Reine Herzenssache

Schlaganfall: Kreisklinik Ebersberg unterstützt Info-Kampagne

Per Kamera können auf der Tempis-Station der Kreisklinik Ebersberg Schlaganfall-Experten aus anderen Kliniken hinzugeschaltet werden, wie Oberarzt  Dr. Klaus Pürner demonstriert	Foto: Sybille Föll / Boehringer Ingelheim

Per Kamera können auf der Tempis-Station der Kreisklinik Ebersberg Schlaganfall-Experten aus anderen Kliniken hinzugeschaltet werden, wie Oberarzt Dr. Klaus Pürner demonstriert Foto: Sybille Föll / Boehringer Ingelheim

Ebersberg · Der Schlaganfall ist in Deutschland die häufigste Ursache für eine Behinderung im Erwachsenenalter. Allein im Freistaat erleiden jährlich rund 50.000 Menschen einen Schlaganfall.

Um über die Risiken aufzuklären, ist unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer die Frühjahrs-Kampagne »Bayern gegen den Schlaganfall« gestartet, initiiert vom Bayerischen Gesundheitsministerium in Zusammenarbeit mit Innenministerium, Deutscher Schlaganfall-Gesellschaft und des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim. Neben verschiedenen regionalen Aktionen tourt ein signalroter Londoner Doppeldeckerbus quer durch Bayern, um die Bevölkerung zu informieren. 

Am Montag, 30. Juni, macht er von 11 bis 17 Uhr Halt am Einkaufszentrum eEinZ in Ebersberg. In der Kreisstadt wird die mobile Aufklärungskampagne vom Präventionsprojekt INVADE (Interventionsprojekt zerebrovaskuläre Erkrankungen und Demenz im Landkreis Ebersberg) und von der Kreisklinik Ebersberg organisiert. Der Oberarzt Dr. Klaus Pürner, der Chefarzt der Abteilung für Gefäßchirurgie, Dr. Peter Kreissl, sowie Ärzte aus dem INVADE-Netzwerk werden abwechselnd für Fragen rund um das Thema Schlaganfall zur Verfügung stehen, ebenso Experten der AOK, des Reha-Sportvereins Grafing, Ernährungsberater sowie Willi Daniels, Initiator der ersten Schlaganfall-Online-Gruppe.

Risikofaktor Bluthochdruck

Außerdem liegen verschiedene Materialien für einen persönlichen Risiko-Check sowie Notfallhilfeblätter aus. Tipps für eine gesunde Ernährung gibt es vom Klinik-Küchenchef Ludwig Grill. »Die wichtigsten Risikofaktoren, einen Schlaganfall zu erleiden, sind hoher Blutdruck und Herz-Vorhofflimmern, also Herzrhythmus-Störungen«, sagt Dr. Klaus Pürner. Beides bleibe jedoch oft unbemerkt. Daher empfiehlt der Mediziner, regelmäßig den Blutdruck messen zu lassen und selbst den Puls auf Unregelmäßigkeiten zu kontrollieren. Auch spezielle ärztliche Untersuchungen seien sinnvoll: Bei der ABI-Messung wird der Blutdruck in Armen und Beinen gemessen. »Ist er in den Beinen niedriger, deutet dies auf eine Durchblutungsstörung und damit eine erhöhtes Risiko hin«, erklärt der Oberarzt. Eine Ultraschall-Untersuchung der Halsschlagadern gibt Aufschluss darüber, ob die Arterien verengt sind. Doch nicht nur für sich selbst sollte jeder vorsorgen, sondern auch anderen helfen können. Wird ein Schlaganfall schnell erkannt und behandelt, ist die Chance auf eine Genesung ohne Behinderungen sehr groß.

Vorsorge und Symptome

Drei Symptome deuten auf einen Schlaganfall hin: Wenn das Gesicht asymmetrisch wirkt, der ausgestreckte Arm nach unten absinkt oder sich dreht, und wenn das Sprechen undeutlich ist. Testen kann man diese, indem man den Betroffenen bittet zu lächeln, den Arm mit der Handfläche nach oben auszustrecken und ihn sichtbare Gegenstände benennen lässt, zum Beispiel Stuhl, Auto oder Stift. Bei Verdacht auf Schlaganfall muss sofort der Notarzt unter Telefon 112 verständigt werden. »Entscheidend sind die ersten drei bis viereinhalb Stunden«, sagt Dr. Pürner.

In diesem Zeitraum kann den Patienten mit einer Thrombolyse geholfen werden. »Dieses medikamentöse Verfahren zur Blutverdünnung erhöht die Chance, den Schlaganfall mit weniger Behinderungen zu überleben, um 27 Prozent«, erklärt der Oberarzt. Später sei das Gehirn meistens auf Dauer geschädigt, so dass oft körperliche Einschränkungen die Folge sind. Seit der Einrichtung der spezialisierten Schlaganfall-Station TEMPiS an der Klinik Ebersberg vor rund 13 Jahren wird die Thrombolyse auch hier erfolgreich angewandt. TEMPiS steht für »Telemedizinisches Projekt zur integrierten Schlaganfallversorgung« in der Region Süd-Ost-Bayern und ist ein Netzwerk aus mehreren hochqualifizierten Schlaganfall-Spezialisten, die für eine schnelle Diagnostik und sichere Therapie per Kamera live zu den Untersuchungen hinzu geschaltet werden.

Im Netzwerk arbeitet Ebersberg mit Neurologen aus der Klinik München-Harlaching und aus Regensburg, aber auch mit den in Ebersberg niedergelassenen Neurologen eng zusammen. »So können wir eine ebenso qualifizierte Behandlung auf höchstem Niveau anbieten wie eine Spezialklinik«, erläutert Dr. Pürner.   Sybille Föll

Artikel vom 25.06.2014
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