Albrecht Ackerland im Münchner Samstagsblatt über die beste Badestadt

Da schau her! Badeanstalt

München · Das mache ich sonst nie: Neulich war ich ein paar Tage in Berlin. Wieder in München angekommen wusste ich, was zu tun war. Ich fuhr zur Isar, Reichenbachbrücke, bis auf die Unterhose ausgezogen, rein ins Wasser.

Mir war klar geworden, dass man diesen Zustand in München gar nicht genug genießen kann – mitten in der Stadt ein Fluss, der nahezu Trinkwasserqualität hat.

Auch loben kann man nicht genug, und zwar die Verantwortlichen, die vor ein paar Jahren dafür sorgten, dass die Isar in der Innenstadt einen natürlicheren Lauf bekommt, und die sich dafür kümmerten, dass oberhalb der Stadt in den Klärwerken spezielle UV-Keimfrei-Anlagen gebaut wurden, die im Zweifel das sicher stellen – baden in der Innenstadt.

In Berlin war es heiß, tagelang. Berlin ist eine wunderbare Stadt im Sommer. Keiner schert sich, wenn man auch bis zwei Uhr in der früh nicht ganz leise draußen sitzt. Wenn einem danach ist, bekommt man so ziemlich überall danach noch ein Augustiner-Bier zum Mitnehmen, wenn ich in Berlin bin, gehe ich schon aus Prinzip jeden Abend in einen Spätkauf, allerdings nur, wenn ich's vor Ladenschluss um 23 Uhr nicht in den ganz normalen Supermarkt geschafft habe. Im Sommer schwingt eine Leichtigkeit durch Berlin, die Straßen sind grün, die Parks groß und reichlich bevölkert mit allerlei Kulturen. Wunderbar ist das.

Wesentlich weniger wunderbar war, als ich dann doch mal zum Baden wollte an einem Nachmittag. Will ich in München selten bis nie, aber manches ändert sich eben. Es war, gelinde gesagt, nicht ganz leicht, mal schnell eine Erfrischung zu finden. In der Spree baden? Wahnsinnig? Gut, dann zum Plötzensee im Wedding, eine Stunde Anfahrt, schlammiger Moorsee, das Ufer so überfüllt mit Menschen, dass zum Wasser schier kein Hinkommen nicht möglich war. Also nach Kreuzberg, Prinzenbad, eine Stunde Anfahrt, Chlor-Plörre, aber immerhin amüsantes Publikum.

Mir wurde klar, was ich zwar schon wusste, mir aber nicht wirklich bewusst war: Was für eine sensationelle Lebensqualität ein kilometerlanger Flusslauf in bester Badequalität quer durch die Stadt eigentlich bedeutet. Ich habe mir vorgenommen, jedes mal, wenn mich was an München aufregt, zur Isar zu fahren, um dort weiter drüber nachzudenken und zwar abgekühlt.

Artikel vom 06.07.2014
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