Hoamat Bayern: Die Geschichte des Bieres im altbayerischen Dorf erleben

Schliersee · Brauerei- und Picherfest

Die Tettnanger Hopfenhoheiten 2013/2015 zu Gast am 25.5. beim historischen Brauerei- und Picherfest im Markus Wasmeier Freilichtmuseum. v.l.n.r.: Hopfenprinzessin Petra Heine, Hopfenkönigin Jutta Häfele, Hopfenprinzessin Franziska Schmid. F: HPV Tettnang

Die Tettnanger Hopfenhoheiten 2013/2015 zu Gast am 25.5. beim historischen Brauerei- und Picherfest im Markus Wasmeier Freilichtmuseum. v.l.n.r.: Hopfenprinzessin Petra Heine, Hopfenkönigin Jutta Häfele, Hopfenprinzessin Franziska Schmid. F: HPV Tettnang

München/Schliersee · ch höre ja immer wieder, dass manche bei uns der Monarchie nachtrauern. »Wenn wir halt noch einen Kini hätten...« Nun, die Zeiten sind vorbei, da kann man das Rad der Zeit nicht zurückdrehen und ich will das auch gar nicht.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

  • Markus Wasmeier-Kolumne
    Im Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee pflegt Markus Wasmeier, bekannt als Skirennläufer, das kulturelle Erbe seiner Heimat

Und außerdem haben wir trotzdem einige Königinnen. Ich meine jetzt keine Wittelsbacher, Habsburger oder Preußen, ich meine unsere bayerischen Bier- oder Hopfenköniginnen. Jedes Jahr werden diese Damen neu gewählt, um ihre Region oder ihr Bier nach außen zu repräsentieren. Dies können sie auch mit einem gewissen Stolz tun, denn das bayerische Bier genießt weltweit einen ausgezeichneten Ruf, sicher auch wegen der Sortenvielfalt, die unsere Braumeister geschaffen haben. Wir haben in Bayern aber auch alles, was man für ein gutes Bier braucht, Getreide, Hopfen und sauberes Wasser.

Trinken ist einfach ­– die Herstellung braucht Liebe und Geduld

Der Hopfen aus der Holledau gilt als einer der besten und aromatischsten und bei den Getreidesorten, die zu Bier verarbeitet werden geht die eine oder andere Brauerei völlig neue Wege. Oder sollte ich sagen alte Wege? Einige Braumeister experimentieren mit alten Arten wie dem Einkorn und andern fast vergessenen Getreidesorten. Ich bin gespannt, was sich da in den nächsten Jahren noch tut, der Kreativität sind auf jeden Fall keine Grenzen gesetzt. Und um auf meine Bierköniginnen zurückzukommen, die Frauen sind heute nicht mehr nur als Aushängeschild für die Brauereien da. Immer mehr junge Frauen erlernen den Beruf der Bierbrauerin und die Damen tragen mit einem ganz andern Geschmacksempfinden entschieden zur Vielfalt der Biersorten bei.

Früher war das Handwerk des Bierbrauers ein sehr kraftraubendes. Das Bewegen eines 100-Liter Fasses kostet Kraft und besonders anstrengend war auch das Pichen, eine Arbeit, die nicht mehr jeder kennt. Dies war immer dann nötig, wenn die dünne Pechschicht, die das Fass im Inneren abdichten sollte, rissig wurde. Die Brauer sagen: »Die Fässer schweißen«. Doch nicht nur undicht wurden die Fässer, auch Bakterien hatten leichtes Spiel und das Bier konnte schneller verderben. Also wurde ein Pichtag eingelegt und alle mussten ran und die Fässer neu pichen.

Wie man vor dreihundert Jahren gebraut hat, das können Sie bei mir im Freilichtmuseum in Schliersee erleben. Regelmäßig veranstalten wir Bierbraukurse in unserer historischen Schöpfbrauerei und kommende Woche am Sonntag feiern wir das traditionelle Brauer- und Picherfest in unserem altbayerischen Dorf.

Unser Museums-Braumeister Olaf Krüger zeigt den Besuchern die Schöpfbrauerei, in der in handwerklicher Tradition unser beliebtes Museumsbier entsteht. Auch die Abfüllung ist bei uns im Übrigen noch echte Handarbeit. Sieht man das, bekommt man einen Eindruck, wie schwer die Arbeit einmal war und vielleicht trägt es auch etwas zur Wertschätzung des Produktes Bier bei. Denn gutes Bier ist nicht einfach so im Geschäft zu kaufen, es muss in vielen Arbeitsschritten hergestellt werden.

Das Getreide wird zum Keimen gebracht, das so entstandene Malz gedörrt, anschließend mit Wasser vermengt und Hopfen zugegeben. Nach dem Sieden und Abkühlen war es früher immer spannend, wie das Bier schmeckt, denn jeder Sud war anders. Temperatur, Rohstoffe und andere Einflüsse konnte man früher nicht in dem Maße kontrollieren wie es in modernen Anlagen möglich ist. In unserer historischen Brauerei ist das bis heute so, sodass das Bier immer eine kleine Überraschung parat hat. Und ich mag Überraschungen. Wenn Sie unser Museumsbier probieren, dann schmecken Sie zusätzlich noch die Liebe und die Sorgfalt, mit der es gebraut ist.

Besuchen Sie mich doch an unserm Brauerei- und Picherfest, es gibt verschiedene Bierspezialitäten zum Verköstigen und im Anschluss können Sie mit unserm Bierbrauer oder Ihren Freunden fachsimpeln. Wenn Sie sich dabei nicht einig werden, so können Sie sich im Fasslrollen-Wettbewerb messen. Alles in allem ein große Gaudi und wer dann Hunger bekommt, wird im Wirtshaus »Zum Wofen« mit bayerischen Schmankerln verwöhnt und auch hier erlebt man das Bier dann noch von einer ganz anderen Seite, nämlich in der Bratensoße.

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 22.05.2014
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