Eine Fülle von Problemen

München · Jeder dritte Gast der Bahnhofsmission ist psychisch krank

In die kirchlich getragenen Einrichtungen kommen immer mehr psychisch kranke Menschen.     Foto: Thomas Obermeier

In die kirchlich getragenen Einrichtungen kommen immer mehr psychisch kranke Menschen. Foto: Thomas Obermeier

München · Laut Jahresstatistik 2013 hat jeder dritte Gast, der bei der kirchlichen Bahnhofsmission in Bayern Rat und Hilfe sucht, psychische Probleme.

Rund 73. 000 Kontakte mit psychisch belasteten oder seelisch kranken Menschen wurden bayernweit gezählt, das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 42 Prozent. Über eine Viertelmillion Kontakte mit Gästen hatten die 13 Bahnhofsmissionen insgesamt, das sind fünf Prozent mehr als 2012.

Fast immer handelt es sich um Menschen, die eine Fülle von Problemen mit sich herumtragen. Gründe sind beispielsweise Arbeitslosigkeit, gescheiterte Beziehungen, Alkohol und Drogen. Die Arbeit mit psychisch kranken Menschen braucht viel Erfahrung und Wissen, aber auch Zeit und Geduld. Die finanzielle und personelle Ausstattung der Bahnhofsmissionen ist dafür kaum ausreichend.

Nach Ansicht der Münchner Leitung sind Obdachlosigkeit beziehungsweise ständig wechselnde Übernachtungsmöglichkeiten mit ein Grund, dass auch immer mehr Arbeitsmigranten unter psychischen Problemen leiden. »Diese Menschen, oft Osteuropäer, sind entwurzelt, sie haben keine Zukunftsperspektive und eine ganz schwierige Lebenssituation mit ungewissen Arbeitsmöglichkeiten.«, so die Münchner Leitung.

Auch die Belastung für die Mitarbeiter steigt, weshalb die Bahnhofsmissionen spezielle Schulungen für die Haupt- und Ehrenamtlichen anbieten.

»Nicht selten nehmen die Bahnhofsmissionen auch Menschen in Anspruch, die wenig Aussicht auf anhaltende Verbesserung ihrer Situation haben«, so Michael Lindner-Jung, Einrichtungsleiter in Würzburg. Für viele ist es entscheidend, dass sie Soforthilfe finden, bevor die persönlichen Probleme eskalieren. »Die Bahnhofsmissionen sind für diese Menschen meist die einzige noch erreichbare Anlaufstelle, weil sie selbst bestimmen können, wann und wie oft sie kommen möchten, und was sie von sich erzählen«, sagt Sandra Bauer-Böhm, Leitung der Bahnhofsmission Aschaffenburg.

Eine bessere finanzielle Ausstattung würde sich auch Hedwig Gappa-Langer von der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen in Bayern wünschen. Öffnungszeiten am Abend oder rund um die Uhr können wegen fehlender finanzieller Mittel nur wenige Bahnhofsmissionen bieten. Dabei wissen viele Menschen vor allem in der Nacht nicht, wo sie Hilfe finden. »Psychische Probleme halten sich nicht an Öffnungszeiten.«, so Gappa-Langer.

Artikel vom 09.07.2014
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