Einzigartig in Bayern

Gelebte Tradition und Brauchtumspflege in Ebersberg

Die Landkreisgruppe des Kreiskartells mit Vertretern aller 16 Trachtenvereine koordiniert die Termine der einzelnen Trachtenvereine im gesamten Landkreis Ebersberg. 	Foto: Verein

Die Landkreisgruppe des Kreiskartells mit Vertretern aller 16 Trachtenvereine koordiniert die Termine der einzelnen Trachtenvereine im gesamten Landkreis Ebersberg. Foto: Verein

Ebersberg · Am 19. Januar 1964 wurde im Landkreis Ebersberg das erste bayerische Kreiskartell der Trachtenvereine gegründet – und ist bis heute das einzige in Bayern geblieben.

Zu den damals 14 Vereinen mit insgesamt 1.166 Mitgliedern kamen 1988 noch »D’Schlößlbergler Anzing« und 1993 der »G.T.E.V. Aubergler Poing« hinzu. Mit 415 Mitgliedern ist der Trachtenverein Ebrachtaler Ebersberg der größte im Kartell. Der älteste ist der 1905 gegründete Verein »Atteltaler Grafing«. Mittlerweile kommt das Trachtenkartell, das 1992 ins Vereinsregister aufgenommen wurde, auf rund 4.000 Mitglieder, plus etwa 480 Kinder und Jugendliche. Imposant war dementsprechend die Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen im Rahmen des Ebersberger Volksfestes.

Ein nicht enden wollender Zug mit Fahnenabordnungen aller 16 Vereine marschierte zum Festgottesdienst in die Volksfesthalle, wo die Trachtler anschließend ihre Tänze zum Besten gaben. »Das war schon etwas ganz besonderes, alle auf einer Bühne zu erleben«, erzählt der Kreiskartellvorsitzende Ernst Zimmermann. Die Gelegenheit dazu habe es letztmals im Mai 2011 gegeben, als nach siebenjähriger Pause in Aßling der Kreisjugendtag der Trachtenvereine stattfand. »So eine Großveranstaltung können wir nur durchführen, wenn wir ein bestehendes Festzelt oder eine Halle mitnutzen können. Selbst mieten wäre für uns zu teuer«, so Zimmermann. Denn das Kartell erhebt von seinen Mitgliedern keine Gebühren, sondern ist rein auf Spenden angewiesen.

Im Vordergrund des Kartells stehen ohnehin nicht die gemeinsamen Auftritte. Vielmehr geht es um die Zusammenarbeit der Vereine, damit eigene Veranstaltungen wie zum Beispiel die Hoagarten besser koordiniert werden können. »Die Trachtler wollen sich ja nicht gegenseitig Konkurrenz machen«, erklärt der Vorsitzende. Zu den Treffen entsendet jeder Verein jeweils den ersten und zweiten Vorplattler sowie je einen Jugend- und Dirndlvertreter, die gemeinsam die so genannte Landkreis-Gruppe bilden.

Keinerlei Probleme beim Nachwuchs

Doch bei der Kartell-Gründung, deren Hauptinitiatoren der damalige Landrat Remig Streibl und der Zweite Vorstand des G.T.E.V. Atteltaler Grafing, Franz Grabmaier, waren, gab noch eine ganz andere Motivation: Die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring (KJR). Denn in den 60er-Jahren mangelte es den Trachtenvereinen an Nachwuchs. »Darüber können wir uns heute nicht mehr beklagen«, freut sich Zimmermann. Noch nie sei der Zulauf so groß gewesen wie im neuen Jahrtausend. Die Zusammenarbeit mit dem KJR besteht jedoch auch weiterhin.

Bei den zweimal jährlich stattfindenden Hauptversammlungen sind jedes Mal vier Delegierte des Trachtenkartells vertreten. »Sie geben dann die Informationen aus den Sitzungen an die Vereine weiter«, so Zimmermann. Dabei gehe es nicht nur um geplante Veranstaltungen unter Beteiligung der Trachten-Jugendgruppen, sondern auch um rechtliche Themen wie beispielsweise neue Zuschussrichtlinien für die Jugendarbeit. Kürzlich leistete das Kreiskartell sogar Pionierarbeit im Vorschriftendschungel: Aus der dreiteiligen, seitenlangen Vorschrift aus dem Sozialgesetzbuch VIII, wonach jeder Jugendleiter oder- wart ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen muss, erarbeitete das Kartell eine vierseitige, leicht verständliche Leitlinie.

Kartellsingen am 24. Oktober

»Der Inn-Gauverband hat bereits verlauten lassen, dass er den ›Ebersberger Weg‹ geht«, berichtet Zimmermann nicht ohne stolz.

Die nächste Gelegenheit, einen Großteil des Trachtenkartells zu erleben und persönlich kennen zu lernen, bietet sich beim jährlichen Kartellsingen, zu dem sich die Musikgruppen der einzelnen Vereine treffen. Es findet am Abend des 24. Oktober in Kirchseeon statt, voraussichtlich in der ATSV-Halle. Sybille Föll

Artikel vom 19.08.2014
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