Wechsel mit Folgen

SpVgg 1906 Haidhausen gewinnt im Pokal – scheidet aber aus

Lange konnte sich die SpVgg 1906 Haidhausen (Archivbild) nicht über die Pokalsensation gegen den FC Ismaning freuen. Fotos: O. Rabuser/Archiv, privat

Lange konnte sich die SpVgg 1906 Haidhausen (Archivbild) nicht über die Pokalsensation gegen den FC Ismaning freuen. Fotos: O. Rabuser/Archiv, privat

Haidhausen · Es war eine kleine Pokalsensation – aber eine ohne Wert: Fußball-Kreisligist SpVgg 1906 Haidhausen hat in der vergangenen Woche den FC Ismaning im Bayerischen Toto-Pokal besiegt.

Doch am Grünen Tisch kam Ismaning eine Runde weiter. Dabei hatten sich die Haidhauser beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) konkret nach einer Regel erkundigt – und darüber wohl eine falsche Auskunft erhalten.

Es läuft die 79. Minute auf dem 06er-Platz an der St.-Martin-Straße: Der Kreisligist führt gegen die Ismaninger, die in der zwei Klassen höheren Landesliga Südost spielen, mit 3:2, die Überraschung liegt in der Luft. Da wechselt der Haidhauser Trainer Zelko Budisa aus. Vom Platz geht der verletzte Tim Huth, es kommt Pascal Scialdone, der zuvor schon leicht verletzt aus dem Spiel gegangen war. Rückwechsel sind in der Kreisliga möglich, auch im Münchner Kreispokal, den die SpVgg 1906 gewonnen und sich damit für die erste Hauptrunde des Toto-Pokals 2014/15 qualifiziert hatte.

Auf bayernweiter Ebene ist das Rückwechseln allerdings nicht erlaubt – was aber selbst beim Verband scheinbar nicht jedem bekannt ist. So hatte Giuseppe Scialdone, technischer Leiter des Gastgebers, laut eigener Aussage von einem hauptverantwortlichen BFV-Funktionär ein positives Signal für den geplanten Wechsel erhalten. Auch Schiedsrichter Benedikt Öllinger sei sich daraufhin »tausendprozentig sicher« gewesen, das ein Kreisligist schon aus dem Spiel gegangene Akteure wieder einwechseln dürfe. Für Haidhausen ein verhängnisvoller Irrtum: Der FC Ismaning verliert die Partie und legt Protest ein. Das Sportgericht wertet das Spiel mit 2:0 für den Landesligisten.

»Wir wunderten uns, als der bereits ausgewechselte Spieler wieder eingewechselt wurde«, sagte Christian Ludwig, Vorstand des FC Ismaning. Schließlich sei sein Verein im Pokal schon öfters gegen unterklassige Teams angetreten, habe aber noch nie einen Rückwechsel erlebt. Der Referee habe die Ismaninger Verantwortlichen dann bei der Auswechslung über die (vermeintliche) Regel informiert. Nach der 2:3-Niederlage sehen die Ismaninger in der Spielordnung nach und entdecken den Regelverstoß, den der BFV in einem Telefonat bestätigt. »Sportlich schade für die SpVgg, größten Respekt nach Haidhausen«, meinte Ludwig. »Kein Vorwurf an den Schiedsrichter, er hat sich hinterher entschuldigt«, meint Giuseppe Scialdone. »Mir tut es leid für die Mannschaft.«

In Runde zwei hätten sich die Haidhauser als Kreispokalsieger ihren Gegner aussuchen dürfen, die Wahl wäre auf den SV Heimstetten gefallen. Das Duell mit dem Regionalligisten kommt nun nicht zustande, obwohl es sich die Münchner sportlich verdient hatten. »Wir müssen es so hinnehmen«, sagt Scialdone. Ein Protest seitens der SpVgg ist nicht geplant und hätte auch keine Aussicht auf Erfolg, da die zweite Runde bereits läuft. Der FC Ismaning spielt am Dienstagabend gegen Wacker Burghausen.

Immerhin hält sich der finanzielle Schaden für die Ostmünchner in Grenzen. Der BFV verhängte eine Geldstrafe gegen die SpVgg 1906 Haidhausen, diese beträgt jedoch lediglich 100 Euro. Im Toto-Pokal gebe es zudem eh nicht viel Geld zu verdienen, meint Giuseppe Scialdone. Am Samstag rief Horst Winkler, Bezirksausschussvorsitzender des BFV, bei ihm an, um sich persönlich zu entschuldigen. Er sicherte Scialdone auch zu, eine Stellungnahme des Verbandes auf der Homepage zu veröffentlichen. Dort hatte der BFV zunächst nur kurz und knapp mitgeteilt, dass die Partie wegen des Einsatzes »eines nicht spielberechtigten Spielers« gegen Haidhausen gewertet worden sei. Dass jedoch Unklarheiten über die Regeln zu einem Wechselfehler führten – und nicht etwa der Einsatz eines gesperrten Akteurs ausschlaggebend für die Spielwertung war – wurde nicht erläutert. BFV-Pressesprecher Philipp Schmatloch wies auf Nachfrage zwar auf den verhängnisvollen Wechsel hin, konnte zum Ablauf aber keine näheren Angaben machen.

Natürlich hätten sich die Haidhauser auch genauer über die Regeln informieren können: Die Spielordnung ist auf der BFV-Homepage für jeden einsehbar. Sie ist jedoch immerhin 76 Seiten stark und laut Scialdone »teilweise nur für Juristen zu verstehen«. Haidhausens technischer Leiter fordert vom Verband mehr Transparenz: »Man sollte Kreisligisten, die sich für die erste Hauptrunde qualifizieren, aufmerksam machen: Achtung, ab jetzt gelten andere Regeln!« Schließlich würden Vereine wie die SpVgg 1906 sehr selten auf bayernweiter Ebene spielen. »Da denkst du nicht unbedingt daran, dass man nicht wie sonst zurückwechseln darf«, meint Scialdone.

Zudem seien manche Regeln widersprüchlich: So dürfen Bezirksligisten im Ligaalltag nicht rückwechseln, bei einer Teilnahme am Toto-Pokal auf Kreisebene hingegen schon. Über den Kreispokal kann nun auch die SpVgg 1906 Haidhausen einen neuen Anlauf nehmen. Und sollte die Mannschaft wieder die erste Hauptrunde erreichen, wird der Verein vermutlich die Regeln genauestens studieren. Benjamin Schuldt

Artikel vom 19.08.2014
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