreiben formuliert. Der Bürgerverein Lerchenau hat deshalb im Mai das Gespräch mit dem Käufer gesucht. Für den Verein wäre der Erhalt durch die Raiffeisenbank wünschenswert, aber auch der Weiterverkauf des Hauses an einen bestehenden interessierten »Liebhaber«. Bankvorstand Werner Lawes sicherte zu, dieses in die weiteren Überlegungen einzubeziehen. Doch am 10. Juni erhielten die Nachbarn Baupläne zur Unterschrift vorgelegt.

Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach hat zwischenzeitlich die Vorstandschaft der Stiftung um ein Gespräch gebeten, bislang jedoch keine Antwort erhalten. Vorschlag des BA wäre ein Grundstückstausch. Das Kommunalreferat besitzt dort jedoch keine Grundstücke mehr. Das Landesamt für Denkmalpflege prüft derzeit eine Aufnahme in die Denkmalliste und hat die Stiftung der Bank um einen Besichtigungstermin gebeten. Auch hier hat die Stiftung laut den aktiven Kämpfern die Anfrage ignoriert.

Artikel vom 26.08.2014
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