Lachen für die Welt

Clownin aus Aschheim möchte iranische Kinder erfreuen

Vier »Clowns ohne Grenzen« – darunter Monika Staffansson aus Aschheim (rechts oben) – sind im Herbst wieder im Iran unterwegs. Für den geplanten Dokumentarfilm werden Unterstützer gesucht.	Fotos: Clowns ohne Grenzen, sf

Vier »Clowns ohne Grenzen« – darunter Monika Staffansson aus Aschheim (rechts oben) – sind im Herbst wieder im Iran unterwegs. Für den geplanten Dokumentarfilm werden Unterstützer gesucht. Fotos: Clowns ohne Grenzen, sf

Aschheim · Zuerst die türkisfarbene lange Hose und ein T-Shirt, dann die geringelten Strickstulpen über die Arme, das Gleiche über Kopf und Hals, kobaltblaues Hängerchen.

Während die Aschheimerin Monika Staffansson noch die überdimensionierte Krawatte mit den weißen Rüschen umbindet und in die knöchelhohen Turnschuhe mit der roten Bommel schlüpft, treten ihr erste Schweißperlen auf die Stirn. Aber das selbst genähte Kostüm passt, sie ist zufrieden. »Im Iran dürfen keine Haare und kein Fleckchen Haut an Armen oder Hals zu sehen sein«, erklärt sie. Rund 35 Grad Celsius erwarten sie dort im Herbst, in ihrem Haus in Aschheim sind es an diesem Tag gerade einmal etwa 23 Grad. Der Grund ihrer ehrenamtlichen Iran-Reise: Menschen zum Lachen bringen. Die 42-jährige gebürtige Münchnerin ist seit 2009 Mitglied und seit 2013 im Vorstand des gemeinnützigen Vereins »Clowns ohne Grenzen Deutschland«.

Was sie im Iran erwartet, weiß sie schon, im vergangenen Herbst war sie das erste Mal dort. Schon damals sollte der Dokumentarfilmer Walter Steffen einen Film über die ehrenamtlichen Clowns drehen, doch kurz vor der Abreise wurde ihm die Einreise verweigert. Eine wichtige Säule der Finanzierung der Low-Budget-Kinoproduktion ist das sogenannte Crowdfunding: Viele Unterstützer sollen einen kleinen Beitrag leisten, damit etwas Großes entstehen kann. »Diesmal hoffen wir, dass es klappt«, sagt Staffansson zu dem Filmprojekt. Es ist ihr größter Wunsch. Damit andere sehen können, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind, dass es aber wunderbare, engagierte Menschen in dem Land gibt – und natürlich, wie die Clowns ohne Grenzen ihre Impulse der Freude setzen. »Die Menschen sind dankbar für jeden, der sie sieht, der sie bewusst wahrnimmt und sich ihnen widmet«, sagt die Clownin. Dass sie erst 2013 ihre erste Reise antrat, war ihren beiden Töchtern geschuldet. »Jetzt sind sie elf und 13 Jahre alt, da kann ich schon mal länger wegfahren, ohne ständig erreichbar sein zu müssen«.

Sie ist froh, dass ihr Mann sie unterstützt und das Projekt befürwortet. Auf die Kinder wirke sich ihre ehrenamtliche Tätigkeit positiv aus: »Sie bekommen ein offeneres Weltbild«, ist die Mutter überzeugt. Demnächst möchte sie gerne ein Schulprojekt starten, um auch anderen Kindern zu zeigen, was die »Clowns ohne Grenzen« tun. Während die meisten ihrer Clownskollegen professionelle Artisten oder darstellende Künstler sind, verdient Staffansson ihren Lebensunterhalt als freiberufliche Kinderkrankenschwester. »Ich bin aber von Geburt an Clown«, sagt Monika Staffansson lächelnd. Ihre grau-blauen Augen blitzen spitzbübisch. »Clown sein ist die schönste Art, mit der kleinsten Maske der Welt – einer roten Nase – einen direkten Zugang zu den Menschen zu bekommen«, erklärt Staffansson. Ein Clown müsse nicht plakativ und laut sein, vielmehr gehe es darum, Freude und Liebe auszutauschen, ganz unspektakulär. »Dabei ist absolute Präsenz gefragt«, sagt die Clownin. Man widme sich ganz dem Moment, ganz dem Gegenüber.

Ihre Präsenz ist auch im Gespräch zu spüren. Kein unruhiges Wandern der Pupillen, stattdessen permanenter Blickkontakt. Als sie die Kopfbedeckung wieder abnimmt, fallen ihr die langen, dunkelbraunen Haare über die Schultern, umrahmen ihr sonnengebräuntes Gesicht. Sie sei oft draußen im Garten, erklärt Staffansson. Das sei eines ihrer Hobbys. Jahrelang hatte sie japanische Kampfkunst und Capoeira betrieben, einmal pro Woche spielt sie Improvisationstheater, zupft dazu Gitarre und Ukulele. Letztere begleitet sie auch bei ihren Auftritten als Clownin. 2008 hatte Monika Staffansson die Eingebung, dass genau der richtige Zeitpunkt für eine Ausbildung in der Freisinger Clownschule »Kunst des Stolperns« gekommen sei. Ohne, dass sie ein bestimmtes Ziel damit verfolgt hätte. Einer ihrer Lehrer war damals Präsident der »Clowns ohne Grenzen«. So stolperte die Aschheimerin in die Truppe hinein.

Ein Hobby ist es nun nicht mehr, vielmehr eine Herzensangelegenheit. Durch die »Clowns ohne Grenzen« hat sich ihre Einstellung zum Leben verändert: »Ich kenne keinen Stress mehr. Im Leben geht es um mehr als um persönliche Befindlichkeiten«. Sie habe gelernt, dass Wohlstand nicht selbstverständlich ist – und jeder Tag in Freiheit ein Geschenk.

Wer den Dokumentarfilm »Joy in Iran« unterstützen möchte, findet nähere Informationen unter www.startnext.de/joy-in-iran Sybille Föll

Artikel vom 03.06.2014
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