Genauso gut wie Sehende

Unterschleißheim · Landesschulsportfest für Blinde und Sehbehinderte in Unterschleißheim

Sebastian Roobs Traum ist es, 2016 bei den Paralympics anzutreten. Jetzt startet er beim Landesschulsportfest in Unterschleißheim.	Foto: privat

Sebastian Roobs Traum ist es, 2016 bei den Paralympics anzutreten. Jetzt startet er beim Landesschulsportfest in Unterschleißheim. Foto: privat

Unterschleißheim · Insgesamt 180 Blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche aus Bayern und Baden-Württemberg treten beim 23. Landesschulsportfest am Mittwoch, 9., und Donnerstag, 10. Juli, in Unterschleißheim an.

Die Leistungen gut trainierter Schüler seien mit denen Nichtbehinderter vergleichbar, sagt Frank Kuroschinski, Leiter der Edith-Stein-Realschule des Sehbehinderten- und Blindenzentrums Südbayern (SBZ), das die Veranstaltung ausrichtet. Die Unterschleißheimer zählen zu den Favoriten.

Alle sechs Jahre findet in Unterschleißheim das Landesschulsportfest statt. Dieses Jahr ist es wieder so weit: Am Mittwoch, 9. Juli, beginnen um 14 Uhr im Hans-Bayer-Stadion in Lohhof die Wettkämpfe in der Sparte Leichtathletik. Doch wer glaubt, die Sportler lägen mit ihren Ergebnissen weit hinter Gleichaltrigen ohne Einschränkung zurück, der irrt. »Unsere 17-jährigen Jungen erreichen beim Weitsprung teilweise 5,40 Meter und beim 100-Meter-Lauf Zeiten von 11,7 Sekunden«, sagt Kuroschinski stolz. Anders als bei regulären Sportveranstaltungen läuft beim Landesschulsportfest indes die Organisation ab. Beim Weitsprung muss die Zahl der Schritte bis zum Absprung genau bemessen werden. Manchmal wird auch auf Zuruf gesprungen. Für die Läufer gibt es oft einen Begleitläufer, der den Sportler führt. Problematisch ist laut Kuroschinski jedoch immer wieder, Begleitpersonen zu finden, die mit der Geschwindigkeit der Wettkampfteilnehmer mithalten könnten. Hier ist die Alternative, Richtungskorrekturen über ein Megaphon auszurufen. Das SBZ arbeite beim Laufsport jedoch mit Sportstudenten der Technischen Universität München (TUM) zusammen, die sich als Begleitläufer zur Verfügung stellen.

Seit zwei Jahren trainiert Sebastian Roob mit Begleitläufern. Der 17-Jährige ist Schüler der Edith-Stein-Realschule und im Leistungssport aktiv. Er leidet unter einer Durchblutungsstörung der Netzhaut. »Am Anfang war es etwas komisch, beim Laufen jemanden an der Hand zu haben, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt«, sagt er. Viermal in der Woche trainiert er etwa zwei bis drei Stunden. Der Sport habe ihm Disziplin, Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein gebracht, erklärt er. Sein Ziel ist es, 2016 bei den Paralympics in Rio anzutreten: »Das ist mein Traum, aber auch durchaus realistisch, ich kann es schaffen.« Doch auch beim Landesschulsportfest werde er sein bestes geben: »Für mich ist jeder Wettkampf wichtig.« Am Donnerstag, 10. Juli, ab 8.30 Uhr messen sich die Teilnehmer im SBZ im Schwimmen. Gleichzeitig wird in der Therese-Giehse-Realschule Basketball gespielt und in der Michael-Ende-Grundschule Goalball, ein spezielles Ballspiel für Blinde. »Der Spieler erreicht den Ball, indem er ihn hört«, erklärt Kuroschinski.

Praktiziert werde der Sport teilweise auch in gemischten Mannschaften, in denen Spieler mit und ohne Sehbehinderung vertreten seien: »Die Nichtbehinderten tragen dann eine Augenbinde.« Beim Landesschulsportfest seien jedoch ausschließlich Blinde und Sehbehinderte vertreten. Herausragende Leistungen erzielen die Schüler der Edith-Stein-Realschule regelmäßig im Schwimmen. In den vergangenen 15 Jahren seien sowohl die Jungen als auch die Mädchen beim Landesschulsportfest jedes Mal unter den Siegern gewesen, berichtet Kuroschinski. Einige der Schwimmer nähmen auch immer wieder an regulären Wettkämpfen außerhalb des Behindertensports mit Erfolg teil. Als Favorit werde das SBZ außerdem beim Goalball gehandelt. Bei dem Wettkampf »Jugend trainiert für Paralympics« hat die Mannschaft kürzlich beim Bundesfinale in Berlin den zweiten Platz geholt.

Wer die Schüler des SBZ anfeuern möchte, kann die Sportveranstaltung für Sehbehinderte übrigens besuchen. Sämtliche Wettkämpfe sind öffentlich. Lediglich bei den Goalball-Spielen ist Kuroschinski zufolge aufgrund der beengten Raumverhältnisse mit Platzproblemen zu rechnen. Julia Stark

Artikel vom 24.06.2014
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