Gefährlicher Spaß

Die Münchner Wasserwacht im ständigen Einsatz

Übung für den Ernstfall! Immer wieder muss die Wasserwacht reanimieren.	Foto: Kreiswasserwacht München

Übung für den Ernstfall! Immer wieder muss die Wasserwacht reanimieren. Foto: Kreiswasserwacht München

München · Zahllose Schlauchboote sind in der Isar auf Münchner Stadtgebiet gekentert. Im Heimstettner See ist gerade ein junger Mann ertrunken, am Feringasee musste ein Erwachsener im Juni aus dem Wasser gerettet werden. Täglich hören wir in diesem Sommer von neuen Badeunfällen.

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Warum? Gibt es heute eigentlich mehr Nichtschwimmer als früher? »Ja«, bestätigt Heinz Effenberger, Pressesprecher der Münchner Wasserwacht. Er und seine ehrenamtlichen Rettungsschwimmer sorgen für Sicherheit in den hiesigen Badeseen und Fließgewässern. »Viele Bürger können nicht schwimmen. Das betrifft Junge wie Alte. Was eigentlich die ureigenste Aufgabe der Eltern ist, schaffen die Schulen beim Schwimmunterricht nicht alleine. Da gibt es einfach Kinder, die keine Lust zum Schulschwimmen haben. Viele Eltern gehen mit ihren Kindern zum Babykurs, schicken sie aber später nicht mehr zum Schwimmkurs«, hat der Rettungsschwimmer beobachtet: »Ich hatte unlängst eine 4. Klasse, wovon ein Drittel der Kinder nicht schwimmen konnten!«

Wie dramatisch die Folgen für Nichtschwimmer schon im seichten Wasser sein können, veranschaulicht diese Rettung am Feringasee. »Um 15:06 Uhr wurde die Wasserwacht über die Notrufsäule nahe des FKK-Gelände/Kiosk alarmiert. Ein Rettungsassistent, ein Wasserretter und zwei Sanitäter machten sich mit dem Motorrettungsboot sofort auf den Weg. Zwei beherzte Frauen hatten den 39-Jährigen bereits aus rund 1,5 Meter Tiefe gerettet. Der ansprechbare Patient wurde medizinisch versorgt. Die Frau konnte wie ihre gesamte Familie nicht schwimmen.«

Ein Mann, den die Rettungstaucher am letzten Sonntag aus dem Heimstettner See geborgen und reanimiert haben, ist leider in der Nacht zum Montag im Krankenhaus gestorben. Er schwamm abends mit einem Freund und wurde bereits nach kurzem nicht mehr an der Wasseroberfläche gesehen. Die Rettungstaucher der Schnelleinsatzgruppe konnten den etwa 25-Jährigen rasch im dichten Bodenbewuchs des Sees in ungefähr fünf Meter Tiefe auffinden. Der Verunglückte war fast vollständig in den dichten Algenbewuchs des Heimstettner See eingesunken. Für ihn kamen Wasserrettung und die zunächst geglückte Reanimation zu spät.

»Sehr gut, dass auch viele Erwachsenen heutzutage Schwimmkurse besuchen. Die Ufer an unseren Seen können plötzlich steil abfallen und dann braucht ein Nichtschwimmer viele glückliche Umstände, damit er aus dieser Situation lebend wieder herauskommt«, erklärt Rettungsschwimmer Effenberger. Aber es sei nicht nur wichtig, dass alle schwimmen lernen, viele Eltern passten einfach nicht genügend auf. Das gilt an unseren Badeseen, die oft wie der Lerchenauer See schnell tief werden und besonders an der Isar.

Heuer war der Fluss oft durch starke Regenfälle im Stadtgebiet reißend. Das ist nicht ungewöhnlich, trotzdem missachten viele die Gefahren. Der erste Samstag im August verlief an der Wasserwachtstation Marienklause ungewöhnlich ruhig. Das änderte sich schlagartig zwischen 14 und 15 Uhr als das erste Schlauchboot in der Walze kenterte. Wasserretter der Ortsgruppe Mitte sind mit ihrem Einsatzfahrzeug 91/5 zum rechten Isarufer gefahren.

Beide ins Wasser gestürzte Männer haben es ans Ufer geschafft, eine Handverletzung musste versorgt werden. Kurze Zeit später sind sechs Personen gekentert. Alle flogen ins Wasser, einer ist selbst ans linke Ufer geschwommen. Ein Wasserretter geriet bei der Rettung in Not, wurde von Kameraden aus dem Wasser gezogen und ärztlich versorgt. Taucher haben weitere Bootsfahrer aus dem Wasser gerettet. Drei andere holte die Feuerwehr mit einem Boot. »Wir würden uns bei hohen Wasserständen wünschen, dass die Isar bereits ab Höhe Großhesseloher Brücke für Boote gesperrt wird und dass dort entsprechende Schilder stehen«, sagt Heinz Effenberger. Dazu fehlten aber die Einsatzkräfte.

Von Bettina Ulrichs

Artikel vom 14.08.2014
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