Naturdenkmal wurde seiner Bestimmung übergeben

Ebersberg · Baumgeschichte(n)

Kreisheimatpfleger Max Krammer, Johann Taschner, Robert Niedergesäß, Bürgermeister Eugen Gilhuber und Bartholomäus Mäusl (v. l.).	Foto: Föll

Kreisheimatpfleger Max Krammer, Johann Taschner, Robert Niedergesäß, Bürgermeister Eugen Gilhuber und Bartholomäus Mäusl (v. l.). Foto: Föll

Ebersberg · Das Naturdenkmal »Breite Wiese«, an der Staatsstraße zwischen Buch und Moosach gelegen, ist vollendet. Mit der Enthüllung zweier Informationstafeln übergab Landrat Robert Niedergesäß am vergangenen Donnerstag den historisch bedeutsamen Ort offiziell der Öffentlichkeit zu »Zwecken des Natur- und Kulturgenusses«, und bedankte sich bei allen Sponsoren und Helfern, die dies ermöglicht hatten.

Zwei Jahre hatte es gedauert, bis der Platz fertig war, doch die Geschichte dahinter zieht sich über mehr als eineinhalb Jahrhunderte: Einst hatte in dem Waldstück eine über 1.000-jährige Eiche gestanden. Um sie vor der Abholzung für die Nachwelt zu bewahren, kaufte sie im Jahre 1846 König Ludwig I. von Bayern dem Schartlhofbauern Kaspar Maier und seiner Frau Anna für 70 Gulden ab. Doch die Natur selbst machte ihr den Garaus: Dichter Fichtenbewuchs raubte ihr das Licht und ließ sie über die Jahre hinweg langsam sterben. Dreizehn Meter Umfang hatte ihr gewaltiger Stamm, bevor sie 1988 bei einem Sturm zusammenbrach. 1990 wurde ein neuer Baum gepflanzt, doch irgendwann war er verschwunden. »Wahrscheinlich Forstarbeiten zum Opfer gefallen«, heißt es im Landratsamt, Genaues wisse man jedoch nicht. Vor zwei Jahren dann ein neuer Anlauf: Am 25. April 2012, dem 60. Internationalen Tag des Baumes, wurde eine neue, 24-jährige Stieleiche gepflanzt. »Vom Alter her gesehen könnte es ein direkter Nachkomme der Königseiche sein, aber sie stammt aus einer 20 Kilometer entfernten Baumschule«, erklärt Johann Taschner von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Ebersberg.

Um weitere Pannen zu vermeiden, hatte das Landratsamt Ende 2011 von den Grundstücksbesitzern, der Familie Mäusl, rund 900 Quadratmeter rund um die Eiche gekauft. Die Fläche wurde mit einer blüten- und krautreichen Pflanzenmischung angesät sowie aus den Überresten der Königseiche ein Ort zum Verweilen errichtet. Ringförmig angeordnete, große Rindenstücke mit Sitzsteinen dazwischen markieren den Umfang des einstigen Riesen. Viele Menschen waren an der Gestaltung des Naturdenkmals beteiligt, hatten nicht nur Geld gespendet, sondern auch tatkräftig mitgeholfen. »Die neue Eiche zum Beispiel hätten wir ohne den Frontlader eines Landwirtes gar nicht einpflanzen können«, erzählt Taschner. »Es ist ein historisch bedeutsamer Ort, für viele ein Kraftort, fest verwurzelt in den Gedanken und Erinnerungen vieler Landkreisbewohner«, sagte Niedergesäß. Er selbst sei als Bub von der Mächtigkeit dieses Baumes fasziniert gewesen und sehr froh, dass er nun zur Aufwertung dieses Ortes beitragen konnte. Zum Dank überreichte Taschner ihm ein handtellergroßes Stückchen original Holz der Königs- eiche mit Marienstempel.

Im Jahr 2000 waren viele solcher Teile für fünf Deutsche Mark verkauft und das Geld für ein Wohltätigkeitsprojekt in Südamerika gespendet worden. Die Königseiche lebt auch in anderen Formen weiter: Einen Ast der Königseiche verwandelte der Ebersberger Bildhauer German Larasser in eine lebensgroße Madonnenskulptur, die noch heute an der Schartlhof-Kapelle hängt. Und die Schützengesellschaft Königseiche Moosach, gegründet 1891, ließ sich gar bei der Namensgebung von ihr inspirieren.

Besucher des Naturdenkmals können die bewegte Geschichte sowie Wissenswertes rund um den Wald nun auf den zwei Informationstafeln nachlesen. Sie entstanden in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Ebersberger Kreisheimatpfleger Max Krammer und der Unteren Naturschutzbehörde. Bis man sich an den Stamm der Nachfolger-Eiche lehnen kann, um ihre Kraft zu spüren, wird es aber noch einige Generationen dauern. Sie hat gerade einmal einen Umfang von etwa 15 Zentimetern.

Sybille Föll

Artikel vom 15.07.2014
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