Erleichterung pur!

Tiertafel bekommt neues Zuhause an der Schwere-Reiter-Straße

Stadträtin Evelyn Menges (l.), Tiertafelvorsitzende Andrea de Mello und Kommunalreferent Axel Markwardt bei der Schlüsselübergabe.	Foto: sw

Stadträtin Evelyn Menges (l.), Tiertafelvorsitzende Andrea de Mello und Kommunalreferent Axel Markwardt bei der Schlüsselübergabe. Foto: sw

Zentrum/Schwabing · Erleichterung bei der Tiertafel: Sie hat jetzt ein neues Zuhause in Schwabing gefunden.

Kein Wasser, keine Toiletten und keine Heizung. Das alte Heim der Tiertafel München in einem sanierungsbedürftigen Gebäude der Deutschen Bahn an der Implerstraße ist verwahrlost, die Zustände sind angesichts der Leistung und Hilfe, die der Verein bedürftigen Tierhaltern bietet, absolut unangemessen. Doch die Tiertafel München wird nach einer Suche von über zwei Jahren im September in Räume der Stadt auf das Gelände an der Schwere-Reiter-Straße 3, Ecke Dachauer Straße, einziehen.

Das Gebäude an der Implerstraße muss abgerissen werden. Die Situation schien aussichtslos, denn bei den aktuellen Mieten in München und der Anzahl der Wohnungssuchenden ist ein gemeinnütziger Verein, der große Flächen für die Lagerung von Futter benötigt, quasi chancenlos. Doch die Stadt beteiligte sich an der Suche nach einer Bleibe. »Der Bedarf an Räumen ist natürlich enorm«, so Kommunalreferent Axel Markwardt. Eine kleine Halle an der Schwere-Reiter-Straße stand bisher leer und sollte eigentlich abgerissen werden. Nun zieht die Tiertafel dort ein. Die Miete für die 80 Quadratmeter wird vom Sozialreferat bezuschusst. Auf dem Gelände befinden sich hauptsächlich leer stehende Räume und Künstlerateliers. Auch wenn die Tiertafel nur noch halb so viel Lagerfläche hat wie in dem Bahngebäude, so freuen sich alle Mitarbeiter sehr auf den Umzug.

»Ich bin super erleichtert«, meint Andrea de Mello, Vorsitzende der Tiertafel. Fließendes Wasser und eine Heizung erscheinen jetzt geradezu als Luxusgüter. »Wir wollten eigentlich nur vier Wände und ein Dach über dem Kopf, aber das gibt es kaum noch in München«, so Andrea de Mello. Der neue Standort hat zusätzlich noch den Vorteil, zentral zu liegen. So können vor allem hilfsbedürftige Tierhalter aus dem Münchner Norden vom neuen Standort aus leichter versorgt werden. Die Räume sind im Moment noch renovierungsbedürftig und leer, doch durch Spenden und ehrenamtliche Helfer soll sich das bis September ändern. Denn dann werden hier jeden zweiten Samstag knapp 1.000 Kilogramm Futter pro Monat und Tierzubehör an eine Kundschaft von 500 Personen ausgegeben. Bis zu 750 Tiere sind bei der Tiertafel angemeldet, die meisten sind Katzen, Hunde, Hamster oder Wellensittiche. Neuanmeldungen kommen wöchentlich hinzu.

Viele Halter beziehen bereits Rente, doch von dieser können sie sich, Familienmitglieder und zusätzlich noch das geliebte Haustier nicht ausreichend versorgen. Viele werden auch durch Arbeitslosigkeit, Erwerbsunfähigkeit oder womöglich sogar Obdachlosigkeit bedürftig. Das Tier abzugeben, ist für sie keine Option, denn es ist für sie oft ein letzter Halt, etwas, das ihnen Trost spendet. Andrea de Mello beobachtet in letzter Zeit vor allem alleinerziehende Mütter, die sich das Leben in München und ein Haustier kaum noch leisten können. Viele bleiben jahrelang Kunde der Tiertafel, da sich ihre Situation kaum verändert.

Um als Tierbesitzer Nahrungsspenden zu erhalten, reicht es allerdings nicht, sie bei der Tiertafel abzuholen. Von jedem Halter wird ein Nachweis verlangt, dass man sich in einer finanziellen Notlage befindet und dass man das Tier schon davor hatte. Neuanschaffungen und Welpen werden nicht unterstützt.

An den Samstagen haben die zehn ehrenamtlichen Mitarbeiter alle Hände voll zu tun. Nicht nur die großen Mengen an Futter müssen ausgegeben werden. Viele Halter kommen auch, um sich auszutauschen und jemandem die eigenen Sorgen mitzuteilen. Andrea de Mello meint, dass die Tiertafel mittlerweile sogar zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden ist, um Menschen zuzuhören, zu beraten und zu besänftigen. In vielen Gesprächen geht es dann nicht nur um das Tier und das eigene Befinden, Jobängste und Neuigkeiten werden hier auch besprochen.

Für besondere Notfälle, wie zum Beispiel bei der Hündin Cinderella, die sich einen Kreuzband- und Meniskusriss zuzog und eine teure Operation benötigte, werden explizit Spender gesucht. Der gemeinnützige Verein engagiert sich bei diesen »Notfellchen« besonders, da es häufig um große Summen geht. Bei kleineren Verletzungen steht der Tiertafel auch alle vier Wochen eine Tierärztin zur Seite, die sich um das Wohl der Tiere kümmert. Doch ohne Spenden und der ehrenamtlichen Unterstützung von Geschäfts- und Privatleuten würde sich das Unternehmen nicht über Wasser halten können. Doch wie kann man helfen? Das Wichtigste, was benötigt wird, ist natürlich Futter. Doch auch hier ist man sehr eingeschränkt, da die Tiertafel nur Trocken- und Nassfutter ausgeben darf. Wer womöglich eine Schildkröte oder einen Hasen zu versorgen hat, wird bei der Tiertafel vergeblich nach Salat oder Gemüse suchen. »Helfen ist nicht einfach«, so Andrea de Mello. Sie freut sich auch über Sachspenden, wie Katzentoiletten, Körbchen oder Leinen. Und auch Geldspenden als Zuschuss für Tierbehandlungen werden gern angenommen. Jeden Donnerstag von 19 bis 20 Uhr und an allen Ausgabesamstagen nimmt der Verein die Spenden entgegen.

Noch bis Samstag, 23. August, wird die Tiertafel an der Implerstraße bleiben, dann steht der große Umzug bevor, bis man am Samstag, 27. September, Futter erstmals am neuen Standort ausgeben wird. Die Räume sind bis 2016 zur Benutzung für die Tiertafel gesichert. Pläne für die Zeit danach gibt es noch nicht, doch die Mitarbeiter sind vorerst erleichtert und glücklich, eine neue Bleibe gefunden zu haben. Sandra Will

Artikel vom 12.08.2014
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