Verkehr reduzieren

Bogenhausen · Schleichverkehr: BA fordert Einbahnregelung für Revaler Straße

Nadelöhr Revaler Straße: Begegnen sich hier Fahrzeuge, sind teils riskante Ausweichmanöver notwendig, oft ist die Verbindung regelrecht verstopft. Eine Einbahnstraßenregelung stadteinwärts soll jetzt Abhilfe schaffen.	Foto: hgb

Nadelöhr Revaler Straße: Begegnen sich hier Fahrzeuge, sind teils riskante Ausweichmanöver notwendig, oft ist die Verbindung regelrecht verstopft. Eine Einbahnstraßenregelung stadteinwärts soll jetzt Abhilfe schaffen. Foto: hgb

Bogenhausen · Seit fast 15 Jahren gibt es die Verkehrsproblematik in der Parkstadt Bogenhausen, vornehmlich im östlichen Bereich, angrenzend an die Weltenburger Straße. Lange und meist quälende Diskussionen, mitunter gar lautstarke Streitereien unter Bürgern und Lokalpolitikern waren die Folge.

Jetzt zeichnet sich überraschend eine – zumindest vorläufige – Lösung ab: In einem einstimmig verabschiedeten Antrag von CSU, SPD, Grünen und Liberalen fordert der Bezirksausschuss (BA) vom Planungsreferat der Stadt, eine Einbahnstraßenregelung der Revaler Straße zu erlassen. Die Maßnahme solle »zur Reduzierung der Verkehrsströme stadteinwärts« vorgenommen werden. Zudem soll im vierten Quartal 2014 ein Runder Tisch zum Verkehrskonzept Parkstadt durchgeführt werden, gemeinsam mit den zuständigen Referaten. Angesichts vieler Wünsche der Bewohner (»Gefühlt mehr als 100 Anträge sind noch offen«, meinte Verkehrssprecher Martin Tscheu) und kalkulierten 200 bis 300 Besuchern wird alternativ zum Runden Tisch auch eine Einwohnerversammlung erwogen, die nach der Bogenhauser Bürgerversammlung im November stattfinden könnte.

Ausgelöst und fortgeführt wurde das Dilemma durch den Richard-Strauss-Tunnel mit der Planung ab 1997 nach dem Bürgerentscheid »Drei Tunnel braucht der Mittlere Ring«, dem Baustart Mitte 2003 und der Verkehrsfreigabe der 1500 Meter langen Unterführung ab 20. Juli 2009. In der Begründung des jetzigen BA-Antrags heißt es: »Die zum Schutz der Anwohner während des Tunnelbaus vorübergehend getroffene Verkehrsregelung wurde 2009 als dauerhafte Maßnahme zur Verkehrsberuhigung durch das Planungs- und das Kreisverwaltungsreferat (KVR) verkehrsrechtlich angeordnet. Diese Regelung kam zahllosen Anwohnern entgegen, widersprach aber der Zusage des Oberbürgermeisters, dass das KVR mit Fertigstellung des Tunnels die Aufhebung sämtlicher getroffener Verkehrsregelungen beabsichtigt«. Nach zähem Hin und Her hatte dann im April 2011 die damalige BA-Jamaika-Koalition mit einer Stimme Mehrheit das KVR aufgefordert: »Da noch keine belastbaren Verkehrszahlen vorliegen, sind die im Zuge der Baumaßnahmen des Tunnels getroffenen verkehrsrechtlichen Anordnungen umgehend aufzuheben«. Zum Entscheid gab es wütende Proteste, aber vereinzelt auch Zustimmung.

Ein An­wohner meinte: »So wird das Chaos verstärkt, bis es zum Verkehrsinfarkt kommt.« Und ein Lokal­­po­litiker befürchtete: »Das bedeutet die Freigabe der Parkstadt für den Schleichverkehr.« Das grundlegende Ansinnen aller Parkstädter formulierte ein Anwohner: »Wir wollen von und zu unseren Wohnungen kommen. Wir wollen wenig, besser keinen Fremdverkehr«. Eine kurzfristig machbare und kostengünstige Lösung, seinerzeit beantragt von Barbara Lauter, hatte offensichtlich niemand erfasst: Eine Reduzierung des Verkehrs in der Revaler Straße um nahezu 50 Prozent könnte durch eine Einbahnstraßenregelung stadteinwärts erreicht werden. Der Verkehr aus der Parkstadt würde sich so auf alle anderen Verbindungsstraßen verteilen. Diese von KVR-Verkehrsexperte Peter Geck bei einem Workshop im Juli 2011 mit 150 Bürgern als »kleine Lösung« bezeichnet, erneut vorgebracht und verfeinert von Cornelia Zacherl, wäre nach Gecks Worten „schnell umsetzbar«.

Indes hatten einige Revaler Anlieger opponiert und gefordert, auch andere Straßen zu öffnen – gemeint waren die Parallelfahrbahnen Oder-, Havel-, Gleim- und Klosestraße, die alle von der Weltenburger Straße abzweigen. Just diese kleine Lösung machten sich jetzt die Kommunalpolitiker zu eigen. Und ob der »anhaltend katastrophalen Zustände«, so Anlieger Michael Seeberger, durch Begegnungsverkehr und Ausweichmanöver wegen parkender Autos, sind viele Anwohner nun offensichtlich bereit, die Kompromisslösung einzugehen. Ob die Stadt München sie umsetzt und ob sie die erhoffte Wirkung hat, das wird sich zeigen.

Helmut G. Blessing

Artikel vom 22.07.2014
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