»Bodenlose Sauerei«

Bogenhausen · BA 13: CSU fordert Lösung für leer stehende Gebäude

Die verhüllte Fassade des fast leer stehenden Gebäudes an der Ismaninger Straße. Die CSU-Fraktion im BA fordert nun Erklärungen von der Stadt.	Foto: hgb

Die verhüllte Fassade des fast leer stehenden Gebäudes an der Ismaninger Straße. Die CSU-Fraktion im BA fordert nun Erklärungen von der Stadt. Foto: hgb

Bogenhausen · »Das ist eine bodenlose Sauerei«, erregte sich der Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper (CSU), gleichzeitig Vizechef im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen. Der Grund für seinen harschen Kommentar im Kommunalparlament: Die seit fast zwei Jahren mit zwei Ausnahmen leer stehenden Gebäude an der Ismaninger Straße 126, gegenüber den abgerissenen Togal-Werken.

»Werden die beiden Gebäude vorsätzlich geschädigt und Mieter vertrieben?«,s fragte die CSU-Fraktion in einem Dringlichkeitsantrag und fordert Erklärungen von allen zuständigen Referaten der Stadt – genannt sind Lokalbaukommission (LBK), Untere Denkmalschutzbehörde, Sozialreferat sowie Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU). Fotos, die bei einer Ortsbegehung mit Vertretern der Polizei und des RGU entstanden sind, zeigen die Situation im Erdgeschoss des Rückgebäudes: Verstopfte Gullys, großflächig verschimmelte Wände, Bauschutt. »Sieben Monate stand hier Abwasser, das trotz Aufforderung durch die Mieterin vom Eigentümer nicht beseitigt wurde«, schreibt Brannekämper. Laut dem Antrag der CSU berichten Bewohner, auch ehemalige Bewohner und Nachbarn, davon, dass sich beide Häuser vor dem Eigentümerwechsel in gepflegtem Zustand befanden – andererseits aber von Wasserschäden in beiden Gebäuden, von im Winter offen stehenden Fenstern sowie Haus- und Wohnungstüren. Garniert ist die Aufforderung mit zwei delikaten Fragen: Seit wann sind der Landeshauptstadt die Leerstände bekannt – und seit wann die untragbaren Zustände? CSU-Sprecher Xaver Finkenzeller betonte: »Der Zustand des Gebäudes ist eine Schande für Bogenhausen.« Man wolle das Haus und die Wohnungen unbedingt erhalten.

Seit vergangenem Herbst ist die Hausfront mit Planen verhüllt, bis zur Unterkante des ersten Stockwerks ist wieder ein Gerüst mit Dach über Geh- und Radweg installiert. Wieder, weil Monate zuvor bei einem Sturm das Gerüst umgekippt war. Warf man damals einen kurzen Blick auf das 1901 erbaute Anwesen im Stil der Renaissance, sah man eine türkisgrüne Fassade und mit weißem Stuck umrandete Fenster. Anfang der Siebzigerjahre war die Fassade sogar mit einem Preis ausgezeichnet worden. Bei genauerem Hinsehen erkannte man aber auch, dass der Putz bröckelt. Hinter vielen Fenstern hingen keine Vorhänge mehr, vereinzelt sind Risse im Glas mit Klebeband geflickt, einige Fenster ohne Scheiben wurden mit Holzplatten verkleidet. In den Häusern gab es im Laufe der Zeit einen Exodus. Nach mehrfachem Verkauf wurden zuletzt umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen angekündigt, verbunden mit teils mehr als doppelt so hohen Kaltmieten. Bis auf drei zogen alle Bewohner nach und nach aus, eine gewachsene Gemeinschaft löste sich auf.

Eigentümerin ist eine ehemalige Projektgesellschaft der Grund & Boden AG mit Sitz in Grünwald. Wie Vorstand Walter Dietrich erklärte, sei zusammen mit dem Investor eine Projektgesellschaft gegründet worden – mit den Zielen, zu sanieren und zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. »Wir haben den Mietern die Sanierung angekündigt und sozialverträglich entmietet«, sagte Diet- rich. Heißt: Wohnraumbeschaffung und Abfindung, bis auf die erwähnten drei Mieter. In Abstimmung mit dem Denkmalamt sei die Baugenehmigung für Vorder- und Rückgebäude besorgt worden. Doch es folgte ein Streit mit dem Investor. »Von da an gab es nur Ärger mit den Anrainern und Mietern«, erklärt Dietrich. »Ich zog mich aus dem operativen Geschäft zurück und bekam auch keine Informationen mehr. Seither geht es mit dem Objekt bergab.« Dietrich hält das Vordergebäude als Denkmal schützenswert und im Rückgebäude einen Neubau für zulässig.

Helmut G. Blessing

Artikel vom 29.07.2014
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