Zurück zur Natur

Ismaninger Sohlrampe für Isarfische eingeweiht

Ökologische Lösung: 24.000 Tonnen Steine sind in der neuen Sohlrampe bei  Ismaning verbaut worden. Bei der Einweihung setzte Bürgermeister Alexander Greulich einige Jungfische in die Isar.	Fotos: bs

Ökologische Lösung: 24.000 Tonnen Steine sind in der neuen Sohlrampe bei Ismaning verbaut worden. Bei der Einweihung setzte Bürgermeister Alexander Greulich einige Jungfische in die Isar. Fotos: bs

Ismaning · Huchen, Äsche und alle anderen Fische können jetzt flussaufwärts schwimmen: Das alte Ismaninger Wehr ist einer sogenannten Sohlrampe gewichen. Und die Isar ist wieder ein Stück natürlicher geworden.

Symbolisch setzten Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich sowie Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident von Oberbayern, am vergangenen Freitag einige junge Huchen und Äschen in die Isar. Auf einer Kiesbank am östlichen Isarufer war die Rampe zuvor offiziell eingeweiht worden. »Ich bin froh, dass die Gefahrenquelle beseitigt ist«, meinte Bürgermeister Greulich in seiner Ansprache.

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Das alte Wehr, eine 3,7 Meter hohe Betonwand, hatte seit seiner Errichtung 1928 einige Tote gefordert, Jugendliche benutzten es trotz Lebensgefahr als Sprungturm. Und für die Fische war die Mauer ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zu den Laichplätzen. Die Tiere blieben in den Turbinen hängen, verletzten sich, verendeten. Was besonders im Falle des Huchen problematisch ist – denn der Lachsfisch steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten. »Aus ökologischer Sicht begrüßen wir die Maßnahme«, meinte Alexander Greulich.

Der Ismaninger Bürgermeister wollte jedoch nicht verschweigen, dass ein möglicher Umbau des alten Wehres in ein Wasserkraftwerk für die Gemeinde ein »Meilenstein der Energiewirtschaft« gewesen wäre. Das zeigt, dass die Errichtung der Sohlrampe nicht ohne lebhafte Diskussionen vonstatten ging.

Im April 2007 war das Vorhaben vom Wasserwirtschaftsamt München vorgestellt worden. Nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011 gab es dann einen Antrag, anstelle des Wehres eine Anlage zur Nutzung der Wasserkraft zu errichten. »Es war eine Gewissensfrage«, sagte Oberbayerns Regierungspräsident Hillenbrand. Ein Kraftwerk an dieser Stelle wäre ein weiterer starker Eingriff in die Natur gewesen, hätte die bestehende Energieausbeute aber lediglich um 0,5 Prozent gesteigert. Am Oberföhringer Wehr, das keine zehn Kilometer von Ismaning entfernt liegt, wird bereits der Mittlere-Isar-Kanal ausgeleitet, an dem sieben Kraftwerke saubere Energie erzeugen.

So hat sich in Ismaning schließlich die ökologische Lösung durchgesetzt. »Das ist keine Selbstverständlichkeit«, sagte Alfons Blank, Ehrenpräsident des Fischereiverbandes Oberbayern. Aber jeder Cent für die Sohlrampe sei eine Investition in die Zukunft gewesen. Gekostet hat der Umbau rund 800.000 Euro. Drei Viertel der Kosten übernahm der Energiekonzern EON, 200.000 Euro steuerte der Freistaat Bayern bei. Die Arbeiten haben fast zwei Jahre gedauert. 24.000 Tonnen Steine kippten die Arbeiter der Flussmeisterstelle München am alten Wehr in die Isar – das entspricht fast 1000 voll beladenen Lastwagen. »Die Steine mussten im Wasser punktgenau gesetzt werden«, erklärte Hillenbrand.

Aber die Mühen haben sich gelohnt: Die neue Rampe gleicht auf 88 Meter Länge sanft den Höhenunterschied von 3,5 Metern aus. Fische und Kleinlebewesen können das einstige Hindernis jetzt, auch bei verschiedenen Wasserständen, flussauf- wie flussabwärts überwinden. Für Bootsfahrer gibt es oberhalb der Rampe eine Ausstiegsstelle. Die Errichtung der Ismaninger Sohlrampe ist, wie zuvor bereits der Umbau des Mollwehrs in Unterföhring, ein Teil des Gewässerentwicklungskonzepts »Mittlere Isar«. Bis 2022 sollen alle Absturzbauwerke vom Oberföhringer Wehr bis hin nach Moosburg in naturnahe Sohlrampen umgewandelt werden. Huchen und Äschen dürften sich darüber freuen. Benjamin Schuldt

Artikel vom 01.07.2014
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