Den großen Apfel erobert

»Violinissimo« aus Erding gastierte in der Carnegie Hall

Grüße aus New York! Das Orchester »Violinissimo« aus Erding auf großer Konzertreise in den USA. Foto: »Violinissimo«

Erding · »In New York brauchst du ganz viel Glück«, meinte der Schriftsteller Charles Bukowski. Glück alleine hätte das Jugendkammerorchester »Violinissimo« wohl nicht von Erding nach New York geführt.

Durch üben, proben und einem eigenen musikalischen Ansatz hat sich das Orchester aus Erding seinen Erfolg selbst erarbeitet. Im vergangenen Jahr gewannen die jugendlichen Musiker den internationalen Orchesterwettbewerb »Summa Cum Laude« in Wien.

Im Publikum saß auch der Manager des New York Festival. Dieser zeigte sich spontan von »Violinissimo« so begeistert, dass er die Erdinger nach New York in die Carnegie Hall einlud. Nach vielen organisatorischen Hürden reiste das Orchester unter der Leitung von Ulli Büsel in den Pfingstferien nach New York. Schon der Hinflug gestaltete sich einzigartig. Statt durch Filme aus der Bordmediathek wurden die Fluggäste mit Klängen von Mozart in 10.000 Meter Höhe verwöhnt. Auf Bitten der Flugzeugcrew und anmoderiert vom Kapitän persönlich spielten die Jugendmusiker ausgewählte Stücke ihres Repertoires. Einige Fluggäste waren davon so begeistert, dass sie das Konzert von »Violinissimo« in der Carnegie Hall besuchten. Zuvor erkundete das Orchester aber das Stadtleben des »Big Apple«, besuchte anschließend das

Konservatorium Julliard und gab ein Konzert im Central Park. Den Höhepunkt der Reise bildete das Konzert in der Carnegie Hall. Vor etwa 2.500 Zuschauern begeisterte das Ensemble aus Erding besonders mit einer Ballade des weithin unbekannten Komponisten Ciprian Porumbescu und mit Kilar`s Tondichtung der baltischen Landschaft »Orawa«. Nach der Schilderung von Ulli Büsel wurde das Jugendkammerorchester mit anhaltenden Jubelrufen und Standing Ovations vom Publikum frenetisch gefeiert. Das Orchester »Violinissimo« wurde von Ulli Büsel, selbst Absolventin des Salzburger Mozarteums, vor zehn Jahren in Erding gegründet. Dabei verfolgt Ulli Büsel eine eigene Philosophie.

Die Jugendlichen spielen im Konzert ohne Dirigenten. Das bedeutet für Büsel, dass sie auch mit Kleingruppen (Streichquartetten, Stimmgruppen oder Einzelproben) arbeiten kann, um jedem Musiker die Möglichkeit zu geben, sich eigenverantwortlich mit den Stücken auseinanderzusetzten. Außerdem entwerfen das Orchester und Büsel zu jedem Werk gemeinsam eine »Geschichte«. Mit diesen Bildern im Kopf ergibt sich nach Ansicht von Büsel eine unglaubliche Homogenität. »Ihr spielt die Stücke nicht, ihr erzählt sie«, war ein Kommentar eines Konzertbesuchers in der Carnegie Hall. Büsel ist wichtig, dass die jungen Musiker keinerlei Druck verspüren und die Freude am Spiel behalten. Ihr Tipp für jugendliche Musiker lautet: »Musik machen ist Erfüllung, welchen Weg man auch immer einschlägt!« Auf jeden Fall ist der Weg von »Violinissimo« in New York noch nicht vorbei.

Am 18. April 2015 gibt das Orchester in der Stadthalle Erding ein Konzert unter dem Motto »Vier Saiten – Eine Stimme« zusammen mit dem international erfolgreichen Kinderchor Do-Re-Mi aus Tirol. Zusammen mit dem Tiroler Kinderchor sind im Gegenzug auch einige Konzerte in Österreich geplant. »Ich finde Violinissimo so toll, weil wir als Gemeinschaft zusammen musizieren und zu einer super Gruppe zusammengewachsen sind«, erklärt die 13-jährige Clara. Erfolge sind nach Meinung von Ulli Büsel nur das i-Tüpfelchen für das Orchester, die Grundlage bildet die Fähigkeit, sich musikalisch kreativ und frei auszudrücken. Bei aller Kreativität ist selbst »Violinissimo« nicht frei von Alltagsschwierigkeiten. Aus Versehen wurde das Orchester statt zum Flughafen Newark zum J.F. Kennedy Flughafen chauffiert. Mit Glück schafften es die Erdinger gerade noch ins Flugzeug. Ein bisschen Glück braucht man wohl doch in New York! Von Marcus Ullrich

Artikel vom 26.06.2014
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