Münchner Samstagsblatt-Kolumnist Albrecht Ackerland setzt Signale

Da schau her! Laue Ärger-Nächte in München

München · Neulich hatte ich ein schönes Zivilcourage-Erlebnis: Ich saß an der Isar, ein 16-Jähriger kam vorbei und ließ auf meiner Höhe seinen leeren Cola-Becher fallen, ich so: »Du, Dir ist da was runtergefallen!«, er so: »Ja, nehm ich gleich mit!«.

Die Jugend ist ja seit Jahrtausenden schon verroht, mein Lieblingszitat meiner Lieblingsband Attwenger beschreibt das unübertrefflich gut: »Es is scho oiwai a so g’wen, dass’ nimmer is, wia’s amoi war.« Beim Cola-Teenie an der Isar setzte ich nicht weiter nach, ich gebe ungern den öffentlichen Erzieher (außer freilich wöchentlich an dieser Stelle). Und so begab es sich, dass der Bub nach wenigen Minuten anrückte, und seinen Becher aufklaubte. Er hatte seinen Stolz gewahrt, ich meinen Frieden. Alle waren wir glücklich, und die Isar konnte weiter durch diesen lauen Frühabend flimmern.

Darum geht's – sich gegenseitig freundlich daran erinnern, dass jeder seine Bedürfnisse hat, damit sein Leben schön bleibt. Ich mag es etwa, dass die Isar sauber bleibt. Ich kann mir auch keinen noch so 16-jährigen vorstellen, der sich in eine Müllhalde setzen will. Genau so werde ich bald jeden einzelnen Ruhestörungs-Anrufer, der Wirten und Gästen das Leben schwer macht, persönlich aufsuchen und ihn freundlich erinnern, dass er vielleicht genau deshalb in München leben will, weil München München ist und weil genau dieses München München ausmacht. Dazu gehören unbedingt volle Straßencafés bis Mitternacht und eine Isar, die am Morgen sauber ist.

Artikel vom 29.05.2014
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