Missstände zeigen

Giesing/Haar · »GIERsing« wird der Hingucker auf dem Hanns-Mielich-Platz

Silvia Engelhardt (VHS), die Kursteilnehmerinnen Ilona Schönlau und Ingrid Felber, Künstler Werner Frank und Ehefrau Carmen sowie Künstler-Agent Jürgen Quest mit einem Baustein der Installation »GIERsing«. 	Foto: K. Kohnke

Silvia Engelhardt (VHS), die Kursteilnehmerinnen Ilona Schönlau und Ingrid Felber, Künstler Werner Frank und Ehefrau Carmen sowie Künstler-Agent Jürgen Quest mit einem Baustein der Installation »GIERsing«. Foto: K. Kohnke

Giesing/Haar · So viel steht jedenfalls fest: Die Künstlergruppe »Mitte Juli 1570« der Volkshochschule Haar plant Großes auf dem Hans-Mielich-Platz. Unter der Leitung des Künstlers Werner Frank entsteht ein echter Hingucker.

Der Titel des Objekts ist »GIERsing«, die feierliche Enthüllung ist am 18. Juli geplant. Viel mehr verraten die fünf Akteure zunächst nicht. Einige Details auf Nachfrage aber dann doch. Seit Januar arbeitet das künstlerische Team rund um Frank bereits an der Kunstinstallation.

Das Projekt wird von der VHS Haar und dem Kunst-Forum Hans-Mielich-Platz (HMP) der Bürgerinitiative »Mehr Platz zum Leben« unterstützt. Die Teilnehmer des Kurses wussten nur, dass ein gemeinsames Objekt gestaltet und später der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte. »Kunst findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern hat immer Bezüge zu realen Vorgängen«, so Alfred Pfeuffer, Leiter der VHS. Leitmotiv und Titel waren so bald gefunden. »Hinter dem Namen »GIERsing« verbirgt sich die Gier und der Unsinn der Wohnungspolitik in vielen Großstädten, auch in München«, erläutert dazu Werner Frank. Immobilien seien zunehmend Spekulationsobjekt und Geldanlage. »Die gesamte gewachsene Struktur eines Stadtteils ändert sich dann. Auch Giesing sei bereits betroffen«, sagt Frank. Der freischaffende Künstler ist langjähriger Dozent der VHS, lehrt Mosaik-Kunst und Bildhauerei. Mit dem Werk wolle die Gruppe aufrütteln und auf die Missstände hinweisen.

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Das Aktions-Plakat verrät dazu Details. Zu sehen ist ein leer stehender Altbau, den Heuschrecken in Besitz genommen haben. Zum Pressetermin im neuen VHS-Hauptgebäude hat Frank einen der sechs Bausteine dabei: einen sorgfältig eingehüllten Insektenkörper. Alle Teile müssen später zusammengefügt und noch patiniert werden. Eine Aufgabe, die Franks Ehefrau Carmen übernimmt. »Allein das wird mehrere Tage dauern, es ist ein aufwändiger Prozess«, erklärt Frank. Das Gesamtwerk wird am Ende etwa 1,30 Meter breit und 2,50 Meter hoch sein und auf einem gesicherten Sockel stehen.

»Das Projekt hat bislang so viel Freude gemacht und Erfahrungen gebracht, zu denen Otto Normalverbraucher keinen Zugang hat«, sagt Ilona Schönlau aus Waldtrudering, eine der Kursteilnehmerinnen. Die Installation entstünde in einer Mischtechnik aus Eisen, Holz und Bronze. Allein die Zusammenarbeit mit der Münchner Kunstgießerei Niedermeier sei sehr spannend gewesen. Dort entstand aus dem Wachsmodell der Gruppe unter anderem die spätere Gießform. Von der Idee bis zum fertigen Kunstwerk, von der Öffentlichkeitsarbeit bis zur Sponsorensuche zeichnet sich das gesamte Team verantwortlich. Jeder macht hier, was er gut kann – und lernt dabei von Frank noch manches. Der Kursbeitrag deckte freilich nicht die Kosten. »Da hat die Gruppe auch eigene Mittel reingeschossen, mehrere Hundert Euro sicherlich«, so Frank.

Etwa zwei Monate lang wird das Kunstwerk auf dem Hans-Mielich-Platz stehen. Danach soll es einem Museum angeboten und geschenkt werden. Projektleiter Frank zeigt sich begeistert. »Aus den Kursteilnehmern sind jetzt bereits Künstler geworden.« Und auch Alfred Pfeuffer ist auf die Akteure stolz. Es gebe wenige Kurse an der VHS mit ähnlichem Konzept. »Das gesamte Thema hat das Team selbst erarbeitet und gemeinsam geschaffen.« Aber das mache die Kunst aus. »Ihr macht hier etwas ganz Besonderes«, lobt Pfeuffer.

Die feierliche Enthüllung von »GIERsing« findet am Freitag, 18. Juli, um 16 Uhr auf dem Hans-Mielich-Platz statt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm ist geplant. K. Kohnke

Artikel vom 01.07.2014
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